LEGO 5541 Model Team Hot Rod Blue Fury im Classic Review

LEGO 5541 Model Team Hot Rod Blue Fury

LEGO 5541 Model Team Hot Rod Blue Fury | © Christoph Grüninger

Das Set Hot Rod Blue Fury 5541 im Classic-Review: Eines der besten LEGO-Modelle aus der Serie Model Teams.

Der 5541 Hot Rod Blue Fury ist eines der kleineren Sets aus der Reihe Model Teams. Die Umsetzung ist besonders gut gelungen, unter anderem wegen dem markanten Einsatz der verchromten Bauteile und der für die damalige Zeit fließenden Form, die wenig nach LEGO-Steinen aussieht.

Schon als Kind war ich von Model Teams fasziniert. Als vor Kurzem meine Frau den Hot Rod vom schwiegerelterlichen Dachboden hervorholte, war ich sofort begeistert und habe selbstlos die Aufnahme in meine Sammlung von LEGO-Modellen angeboten. Den Spaß beim Aufbau und am Modell selbst möchte ich gerne mit euch teilen.

Einordnung

Die Modelle der Reihe Model Team wurden überwiegend in den 90er Jahren verkauft. Sie zeichnen sich durch ihre Größe und ihren Detailreichtum aus. Es wurden grundlegende Funktionen wie eine Lenkung, sich drehende Rotorblätter oder eine öffenbare Motorhaube einbaut; dabei wurden sowohl Technic- als auch System-Steine verwendet. Thematisch wurden amerikanische Fahrzeuge mit Coolness-Faktor wie Trucks, Jeeps, Vans und Helikopter gebaut.

Der Hot Rot fügt sich hervorragend in dieses Thema ein. Hot Rots waren Fahrzeugumbauten in den USA der 50iger Jahre auf Basis von günstigen Gebrauchten aus den 1930ern, die für Beschleunigungsrennen modifiziert wurden: Es wurden größere Motoren eingebaut, Teile der Fahrzeuge gestreckt, die Fahrgastzelle verkleinert, das Fahrzeug tiefergelegt und Zierteile entfernt. Dies führt zu einer eigenen Ästhetik, die mit dem LEGO-Modell eingefangen wurde.

Der Hot Rod Blue Fury 5541 erschien 1995. Bereits im Jahr darauf kam mit dem Model Team 5571 Giant Truck (Black Cat) das wohl beste Model-Team-Set heraus und stahl dem Hot Rod die Show. 1999 kam der Model Team 5533 Dragster Red Fury in die Regale, also ein zeitgenössischer Vertreter von Autos für Beschleunigungsrennen. Red Fury blieb eines der schwächsten Modelle von Model Teams, die dann auch nicht weiter fortgesetzt wurde.

Wie wichtig der Hot Rod in den Augen von Lego ist, wurde 2004 deutlich. Die Dänen boten die Blue Fury als 10151 im Rahmen der Legends-Serie erneut an. Die Legends-Serie umfasst nur elf Modelle – und nur ein weiteres, das nicht in der Größe der Minifiguren daherkommt (die anderen sind Ritter, Piraten, City bzw. Züge). Eine weitere Hommage war die Gratisbeigabe in Form des zum City-Modell geschrumpften 40409 Hot Rod aus dem Jahr 2020.

Die Schachtel konnte man aufklappen und einen Blick auf die Teile erhaschen.

Das Modell

Das Modell erschien 1995 und weitgehend unverändert 2004 erneut. Es besteht aus nur 421 Teilen, es erreicht aber eine ansehnliche Größe von 23 cm Länge, 12 cm Breite und 10 cm Höhe ohne Antenne. Ein Maßstab ist schwer zu ermitteln, weil Hot Rods in allen drei Raumdimensionen verändert wurden. Zum Originalpreis in DM konnte ich keine Quellen finden, aber für die Legends-Neuauflage neun Jahre später wurde 39,99 Euro als unverbindliche Preisempfehlung im Katalog genannt. Wer sich für den Gebrauchtkauf interessiert, bekommt im Internet Angebote ab etwa 50 Euro.

Der Hot Rod ist ein Cabriolet, ein zusammengefaltetes Stoffdach wird hinter den Sitzen angedeutet. Auffällig sind die Reflektoren der Scheinwerfer und die beiden Auspuffrohre aus glänzenden Chrometeilen. Der Motor ist frei einsehbar und erzeugt zusammen mit den Doppelreifen auf der Hinterachse und der Keilform das aggressive Aussehen der Blue Fury. Die vielen verwendeten Bögen und runde Teile sorgen für fließende Formen. Für die damalige Zeit sind viele Oberflächen gefliest oder mit anderen Teilen abgeschlossen, die wenig Noppen aufweisen. Trotzdem ist es kein Vergleich zu heutigen Modellen, bei denen teilweise gar keine sichtbare Noppen mehr auf Motorhaube oder Dach zu sehen sind.

Auch im Inneren ist das Fahrzeug gut gelungen.

Als Funktionen bietet der Hot Rod eine Lenkung und eine öffenbare Heckklappe. Zur Heckklappe gibt es wenig zu sagen, außer dass sie dem Fahrzeug zu einem schönen, rundlichen Abschluss verhilft. Gelenkt wird direkt am Lenkrad, das wegen der Ausführung als Cabrio gut zugänglich ist. Eine Hand-of-God-Steuerung braucht es deshalb nicht. Das Lenkrad und die Lenkstange sind asymmetrisch angebracht, damit der Fahrer links sitzen kann.

Wie ein motorisierter Keil

Wie für Model-Teams-Sets üblich sind für damalige Verhältnisse viele Details umgesetzt: Schaltknüppel, Scheibenwischer, Blinker, Heckleuchten, hinten eine Stoßstange und ein Nummernschild, darüber entdeckt man ein Griff an der Kofferraumklappe. Am Motor lassen sich acht Zylinder in V-Anordnung, Kühlrippen, Luftfilter, Lüfterrad und davor der Kühler mit Kühlerdeckel entdecken. Schön auch die Windschutzscheibe, die durch ein Absperrgitter angedeutet wird.

Im Armaturenbrett sind zwei bedruckte Slopes verbaut, die auch in anderen Model-Teams-Modellen verwendet wurden. Darüber hinaus kommen eine Hand voll Aufkleber zum Einsatz fürs Nummernschild, Lüftungsgitter und Zierelemente. Leider müssen einige Aufkleber über mehrere Teile geklebt werden, so dass beim Auseinanderbauen die Aufkleber kaputt gehen. Man sieht auch in den Artikelfotos, dass mir das Nummernschild fehlt und der Hot-Rod-Schriftzug zu tief sitzt, damit er nur auf einem Stein klebt. Die auf einem Stein geklebten Kleber sehen nach all den Jahren noch gut aus. Optimal ist das nicht, war aber schon 1995 in der guten alten Zeit so.

Vor allem runde und verchromte Teile prägen das Model

Aufbau

Aus mehreren Platten wird der Wagenboden gebaut, der für eine gute Stabilität des Modells sorgt. Das weicht von der Konstruktion der damaligen Fahrzeugmodelle ab, die eher auf einen Rahmen aus Lochbalken setzten, wie der Technic 8868 Claw-Rig-Truck oder besagter Model Team Giant Truck. Der Hot Rod hat also eine selbsttragende Karosserie statt einem Leiterrahmen.

Die Bodenplatte ist aufgebaut und die Auspuffanlage montiert.

Früh wird auf beiden Seiten die Chromteile für den Auspuff angebaut und die ersten Achsen der Lenkung kommen hinzu. Dann entsteht auf der Grundplatte die Karosserie mit den auffälligen hinteren Kotflügeln, bei denen jeweils auch runde Legosteine zum Einsatz kommen. Immer wieder unterhaltsam, wenn es ein liebevolles Detail einzubauen gilt.

Spätestens nachdem die Lenkung fertig und der Kofferraum umbaut ist, kann man die endgültige Form gut erkennen. Der gekrümmte Kofferraumdeckel bildet den perfekten Abschluss. Über dem Kofferraum wird mit schwarzen Steinen das geöffnete Verdeckt gebaut. Nun wird der Motor montiert, der wie bereits beschrieben eine wahre Schönheit ist. Zum Glück müssen wir ihn nicht in späteren Bauschritten verstecken. Vor dem Motor entsteht der Kühler, auf dem keck der Kühlerdeckel thront und der beidseitig von den Scheinwerfern mit den verchromten Reflektoren eingerahmt wird. Wenn zum Schluss die Zwillingsreifen auf der hinteren Achse aufgezogen werden, vergeht die letzte Hoffnung auf Understatement und das Model duckt sich bullig auf den Kinderzimmerteppich.

Der Aufbau ist nicht kompliziert, nach 28 Bauschritten ist das Fahrzeug zusammengebaut. Die Altersempfehlung von 9+ Jahren erscheint mir hoch gegriffen zu sein. Egal wie alt, der Bauspaß kommt nicht zu kurz, aber angesichts der Teile ist man nicht mehrere Abende damit beschäftigt. Man kann sich dann mit dem Aufbau des B-Modell trösten.

B-Modell

Wie lange Zeit selbstverständlich, gibt es in der Anleitung ein zweites Modell, das man aus dem Set bauen kann. Dieses B-Modell ist ein Go-Kart mit einem chromglänzenden Überrollbügel. Es ist ein Einsitzer mit einem Heckmotor, der wie der Motor des Hauptmodells schön umgesetzt wurde und den weitere Chromteile zieren. Motor, Luftfilter und Auspuff sind asymmetrisch montiert, dafür ist das Lenkrad mittig angeordnet. Wie beim Hauptmodell sind Lenkrad und Lenksäule schräg. Allerdings hat das Go-Kart kein Armaturenbrett darübergebaut, welches die schräge Konstruktion verstärken würde. Schiebt man das Fahrzeug am Lenkrad über einen Teppich, hat man schnell Teile der Lenkung in der Hand. Außer der Lenkung bietet das B-Modell keine Funktionen.

Das B-Modell ist ein Go-Kart!

Die Bodenplatte fällt schlichter aus.

Der Aufbau ähnelt dem Hauptmodell. Man kommt zügig voran und baut aus Platten den Wagenbogen. Dann werden Lenkung, Sitz und Motor Stück für Stück von unten nach oben aufgebaut. Alles ist ein bisschen einfacher gestaltet oder fällt kleiner aus als beim Hauptmodell. Die Modelle unterscheiden sich aber stark genug, dass ich stets neugierig weitergebaut habe. Nach 25 Bauschritten ist man am Ziel und das Go-Kart ist fertig. Es bleiben etwa ein Viertel der Teile übrig, weil das Modell kleiner ist, die Aufbauten entfallen und ein Go-Kart keine Radkästen oder Kofferraum hat. Die Bögen, die runden Steine und die Fließen werden sparsamer eingesetzt, aber die sichtbaren Noppen stören die Optik wenig. Die Form wird gut getroffen. Die beim Hauptmodell angesprochene Problematik mit den Stickern fällt nicht so sehr ins Gewicht: Steine mit Stickern, die nicht zum Go-Kart gehören, können so eingebaut werden, dass man sie nicht sieht. Zwei Sticker des Hauptmodells müssten auf andere Teile beim B-Modell geklebt werden, was reichlich unrealistisch ist. Da es sich um Lüftungsgitter handelt, bleibt es unauffällig. Selbst ganz ohne Sticker würde das Modell nichts vermissen lassen.

Hinten zeigt sich das Motörchen und der Überrollbügel.

Das Go-Kart ist so gut gelungen, dass es dem Hauptmodell Konkurrenz macht. Gerade für jemanden, dem das martialische Aussehen des Hot Rods nicht zusagt, ist es ein tolles Displaymodell. Das B-Modell ist sicher nicht der Meilenstein wie das Hauptmodell, aber es könnte mit einem aktuellen, durchschnittlichen Technik-Modell noch immer mithalten. Vor allem, weil bei einigen aktuellen Modellen gutes Aussehen wichtiger ist als der Technic-Aspekt und dafür oft genug auf viele Sticker zurückgegriffen wird.

Fazit

In den 90er Jahren hatte ich den Hot Rod nicht so wahrgenommen, aber seit dem Aufbau bin ich ganz begeistert. Es steht seit dem im Zimmer und immer wieder bleibt mein Blick daran hängen. Das Chrome der Auspuffanlage glänzt, die Scheinwerfer scheinen mich anzuschauen und man vergisst, dass dieses Modell bereits 27 Jahre alt ist. Es ist exzellent gealtert und man merkt dem Hot Rod nicht an, dass viel weniger Teile und Bautechniken zur Verfügung standen als bei aktuellen Modellen. Im direkten Vergleich fällt natürlich auf, wie viel mehr heute mit LEGO möglich ist. Ich sehe die Blue Fury als Urahn und Wegbereiterin toller Creator-Expert-Autos, wie dem Ford Mustangs 10265 oder dem VW Bully 10220. Der Hot Rod ist zurecht von LEGO zur Legende geadelt worden!

24 Jahre Altersunterschied

Steig ein, wir drehen eine Runde!

Eure Meinung!

Wie gefällt euch der klassische Hot Rod Blue Fury 5541? Habt ihr das Set womöglich in eurer Sammlung? Und was sagt ihr zum B-Modell? Äußert euch gerne in den Kommentaren!

13 Kommentare Kommentar hinzufügen

  1. Toller Artikel.
    Ist auch heute noch aus den 90er in meinem Besitz und absolut eines meiner Lieblingssets.
    Grüsse Inu

  2. Ein sehr sehr geiles Modell.
    Die ganze Model Team Reihe ist einfach genial gealtert natürlich mit dem Highlight vom 5571.

  3. Ein sehr schönes Review! 🙂

    Leider besitze ich kein Model Team Set aber eines Tages möchte ich das ändern, da mir die Modelle sehr gut gefallen! 😀

    • Ich kann dir den 5541 aus diesem Artikel oder den Heli-Transporter 5590 als Einstieg empfehlen. Die haben gebraucht das beste Preis-Leistungsverhältnis. Der Flugzeugtransporter 5591 ist weniger gut gelungen, die Black Cat 5571 ist unverschämt teuer (wer will die auch verkaufen?).

      • Danke! 🙂

        Werde ich mir bei Gelegenheit anschauen… ach es gibt so viele Sets der 90er die noch auf meiner Liste stehen… Warum haben die so viele tolle Sachen gemacht?!

  4. Ui, das Ding liegt auch noch bei mir auf dem Dachboden! Wenn ich mich recht entsinne noch zusammengebaut in einer Kiste. Hach…

  5. Den hab ich auch noch. Stand als Kind zwischen den anderen Lego Technic Sets. Als Chrom noch Chrom war. Lego hatte sicher gute Gründe Chrom raus zu nehmen, aber ich vermisse es. Dieses komische Silber und Gold was Lego aktuell nutzt ist irgendwie nicht so dolle. Neben den alten Chromteilen sieht das heutige Lego “Metall” wie eine billige Chinaversion aus.

    Früher war halt mehr Lametta 😛

  6. Schöne Geschichte die du da zusammengestellt hast. Model Team war mein Wiedereinstieg nach über zwei Jahrzehnten Lego Abstinenz. Alle 3 haben den Weg in den “Keller” gefunden. Auch heute ist der Black Cat Truck immernoch ganz weit vorne in meiner Liste der schönsten Modelle. Klasse fand ich auch die Aktion vor zwei Jahren mt dem Mini Hot Rod. Stehen schön zusammen. Das die Serie eingestellt wurde ist bedauerlich, hätte mich sehr auf neue Umsetzungen gefreut.

    • Ich hätte mich auch über neuere Model-Teams-Sets gefreut. Das Thema schein mir aber auserzählt zu sein. Mehrere Trucks (Langhauber und Frontlenker, Renntruck), mehrere Vans, mehrfach Rennwagen (Formel 1, Dragster, Hot Rod), zwei Hubschrauber, zwei Rennboote, mehrfach Geländewägen. Was soll da noch kommen, ohne sich weiter zu wiederholen? Der Mustang hätte ganz gut gepasst, aber sonst? Was würde dir fehlen?

      • So wie du es beschreibst ist das völlig richtig. Ich weiß nicht was noch hätte kommen können. Danach bin ich zu Technik Modellen gekommen – die logische Konsequenz, aber auch dort sehe ich keine Weiterentwicklung – der nächste Radlader, der nächste Kran, dann die Fernsteuerungen – Klasse – jetzt mit den App-Steuerungen bin ich schon wieder raus und hab mich wieder weiter orientiert – zu Star Wars und mittlerweile sehr dekorativen Sets wie Lego Art, Lego Ideas, BrickHeadz usw.

  7. Sehr guter Artikel, Danke dafür !

    Als Kind der 80er/90er war die Model Team Reihe natürlich ein Muss. Black Cat hat mein Taschengeld Budget gesprengt aber der Hot Rod war drin 😉
    Mein Lieblingsset war jedoch als Formel 1 Fan die Nr. 5540 . Ich habe es dann auch in 2 weiteren Farben mit original Lego Steinen nachgebaut. Einmal als Blaue und als Gelbe Variante inkl. passenden Stickern. Hat Spaß gemacht die Steine zusammen zu suchen und es immer wieder zu bauen. Die Model Team Reihe hätte durchaus weitergeführt werden können. Ich hätte mir damals noch Amerikanische Schulbusse oder Deutsche Feuerwehrfahrzeuge vorstellen können. Aber bin jetzt auch nicht traurig das Ende war. Gab und gibt ja genug weitere Interessante Serien.
    Also Danke für den Artikel und das dadurch hervorgerufene Abschweifen in Erinnerungen.

    • Ein amerikanisches Feuerwehrauto wäre cool. Mit viel Chrome.

      Ich finde es schade, dass manche Model-Team-Modelle sehr selten sind. Den Racing-Truck, den Red Fury oder den Van auf den Ballonreifen kosten mindestens 300 Euro. Ich frag mich, ob die damals nicht erfolgreich waren oder tatsächlich so beliebt sind.

  8. Habe Hot Rod 5541 zum 210. Mal in der letzten Woche erstanden.

Schreibe einen Kommentar zu kingduevel Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert