Ex-Oasis-Frontmann Liam Gallagher bricht in Hamburg Konzert ab: Kein Rock’n’Roll

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Liam Gallagher in Hamburg | © Andres Lehmann

Es sollte ein Abend werden, wie zu Oasis-Zeiten: Liam Gallagher kehrte in die Hamburger Sporthalle zurück, und verließ sie schnell wieder.

Vor gut zehn Jahren habe ich in der Hamburger Sporthalle (Rock’n’Roll hat immer auch mit Schweiß zu tun) eines der letzten Oasis-Konzerte gesehen: Ein herausragender Abend. Wenige Tage später jedoch flogen in Paris die Gitarren, und die Band ging auseinander. Seit dem habe ich zweimal Noel Gallagher live gesehen, der noch immer wunderschöne Songs schreibt, zuletzt aber in neue musikalische Richtungen „abgedriftet“ ist. Sein Bruder Liam tourt auch, hat mittlerweile seine Nachfolger-Band Beady Eye hinter sich gelassen und zwei Solo-Platten herausgebracht: Erstere (“As You Were”) war zufriedenstellend, zweitere (“Why Me? Why Not!”) richtig gut.

Chris, der mich schon vor zehn Jahren begleitet hat, musste ich dennoch überreden, mitzukommen: „Singt der denn auch Oasis-Songs?“, so seine Frage. Und genau hier liegt noch immer das Problem: Egal ob Noel, oder Liam – an sich möchten wir die Hits der 90er Jahren hören, noch einmal das Gefühl haben, jung zu sein, mitgröhlen zu Wonderwall und Co. Also kam er mit, und ich stellte in Aussicht, dass die Setlist tatsächlich viel Rock’n’Roll der “guten alten Zeit” verspräche.

Und dann kam alles anders

Das Konzert begann pünktlich um 9 Uhr, zuvor wurden auf einer riesigen LED-Leinwand Bilder aus Liams aktuellen Musikvideos gezeigt, unterlegt mit “Fucking In The Bushes” von, na klar, Oasis. Zuvor hat eine Vorband gespielt, die „Twisted Wheel“ heißt. Ein Glück wurde dies groß auf besagter LED-Wand gezeigt. Denn der Sound war unter aller Kanone. So einen Klang-Matsch habe ich selten gehört. Und das lag nicht an der Band, die sich mühte, aber was bei uns ankam, hatte mit Musik nur noch wenig zu tun. Bei Oasis klang die Vorband damals in der Sporthalle auch nicht gut, doch die Brit-Combo schließlich punktete mit gutem Sound. Diesmal war es anders. Die Vorband war nicht zu verstehen, und als Liam nebst großer Band – alleine drei Damen für die Background-Vocals – auf die Bühne kamen und die ersten Töne von „Rock’n’Roll Star” (Chris sollte doch nicht enttäuscht werden…) anstimmte, dachte ich mir nur: Au weia!

Die Akustik war zwar einen Ticken besser, aber eines Liam Gallaghers nicht würdig. Zudem klang seine Stimme sehr rau, er schien so, als müsse er die Töne noch mehr rauszudrücken als üblich, wie immer die Lippen ans Mikrofon gepresst. Schon während des Songs gestekulierte er andauernd mit der Technik. Wir standen rund zehn Meter von der Bühne entfernt, und statt einzig des Songs zu lauschen, blieb uns nicht verborgen, wie dem Ex-Oasis-Frontmann tatsächlich nichts zu passen schien. Bereits nach dem ersten Song ging er zum Techniker an die Seite, es wurde auf die Boxen gehauen, und man mag sowas hineindichten wie „der Klang geht nach vorne besser raus“. Das aber stimmte nicht, es kam ein Klangbrei an. Es folgten die schönen Singles seiner Platten, darunter der wohl beste Song seiner bisherigen Solo-Karriere, „Shockwave“. Doch immer wieder setzte Liam mit dem Gesang aus, warf seine Rasseln von sich, fuchtelte mit den Armen, und verließ dann, nach dem vierten Song, kurz die Bühne. Laute Liam-Sprechhöre setzen ein. Er kam wieder, sang ein paar Zeilen, die diesmal gar schief klangen (entweder, die Stimme setze endgültig aus, oder es fehlte hier auch die letzte Portion Motivation), und verschwand erneut von der Bühne. Diesmal folgte ihm die Band, sein Handzeichen deutete klar darauf hin: Feierabend. Nach wenigen Minuten schlenderte Liam erneut auf die Bühne, sagte, seine Stimme sei – frei übersetzt – im Eimer, und wir würden am Ausgang unser Geld wiederbekommen. Und: Er mache es wieder gut.

Wenn es nicht geht, und die Stimme eines Leadsängers versagt, dann geht es nicht. Aber richtiger Rock’n’Roll war das nicht gestern. Die Beatles haben damals im Star Club bestimmt auch nicht jeden Abend perfekt geklungen. Aber sie waren, so wurde mir von Zeitzeugen berichtet, immer motiviert bei der Sache. Das war nichts gestern. Schade. Bleibt die Erinnerung, wie ich damals bei “Morning Glory” auf einmal in der ersten Reihe stand, alles tanzte und pokte und wir alle eine große Party gefeiert haben. Zurück zu den bunten LEGO-Steinen.

Andres Lehmann

Einst mit LEGO City und der 12V-Eisenbahn durchgestartet, Sammler von Creator Expert, Ideas, Architecture und City Modellen und baut gerne MOCs, die hoch hinaus gehen.

32 Kommentare Kommentar hinzufügen

  1. Cool, danke für den bericht. Ich bin ja persönlich nur noch noel jünger seit der trennung, wobei ich beim letzten konzert von noel schon enttäuscht. Irgendiwe passen mir die neuesten song nicht mehr so recht. Hört sich fast wie ne andere richtung an, die noel einschlägt. Mal sehen wies weitergeht. Lg stefan

    • Das letzte Konzert von Noel war “okay” (ich habe ihn vorletztes Jahr gesehen), aber die dritte Solo-Platte hat mir nicht mehr so richtig zugesagt. Ich habe mich aber (wie oben beschrieben) über einige Oasis-Songs gefreut, die teils gar von Liam gesungen wurden.

      Von den drei neuen EPs gefallen mir die elektronischen Sachen persönlich einfach nicht. Aber auch hier gibt es Lichtblicke, wie etwa das wunderschöne “Sail On”: https://www.youtube.com/watch?v=yOsIx3ayNb8

  2. Ein Arbeitskollege war gestern Abend auch vor Ort und ist recht enttäuscht wieder gefahren.
    Wollen wir mal hoffen, dass das alles heute Abend in der Sporthalle (die Dropkick Murphys spielen auf) etwas anders verläuft – auch vom Sound her.

    Liebe Grüße aus Bremen (in der Hoffnung, die Anreise nachher lohnt)!

    Und: Nein (um blöden Sprüchen vorzubeugen), dass tut sie nicht immer! 😉

      • Also ich finde das ok wenn es auch “mal” um was anderes, wie z.b Filme und Musik geht. Und wenn mich etwas nicht interessiert, muss ich es ja nicht lesen. Zwar ist Oasis nicht unbedingt meine Welt (Obwohl ich die “Standing on the Shoulder of Giants” und “Definitely Maybe” auch irgendwo (neben Blur usw) im Regal stehen habe), aber mal etwas über ein Konzertabend zu lesen, finde ich trotzdem immer ganz amüsant.
        Und Benny, Dropkick Murphys habe ich am Wochenende in Mannheim gesehen. Joa, war ganz ok. War wegen meiner Freundin da. Der Sound war so lala. Etwas leise und etwas breiig!

    • Habe weder Oasis, noch einen der Galaghers solo gesehen (obwohl ich mit der Musik durchaus was anfangen kann), aber die Dropkick Murphys schon – und die gingen ab. Viel Spaß!

  3. Wahnsinnsartikel…ich kann kaum an mich halten 😀

  4. Der Artikel ist gut. Aber was hat das in einem Legoforum zu suchen? Dafür gibt es doch genug andere Seiten?

    • Das habe ich hier in den Kommentaren schon beantwortet.

      Gerne noch Mal zur Erklärung: Der Artikel ist mit #OffTopic gekennzeichnet. 99,99 Prozent aller Artikel drehen sich um LEGO. Und das bleibt auch so. Aber: Zusammengebaut ist eben auch ein Blog mit persönlicher Note, um beim Musikthema zu bleiben. 😉

  5. Ich muss leider auch zugestehen, dass mich diese #offTopic Artikel nerven. Zusammengebaut ist für mich alles rund um Lego-Content – nicht mehr und nicht weniger. Macht doch eine eigene Seite für den anderen Content. Wie gesagt, mich interessiert es leider wirklich nicht.

    • Ich muss es hier leider so deutlich schreiben: Dann klick den Artikel doch einfach nicht an. 🙂
      Es gab in 5 Jahren Zusammengebaut vielleicht 50 Artikel, die sich nicht um LEGO drehten.
      Für eine andere Website habe ich einfach nicht die Zeit, und ich schreibe am liebsten über LEGO. Ich schreibe ja auch nicht über alles, was mich bewegt und beschäftigt. Politik etc. wird hier klar ausgeklammert, da gibt es wichtige andere Quellen. Aber mal eine Kino-Rezension (da ja oft doch mit LEGO-Bezug) oder Konzert-Bericht (auch wenn es kein richtiges Konzert war ;)) wird auch zukünftig hier veröffentlicht. Das schreibe ich so offen, damit es da auch keine Missverständnisse gibt. Schönen Tag! 🙂

      • Wenn die Zeit knapp ist, dann spart Euch doch auch die Zeit für solche Artikel 😉

        Ich habe das “OffTopic” auch erst nicht gelesen und meine knappe Zeit leider dafür verschwendet um herauszufinden was dies mit Lego zu tun hat…anscheinend nichts oder ich habe es nicht verstanden!

        • Also so knapp kann Deine Zeit nicht sein, wenn Du nach dem Lesen des Artikels noch genügend Zeit hast, die Kommentare zu lesen und selbst einen zu schreiben.

      • Das sind dann 50 Artikel zu viel ? es ist wieder Stau beim elbtunnel, kann da mal wer drüber berichten?

    • Ich muss eingestehen, dass mich diese #offTopic Artikel nicht nerven.
      Zusammengebaut ist für mich in erster Linie Lego-Content – und das machen die Betreiber verdammt gut so. Dann und wann einen gänzlich freiwilligen Artikel mit etwas privaterer/menschlicherer Komponente, finde ich auf eine ehrlich-naive Art sogar ganz sympathisch. Wie gesagt, ich kann den Artikel auch einfach ignorieren und so meine Energie positiveren Aspekten des Lebens widmen.

      • Sehr schön formuliert, genau darum geht es. Danke! Und weiterhin viel Spaß mit all den Artikeln, die dich interessieren. 🙂

        • Und ich kann dich nur darin bestärken, es auch weiterhin so zu handhaben. Ist ab und an auch mal ganz nett eine andere Seite von jemandem kennezulernen – zumal der Artikel ja wirklich als Offtopic gekennzeichnet ist. Ich schaue ohnehin immer auf das Thema, da mich auch bei Lego bei weitem nicht alle Sachen interessieren – dafür sind die Kategorien doch auch da, dass man die Artikel schnell einordnen kann.

  6. Kleines Update:

    “Vom Veranstalter wurde uns nun folgende Änderung/folgender Hinweis mitgeteilt:
    Die Veranstaltung wird auf einen noch unbekannten Termin verlegt.
    Ein Ersatztermin wird zur Zeit gesucht. Sobald uns dieser vorliegt, werden wir Sie informieren.
    Bereits gekaufte Karten behalten vorerst ihre Gültigkeit.”

  7. Danke Roga…Ja, dann werde ich “den Artikel” bzw. die gesamte Homepage zukünftig “auch einfach ignorieren und so meine Energie positiveren Aspekten des Lebens widmen.” Andere Mütter haben ja schließlich auch schöne Töchter!

  8. Ach Gott, wie ein eingeschnapptes Kind. Wie manche doch tatsächlich der Ansicht seien können, das “ihre” Seite nichts anderes bringen darf.
    Wie bereits hier gesagt, einfach nicht anklicken, schon muss sich keiner in seiner Eitelkeit gekränkt fühlen. Ich persönlich bin jetzt auch nur wegen Lego hier, trotzdem hat mich der Artikel interessiert.
    Wobei ich mich eh frage, wie man von sowas “genervt” sein kann…

  9. ninbricks aka Wolfpredator

    6. Februar 2020 um 15:36

    Mein Beileid an die Fans dieser „Band“ bzw. dieses „Künstlers“. Aber meine ungeschliffene, dreckige Meinung lautet: Britpop-Hampel mit Diva-Allüren braucht kein Schwein!!!
    War jemand gestern bei MONSTER MAGNET in der Markthalle? Dat is wahrer Rock!!! Mir klingeln die Ohren immer noch… ? SPACE LORD […]!!!

  10. Danke, sehr gut geschrieben und ohne diesen netztypischen Sarkasmus. Super. Bin Montag in Köln, hoffentlich geht da alles glatt.
    Und überhaupt: beim Bauen Oasis hören, was Schöneres gibt es nicht. Na ja, fast…?

  11. An alle die sich über offTopic Artikel echauffieren – esst nen Snickers und klickt einfach auf nen on-Topic Artikel. Ick globe nicht, dass hier auch nur ein einziges berichtenswertes on-Topic Thema einem off-Topic Artikel zum Opfer gefallen ist. Andres war nunmal vor Ort, daher gibts einen direkten Bezug zum Thema. Für Denkfaule ist der Artikel zudem als offzopic gekennzeichnet- wat will man mehr?

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