LEGO Technic 42112 Betonmischer-LKW im Review: Richtigen Beton mischen!

LEGO Technic 42112 Betonmischer-LKW

LEGO Technic 42112 Betonmischer-LKW | © André Micko

LEGO Technic 42112 Betonmischer-LKW im Review. Mehr Schein als Sein? Oder kann man auch echten Beton damit mischen? Ich habe es ausprobiert!

Endlich: ein LEGO Technic Betonmischer. Erschienen dieses Jahr im Sommer unter der Setnummer 42112. Will man den LKW besitzen, sind 99,99€ auf den Tisch zu legen. Zumindest bei LEGO. Im freien Handel finden sich leicht Angebote für unter 80 Euro. Mit 1.163 Teilen (inklusive einhundert 1×1 Steinen für den „Beton“) keines der Mega-Sets. Aber auch nicht klein. Und Betonmischer fand ich schon immer toll, sei es im Sandkasten oder in groß in Aktion. Insofern war ich gespannt was der mittelgroße Mischer zu bieten hat. Soviel sei verraten: er taugt nicht nur zum Anmischen der 1×1 Steine…

Verpackung und Inhalt

Die Verpackung zeigt vorne ein großes Bild des Betonmischers, sowie neben dem Setnamen die Altersempfehlung 10+. Auf der Rückseite beschreiben Detailbilder die Funktionen. Ein B-Modell gibt es nicht.

Beim Aufbau helfen zwei Anleitungsheftchen mit jeweils 124 und 92 Seiten. Zum Verzieren liegt ein Stickerbogen mit 19 Aufklebern bei. Diese kommen wie üblich auf Paneelen, Fliesen und Stangen zum Einsatz. Das große Symbol auf der Trommel ist dagegen ein Druck.



19 Aufkleber zum Verzieren des Betonmischers


Der Aufbau

Der Aufbau unterteilt sich in drei Bauabschnitte. Das hält die Anzahl an Pins, Achsen und Zahnrädern auf dem Tisch übersichtlich. Das Tütchen mit der Nummer „4“ enthält nur die einhundert Steinchen, die den Beton darstellen. Daher zähle ich es nicht zu den Bauabschnitten. Dank der detaillierten Anleitung sollte nichts schief gehen.

Im letzten Schritt wird die Trommel montiert und komplettiert den Betonmischer. Sie besteht aus zwei Teilen, die mittels vier Technic-Pins zusammengesteckt werden. Im Inneren ist ein großes Schneckengewinde, das den Beton zum Mischen nach hinten transportiert, oder in der anderen Drehrichtung nach vorne zum Auswerfen durch die große Öffnung.

Aus zwei Halbschalen wird die Trommel zusammengebaut



Die Kolben (3er Achsen) werden von der Kurbelwelle (Nockenwelle) angetrieben




Das fertige Modell

Mit 42cm Länge, 19cm Höhe und einer Breite von 13cm hat der Mischer eine ordentliche Größe.
Wie in der LEGO Beschreibung erwähnt: „Für dieses Bauspielzeug werden keine Batterien benötigt“. Das heißt es gibt keine Power Functions, Control+ oder Powered Up Funktionen. Alles funktioniert rein mechanisch und händisch.

Gelenkt wird mit einem Z12 Zahnrad. Es sitzt hinter dem Führerhaus -dessen Türen sich öffnen lassen- und ist gut zu erreichen. Zwischen den Sitzen für Fahrer und Beifahrer ragt ein kleiner 4-Zylinder Motor in die Fahrgastzelle. Während dem Fahren betätigt eine Nockenwelle die mit 3er Achsen umgesetzten Kolben und drückt diese abwechseln nach oben. Die Position des Motors ist aus AFOL-Sicht nicht ganz stimmig. Ist aber durch die junge Zielgruppe gerechtfertigt und für diese gut sichtbar platziert.



Die Hauptfunktion ist natürlich die Bedienung der Mischtrommel. Hierzu sitzt auf der linken Seite eine kleine Kurbel, rechts gegenüber ein Wahlhebel. Dieser besitzt drei Positionen und schaltet ein kleines Getriebe. Nach rechts gedrückt dreht sich die Trommel, wenn der LKW fährt. Drehrichtung bei Vorwärtsfahrt ist rechtsherum, so dass der Beton in der Trommel bleibt und gemischt wird. Beim Rückwärtsfahren ändert sich die Drehrichtung, so dass man früher oder später Beton verlieren würde.
Die mittlere Position des Hebels ist die Neutralstellung. Hier dreht sich nichts mehr. Die rechte Position aktiviert die Kurbel. Nur bei deren Betätigung dreht sich die Trommel in die eine oder andere Richtung. Zum Positionieren des herausfließenden Betons, oder anders gesagt: der herauspurzelnden 1×1 Steinchen, wird die kleine Rutsche am Heck des Fahrzeuges ausgerichtet.

Der Wahlhebel mit den drei Positionen: Trommeldrehung mittels Kurbel – Neutral – Trommeldrehung im Fahrbetrieb


Die Kurbel zum Drehen der Mischtrommel




Fazit I

Ein tolles Set mit den zu erwartenden funktionalen Möglichkeiten eines Betonmischers. Wie ich finde eine längst überfällige Ergänzung im LEGO Technic Baumaschinenfuhrpark, neben Kränen, Lastwägen und Baggern. Zielgruppe sind die jüngeren Baumeister. Gerne dürfte hier mit einem größeren Modell nachgelegt werden.

Teil 2 – Betonmischen

Das Review könnte an dieser Stelle zu Ende sein. Wenn es nicht noch eine Sache zu überprüfen gäbe: Lässt sich mit dem Betonmischer echter Beton anrühren?

Die Frage finde ich naheliegend. Man hätte die Trommel auch aus einzelnen Paneelen oder Platten gestalten können. Das wäre nicht so rund und löchriger geworden (siehe LEGO Ideas Globus), aber vermutlich ausreichend dicht für die betonsimulierenden 1x1er. Stattdessen entschied man sich für neu entwickelte Halbschalen mit Schneckengewinde. Zudem habe ich keine Hinweise in der LEGO Beschreibung gefunden, dass echter Beton in diesem Modell nichts zu suchen hat.

Nebenbei bemerkt: mein Frau, die ja in den Familie-Baustein-Videos hinter der Kamera agiert, sieht das etwas anders. „So ein Quatsch“… „Das gibt nur eine Riesensauerei“… „Du zerstörst gerade ein 100 Euro LEGO Set“ und so weiter. Dem ein oder anderen männlichen Leser mögen ähnliche Einwände der Gattinnen bekannt vorkommen, wenn man dabei ist, große Ideen umzusetzen. Aber sind wir doch mal ehrlich: würden wir heute Flugzeuge haben, Autos oder das Internet, wenn wir immer vernünftig wären? Hm, womöglich… Aber hätten wir genauso viel Spaß im Leben? Definitiv nicht! Lange Rede, kurzer Sinn: Das muss ausprobiert werden…

Natürlich nicht ohne entsprechende Vorbereitungen. Die Trommel ist wie erwähnt nahezu dicht. Nur die Naht und das Loch am hinteren Ende könnten etwas problematisch werden. Da Beton sehr zähflüssig ist, sollen einfache Maßnahmen reichen. Ich habe das Loch mit einem aus dem LEGO Boost Set meines Sohnes geliehenen Gummipropfen (der dort in den Ketten verwendet wird, um die Reibung auf glatten Oberflächen zu erhöhen) geschlossen. Anschließend kam über die gesamte Naht ein außen angebrachter Streifen Tesafilm.

Die Betonrutsche besteht aus Paneelen. Ausreichend für Lego Bausteine, aber suboptimal für zähflüssige Medien. Auch hier habe ich mit einigen Streifen Tesafilm kurzerhand mit wenig Aufwand nachgebessert. Et Voila, schon fertig mit der Pflicht! Für die Kür habe ich die Kurbel durch einen Power Functions XL Motor mit Batteriebox ersetzt, um mir das manuelle Kurbeln zu ersparen. Das passt perfekt. (Könnte das nicht auch ein Hinweis sein, dass LEGO diese Art der Nutzung auf dem Schirm hatte?)

Ein XL-Motor erspart die Kurbelei von Hand


Wie dafür gemacht…


Besser die Naht vor dem Betonmischen abkleben…

Damit kann es losgehen. Für Beton benötigt man ein Teil Zement, vier Teile Sand oder Kies (ich habe ersteres genommen… man muss schon auf dem Boden der Realität bleiben) und etwas Wasser. Das Einfüllen geht nur über die hintere Öffnung. Am besten nimmt man einen Löffel. Meine Frau hat mir den aus der Besteckschublade geliehenen sogar geschenkt („Der kommt mir nicht mehr in die Schublade zurück!“). Sehr nett. Und etwas überraschend. Natürlich hätte ich ihn gespült. Da fällt mir auf, dieselben Reaktionen erhalte ich, wenn ich ein Geschirrtuch benutze. Ob es da einen Zusammenhang… egal, ist hier nicht das Thema.

Nach ein paar Minuten mischen habe ich den Schalter der Batteriebox umgelegt. Der Motor dreht sich in die andere Richtung, kurz darauf purzeln die ersten Betonbröckchen über die Rutsche in meine kleine dafür vorbereitete Schalung. Perfekt! Also fast… sagen wir, grundsätzlich klappt es soweit schon mal. Die Menge an Beton war überschaubar, da einiges in der Schnecke kleben geblieben ist und einige Kügelchen Mühe hatten, in der Schnecke nicht wieder zurück zu rutschen. Das kann aber auch mit der Konsistenz des Betons zusammenhängen.

Als Zement hatte ich nur Trass Compound auf Zementbasis zur Verfügung, der zum Anmischen von wasserdurchlässigem Beton verwendet wird und schon relativ alt war. Nicht ganz optimal. Einige Bröckchen waren daher vermutlich auch etwas groß, so dass beim Weg über die Rutsche mit dem Löffelstiel nachgeholfen werden musste.

Nach Einfüllen einer zweiten Portion Zement-Sand-Wasser-Gemisch nahm die Trommel an Gewicht zu. Dadurch kam immer öfter die zwischen zwei Achsen unter der Trommel angebrachte Linearkupplung mit lautem Ratschen zum Einsatz, so dass die Trommeldrehung ins Stocken geriet. Durch händische Unterstützung ließ sich das leicht beheben. Aus Gründen der Bequemlichkeit würde ich aber beim nächsten Versuch die Kupplung durch eine starre Achse ersetzen. Das Getriebe sollte das aushalten.

Nach dem letzten ausgespuckten Betonklumpen habe ich die Trommel auseinandergebaut und den darin steckenden Beton ausgekratzt. Mit diesem Anteil (geschätzt 75%) bekam ich sogar meine Schalung noch gefüllt. Natürlich müssen dann die Teile gereinigt werden. Das klappt gut, solange der Beton nicht angetrocknet ist.

75% des gemischten Betons blieben in der Trommel hängen



Kann sich sehen lassen…


Die Linearkupplung sollte beim Betonmischen durch eine starre Verbindung ersetzt werden (Getriebe dann im Auge behalten!)

Die Bilanz: etwa 0,00002 Kubikmeter einwandfreier Beton! Nach dem Reinigen blieben bei mir außer ein paar wenigen kleinen Kratzern im Inneren der Trommel keine Spuren am Modell zurück. Ich bin begeistert!

Tipps und Tricks (Zusammenfassung) für Nachahmer

» Auf die üblichen Sicherheitsvorkehrungen beim Umgang mit Zement achten: Handschuhe, Schutzbrille, Helm, alte Klamotten, Geschirrtuchunterlage,…
» Das hintere Loch der Trommel verschließen (Ketten-Gummipropfen eigenen sich hervorragend)
» Die Naht der Trommel sorgfältig von außen mit einem Streifen Tesafilm abkleben
» Die Linearkupplung durch eine starre Verbindung ersetzen (im Betrieb dann das Getriebe ein wenig im Auge behalten)
» Die Betonrutsche ebenfalls mit Tesafilmstreifen abkleben, um eine geschlossene, glatte Rutschfläche zu erhalten
» Zum Einfüllen von Sand und Zement einen Teelöffel verwenden (Ich hatte einen Esslöffel. Das erhöht das Risiko einer Sauerei…)
» Falls das Modell mit Aufklebern beklebt ist: Obacht, dass kein Wasser oder Beton an diese kommt. Gegebenenfalls diese Bausteine vorher entfernen (zum Beispiel das hintere Nummernschild)
» Trommel und kontaminierte Teile direkt nach Gebrauch mit Wasser reinigen

Und abschließend an alle Väter, die das mit ihren Kindern ausprobieren möchten: die Mama wird es herausbekommen (Betonspuren von der Reinigung im Bad, die Kinder verplappern sich, ein Löffel vom guten Silberbesteck wird vermisst,…). Aber wie heißt es doch so schön: manchmal ist es besser, sich hinterher zu entschuldigen, als vorher um Erlaubnis zu fragen…

Alles wieder sauber


Tataa! Ein astreiner Betonklotz!

Fazit II

Was soll ich sagen? Ein vermeintliches Kinderspielzeug für Baumeister ab 10 Jahren wird zu einem fantastischen, generationenübergreifenden Abenteuer für AFOL und Nachwuchs, wenn man versucht es bestimmungsgemäß (hüstel) einzusetzen und Beton damit anmischt. Geil! Wer sich das im Video der Familie Baustein anschauen will, voila!

Eure Meinung!

Wie gefällt euch der LEGO Technic 42112 Betonmischer-LKW? Habt ihr euch das Set gekauft? Und was haltet ihr von der Idee, tatsächlich mal Beton zu mischen? Äußert euch gerne in den Kommentaren.

André Micko

LEGO Technic und Speed Champions Sammler, MOC-Tüftler – alles ist in Bewegung

6 Kommentare Kommentar hinzufügen

  1. Oh nein, nun will ich den ersten Beton meines Lebens mischen, mit diesem Set … André, Deine Reviews sind nachgerade gefährlich! Ich empfehle eine Lumpenkiste für ausrangierte Textilien (-: Ein Löffel bei den Gartengeräten ist auch sehr nützlich ((-:
    Ich brauche keinen Betonmischer. Ich brauche keinen Betonmischer. Ich brauche keinen Betonmischer. Ich brauche keinen Betonmischer …

  2. Der Betonmischer ist super! Die Funktionen sind gut umgesetzt und dass man damit auch richtigen Beton mischen kann, sollte zeigen, dass er macht, was er machen soll 😀 Wundervolle Idee das auszuprobieren.

    Ich finde ihn auch durchaus sehr anschaulich, also selbst wenn man ihn nicht der Funktionen wegen kauft. Er sieht sehr gut aus, was Farbe und Bau angeht. Einzig Rückspiegel würde ich ergänzen. Aber ansonsten ist das denke ich ein tolles Set für jedes Alter. Man wird doch nie zu alt für große Fahrzeuge 😉

  3. Das nenne ich ein super Review! Viele fragen sich wohl im Stillen, ob der Betonmischer wirklich Beton mischen kann, und du hast es wirklich getestet. Super Idee!

  4. Ich habe gehört dass eine Hälfte der Trommel gerne die Anleitung angreift, war das bei Deinem Set auch so?

    • Du meinst wenn das in der Verpackung hin und her rutscht? Nein, war bei mir nicht (Anleitung war nicht beschädigt, siehe Bild). Könnte natürlich sein, aber ich denke die Wahrscheinlichkeit ist gering. Ab und zu hatte ich es auch bei anderen Sets schon, dass die Anleitung leicht beschädigt wurde (durch Tütchen, Reifen,…), aber nie wirklich schlimm (außer man sammelt 100% perfekte Anleitungsheftchen…). Bei den größeren Sets ist sie meistens separat eingeschweißt, manchmal sogar mit extra-Karton…

Schreibe einen Kommentar zu Jonas Heyer Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert