LEGO 80106 Geschichte von Nian im Review: Mit dem sechsten Set der „Chinese Festival Special Edition“ starten wir in das Jahr des Büffels!
LEGO hat im Jahr 2019 eine neue Modell-Reihe gestartet, die dem chinesischen Frühlings- beziehungsweise Neujahrsfest gewidmet ist. Die ersten beiden Sets 80101 Chinese New Year’s Eve Dinner und 80102 Dragon Dance waren exklusiv nur im asiatischen Raum erhältlich. Glücklicherweise hatte man ein Einsehen und brachte die Folgenden auch in den übrigen Teilen der Welt auf den Markt.
Dieses Jahr wurde am ersten Januar das sechste und siebte Modell der Reihe veröffentlicht: 80106 Geschichte von Nian und 80107 Frühlingslaternenfest. Der Vollständigkeit halber sei noch das Duplo Set 10943 Glückliche Kindheitsmomente erwähnt, welches thematisch ebenfalls am chinesischen Neujahrsfest angelehnt ist. Es stellt mit 227 Teilen (bei einer UVP von 99,99€) ein Familienessen im trauten Heim dar und ähnelt dem 80101 Chinese New Year’s Eve Dinner. Nur eben mit nicht verschluckbaren LEGO-Steinen. Das Duplo Set wird voraussichtlich nicht bei mir landen. Die anderen beiden habe ich an Silvester kurz nach Mitternacht bestellt und war froh, als ich sie knapp eineinhalb Wochen später endlich in den Händen halten konnte. Kurz nach Erscheinen waren sie ausverkauft, sollten aber in Kürze wieder verfügbar sein. Als großer Fan der Reihe freue ich mich, euch beide Sets vorstellen zu dürfen. Beginnen werde ich chronologisch mit der Geschichte von Nian.
Inhaltsverzeichnis
Hintergrundwissen
Die Legende besagt, dass vor langer Zeit ein grausames Monster einmal im Jahr aus den Bergen in die Dörfer herabstieg, um die Häuser zu zerstören und die Kinder zu fressen. Es hatte den Kopf eines Löwen, große scharfe Zähne und ein langes Horn. Man nannte es „Nian“. Niemand wusste sich dagegen zu wehren, und so blieb den Bewohnern nur die Flucht. Bis eines Tages ein Bettler in das Dorf kam und sich Nian entgegenstellte. Seine Waffen: rote Farbe und Lärm. Vor beidem hatte das Monster entsetzliche Angst. Rote Lampions, laute Trommeln und Feuerwerkskörper (damals noch Bambus, der beim Verbrennen knisterte) schlugen es in die Flucht.
Wie bei jeder alten Legende gibt es zahlreiche Versionen. Mal entstieg Nian dem Meer, mal hatte es ein anderes Aussehen, mal wurde zufällig erkannt, dass das Monster vor roten Dingen und Lärm flüchtet. Die Kreatur selbst wird in schriftlichen Quellen erst im frühen zwanzigsten Jahrhundert erwähnt. Es ist daher nicht klar, ob sie tatsächlich Teil der uralten chinesischen Mythologie ist, oder auf lokale Geschichten zurückgeht, die vor etwa hundert Jahren niedergeschrieben wurden.
Dennoch wird es als Begründung vieler beim Jahreswechsel praktizierter Traditionen angesehen, wie das Tragen roter Kleidung und Lärm machen mit Trommeln und Feuerwerkskörpern. Da das Monster seit langem nicht mehr gesichtet wurde, scheint das immer noch zu wirken. Und darum geht es bei der „Geschichte von Nian“ natürlich: das chinesische Neujahr und die damit verbundenen Traditionen.
Der chinesische Kalender orientiert sich am Mond, besteht also aus zwölf „Mond-Monaten“. Das Neujahrsfest findet üblicherweise am zweiten Neumond nach der Wintersonnenwende (21. oder 22. Dezember) statt. Somit fällt es auf einen Tag zwischen dem 21. Januar und 21. Februar nach dem -bei uns verwendeten- gregorianischen Kalender. Dieses Jahr ist es der 12. Februar, an dem das scheidende Jahr der Ratte endet und das Jahr des Büffels beginnt (welches auch als Rind oder Ochse bezeichnet wird).
Details zum Set, Umfang und Verpackung
Das Set 80106 Geschichte von Nian besteht aus 1067 Teilen und kostet in der UVP 69,99 Euro. Die Verpackung ist analog den Vorgängern gestaltet. Auf der Vorderseite befindet sich ein Bild des Modells. Die Farbe Rot dominiert den Hintergrund, mit goldenen Verzierungen aus stilisiertem Feuerwerk und einem Büffel. In der rechten oberen Ecke prangt das für die Serie geschaffenen Logo der Chinese Festival Special Edition. Das chinesische Schriftzeichen darin bedeutet „Frühling“.
Die Altersangabe liegt bei 8+. Rückseitig gibt es weitere Detailbilder und Szenarien.Die Anleitung besteht aus genau zweihundert Seiten und beginnt mit einem zweiseitigen Comic der Geschichte von Nian. Ein Aufkleberbogen liegt dem Set ebenfalls bei. Wobei der Begriff „Bogen“ etwas übertrieben erscheint. Ich denke, dass die zwei kleinen Sticker keinen allzu großen Schmerz hervorrufen sollten.
Aufbau
Der Aufbau ist in acht Bauabschnitte unterteilt und gestaltet sich erwartungsgemäß problemlos. Zunächst wird das Gebäudeteil beziehungsweise der Eingangsbereich fertig gestellt. Vor allem die vielen Schnörkel und Details halten den Bauspaß nahezu fortwährend oben. Die letzten beiden Abschnitte sind Nian vorbehalten.
Das fertige Modell
Beginnen wir mit dem plattnasigen, bunten Löwen, oder was auch immer man fantasievoll den Legenden entnehmen kann: Nian. Die Kreatur ist farbenfroh und mit reichlich Goldanteil gestaltet. Die drehbaren Augen werden von jeweils zwei Bananen umrahmt, ein weißes Horn ziert die Stirn. Der Unterkiefer ist beweglich, so dass das Maul geöffnet und -bis zu einem gewissen Grad- geschlossen werden kann. Die vier Beine sind ebenso wie Kopf und Schwanz über Gelenke mit dem Körper verbunden und können in verschiedene Richtungen gedreht werden. Gleiches gilt für die an den Beinen angebrachten Klauen sowie die einzelnen Segmente des Schwanzes.
Der eigentliche Hauptteil des Sets stellt einen traditionell geschmückten Eingangsbereich einer nordchinesischen Residenz dar, rechts und links flankiert von einem Stück Mauer oder Hauswand. Wie zu dieser Jahreszeit üblich liegt Schnee auf dem kleinen Dach sowie auf dem Platz vor dem Eingang.
Bevor ich auf die dekorativen Elemente eingehen will, noch zwei Kuriositäten aus der offiziellen LEGO Set-Beschreibung (die man in letzter Zeit desöfteren finden kann).
Erstens: „Das Set enthält eine chinesische Residenz […]“.
Das ist schon sehr großzügig in das Modell hineininterpretiert. Ich stelle mir vor, dass ich einem Architekten folgenden Auftrag erteile: baue mir eine chinesische Residenz. Ein paar Wochen später präsentiert er mir… eine Türe. Zwar mit Vordach und einem Stückchen Mauer. Aber eben nicht mehr. Nochmal würde ich den nicht beauftragen.
Zweitens: „[…] 6 Minifiguren (Oma, Opa, 3 Kinder und […] eine Person im Ochsenkostüm) […]“.
Ich komme auch auf sechs Minifiguren, sehe dabei aber keine drei Kinder. Oma, Opa, zwei Kinder, eine Person im Ochsenkostüm und einen feuerwerkskörperanzündenden Erwachsenen.
Nun nehme ich diese Beschreibungen nicht so ernst, als dass sie in eine Set-Bewertung mit einfließen. Aber mal ehrlich, liebes LEGO Team: lasst das doch nochmal jemanden querlesen, bevor es online gestellt wird (ich sag nur: Dihedral-Türen…).
Zurück zum Set. Der Eingang ist schön gestaltet. Rote Lampions hängen von der Decke (wir erinnern uns: Rot macht Nian Angst!). Rechts und links neben der Türe sowie darüber sind drei bedruckte Fliesen angebracht. Sie stellen Spruchbänder dar: auf rotem Papier werden mit schwarzer oder goldener Farbe glückbringende Sprüche aufgeschrieben. Die Anzahl der Schriftzeichen auf dem linken und rechten Spruchband muss dabei identisch sein. Über der Türe sind es immer vier. Daneben gibt es eine Reihe weiterer Regeln, beginnend bei der Leserichtung, der Art der Sprüche, den Zeitpunkt des Aufhängens und natürlich den Zeitpunkt des Abhängens (wenn sie nicht einfach bis zum nächsten Jahr hängen gelassen werden). Hier bedeutet das linke Spruchband grob übersetzt: „Ein glückliches Chinesisches Neujahrsfest“. Auf dem rechten steht: „Ein tolles Zusammenkommen fantastischer Gäste beim Festival“, und über der Türe heißt es: „Das alte Jahr verabschieden – das neue Jahr begrüßen“.
Auf den Türen selbst, deren Türgriff aus einem goldenen LEGO Ring besteht und toll aussieht, werden die beiden Aufkleber angebracht. Sie stellen die zwei Türgötter Shen Tu und Yu Lei dar (vermute ich zumindest; es gibt da nämlich noch andere Türgötter). Beide bewachen das Geisterreich und bestrafen heimkehrende Geister, die den Menschen böses angetan haben, indem sie sie an Tiger verfüttern. Angebracht an Türen sollen sie natürlich Glück bringen und vor Unglück schützen.
Auf dem Vorplatz sammeln sich die bereits erwähnten Minifiguren. Sie sind liebevoll gestaltet und decken drei Generationen ab. Die Großmutter schippt Schnee, der Großvater hat traditionsgemäß mit dem Frühjahrsputz begonnen. Dafür hält er einen Schwamm oder Lappen in der Hand und hat einen Eimer Putzwasser beigestellt bekommen. Die zwei Kinder spielen im Schnee und bewundern das Feuerwerk. Für letzteres sind die beiden übrigen Figuren zuständig, die -einer davon im Ochsenkostüm- Nian vertreiben wollen. Auf dem Boden werden Böller gezündet, während über dem Haus Raketen farbenfroh explodieren. Die Großmutter, der kleine Junge und der Mann im Ochsenkostüm haben auf dem Hinterkopf alternative Gesichter aufgedruckt.
Familie Baustein
Mein Fazit
Ich liebe die Reihe der „Chinese Festival Special Edition“ Sets. Kleine, oft dioramenartige Modelle mit realen Bezügen zur chinesischen Kultur. Auch ohne die Hintergründe zu kennen sind die Sets toll anzuschauen. Wer sich darüber hinaus etwas damit beschäftigt, wird viele liebevoll gestaltete Details entdecken, wie sie traditionell seit Jahrtausenden bis in unsere Zeit hinein in China gelebt werden. Das gilt uneingeschränkt für die „Geschichte von Nian“.
Die bisher erschienen Sets gab es nur exklusiv bei LEGO zu kaufen. Auch die Verfügbarkeit lag deutlich unter den typischen zwei Jahren, wie man es von Sets aus den bekannten Themenwelten kennt. Bleiben mir also nur noch zwei Punkte zu sagen: wer Gefallen an der Geschichte von Nian findet, sollte nicht zu lange zögern. Und an LEGO gerichtet: Bitte um unbedingte Fortsetzung der Reihe!
Eure Meinung
Wie gefällt euch 80106 Geschichte von Nian? Habt ihr euch das Set gekauft oder spielt mit dem Gedanken? Welche Details gefallen euch an dem exklusiven Bausatz? Äußert euch gern in den Kommentaren unter dem Artikel.
31. Januar 2021 um 9:31
Ui, eine Rezension von André am Sonntagvormittag! Mit Übersetzungen für die chinesischen Schriftzeichen auf den Fliesen – Danke! Ich hinke dieses Jahr total hinterher, baue noch an den Ninjago City Gardens. Aber ich glaube, ich bestelle gleich mal Nian, das Set ist lieferbar! Der Legoetat wird ignoriert! Tatsächlich finde ich den Kulissencharakter bei den bisherigen Sets zum Chinesischen Neujahr nicht schlimm, dann passen sie bei mir vor die Bücher auf ein Regalbrett. Die Kompatibilität des Frühlingslaternenfestes zu den Modular Buildings ist in meinen Augen allerdings auch super. Ich mag die Reihe seeeeeeehr! Auf dem zweiten Foto von Nian ist es Dir meines Erachtens durch die extreme Perpektive tatsächlich gelungen, dem „Monster“ ein bedrohliches Aussehen zu verleihen, eigentlich geht es mir wie Frau Baustein – ich finde ihn knuffig! Muss am Größenunterschied liegen! Mal sehen, welches Gesicht dann die mich repräsentierende Minifigur machen wird, wenn Sie ihm gegenübersteht (-:
31. Januar 2021 um 10:59
Ninjago Gardens steht bei mir auch noch auf der Liste… Das Jahr fängt teuer an😌
Review zum Frühlingslaternenfest kommt bald
„Knuffig“… Hallo? Es frisst Menschen! 😂
Schönen Sonntag noch 😀
31. Januar 2021 um 9:35
Schönes Set! Allerdings hätte man den Platz vor der Schutzmauer noch etwas wuseliger gestalten können. Irgendwie wäre ein kleiner Wagen von einem fliegenden Händler oder sowas ganz nett gewesen. Auch hinter der Mauer hätte ich mir ein paar Details gewünscht wie z.B. eine kleine Treppe/ Podest, damit jemand mal durch die Gitter in der Mauer lunzen kann. Eben ein paar Gags und etwas mehr Feuerwerk dürfte auch sein…
31. Januar 2021 um 11:00
Mehr wär immer besser 😀
31. Januar 2021 um 13:01
Das ist doch der Reiz an Lego…baue es Dir doch so um wie Du es beschrieben hast und es Dir gefällt!? Ich finde es gut wenn Lego den Grundstein setzt und der Rest meiner Phantasie folgt…
31. Januar 2021 um 9:59
Guten Morgen, André, vielen Dank für die schönen Bilder und die tolle Beschreibung. Ja, ich spiele mit dem Gedanken, das zu kaufen, das andere Set habe ich schon. Was mich bisher nicht hat zuschlagen lassen ist, dass es ein Winterset ist. Ich will es in meine Ninjago City implementieren…klar, kann man alles umbauen und vermutlich werde ich in einem Moment der Schwäche (GWP ab 125 Euro oder so) das Set dazu packen. Natürlich ist es ein tolles Set, ich mag einfach die Farben und auch den Asia Style.
31. Januar 2021 um 10:56
Jaaa, die Momente der Schwäche bei Lego 🙂 (habe sie noch nie bereut! 😉 )
Vielleicht wäre das Frühlingslaternenfest was für deine Ninjago City… Review kommt bald 🙂
31. Januar 2021 um 12:58
Tolles Set…auch wenn der Hörner-Mann vom Sturm auf das US Capitol mit dabei ist
31. Januar 2021 um 17:43
Danke für das schöne Review mit den noch mir fehlenden Übersetzungen! Meiner Recherche nach sollen die Aufkleber an der Tür Plakate darstellen und da macht es tatsächlich Sinn, dass es keine Drucke sind. Ich glaube an das Gute im Menschen und unterstelle dem Designer + LEGO hier Absicht.
Das mit der Qualitätskontrolle sollte allerdings tatsächlich mal näher angeschaut werden. Die Anleitung hat nämlich einen Fehler. Bei Schritt 73 – 75 passen die Bilder nicht zu den schon gebauten Steinen.
Trotz dieser Punkte gefällt mir das Set gut und ich hatte viel Spaß beim Aufbau. Das Laternenfest ist noch in der Warteschleife, weil jetzt erstmal Ninjago Gardens gebaut werden will- was sich ganz schön zieht, wenn man nur ab und an eine halbe Stunde Zeit hat…