LEGO Technic 42124 Geländewagen im Review

LEGO Technic 42124 Off-Road Buggy

LEGO Technic 42124 Off-Road Buggy: Kommt ein Nachfolger auf den Markt? | © André Micko

Der LEGO Technic 42124 Geländewagen im Review: Über Stock und Stein mit dem Off-Road Buggy?

„Die Vorder- und Hinterradfederung (ein Novum für LEGO Technic) sowie die wuchtigen Reifen, die Motorhaube, die Antenne und die Aufkleber verleihen dem Auto Stil.“

Mit diesem Zitat aus der LEGO Beschreibung starte ich in das Review zum neuen LEGO Technic Set 42124 Geländewagen, welches am 1. Januar erscheinen wird. Warum? Weil ich aus einem Punkt nicht schlau werde. Dabei geht es nicht um das beklebte kleine Paneel, das wohl die Motorhaube darstellen soll. Oder die Antenne und stilverleihende Aufkleber. Es geht um „ein Novum für LEGO Technic“. Das scheint sich auf die „Vorder- und Hinterradfederung“ zu beziehen. Ich meine mich zu erinnern, dass es durchaus Technic Fahrzeuge gibt, bei denen beide Achsen respektive alle vier Räder gefedert sind (auch der kürzlich gereviewte 42125 Ferrari 488 GTE war nicht der erste…). Neue innovative Techniken kommen nicht zum Einsatz. Ich könnte daher etwas Hilfe gebrauchen: habe ich etwas übersehen? Oder die Beschreibung missverstanden? Wer mehr darüber weiß oder einfach nur eine kreative Idee hat, kann das gerne in den Kommentaren teilen. Schauen wir das gute Stück nun etwas genauer an.

Umfang und Verpackung

Die UVP liegt bei 129,99 Euro. Dafür erhält man 374 Teile. Auf der Schachtel si… MOMENT! Nochmal zurück. 130 Euro für weniger als 400 Teile? Das liegt natürlich an Control+. Je kleiner das Modell, umso mehr wirken sich die preistreibenden Control+ Komponenten auf den Teilepreis aus. Dieser landet hier bei 35ct/Teil und belegt damit einen Spitzenplatz unter allen -regulären- LEGO Sets. Demgegenüber legt man für den hier enthaltenen Technic Hub und die zwei L-Motoren im Einzelkauf bei LEGO knapp 150 Euro auf den Tisch.

Abzüglich der zu erwartenden Rabatte wird man den Geländewagen voraussichtlich für unter 100 Euro bekommen. Es ist fraglich, ob Hub und Motoren einzeln im freien Handel gekauft da mithalten können, und man würde immerhin noch knapp 400 Teile inklusive vier robusten Stollenreifen oben drauf bekommen. Was wiederum das Set (analog dem 42109 Top-Gear Ralleyauto) auch für MOCer interessant macht und den Preis relativiert. Wo waren wir? Richtig, die Schachtel. Vorderseitig ein Bild des „Geländewagens“, sowie die obligatorischen Infos und Hinweise: die Altersempfehlung liegt bei 10+, und es wird neben sechs AA Batterien ein Smart Device (sprich: Smart Phone oder Tablet) benötigt. Ohne letzteres bewegt sich der Buggy keinen Millimeter. Zumindest nicht von alleine.

Die deutsche Bezeichnung „Geländewagen“ (im Original „Off-Road Buggy“) halte ich für etwas unglücklich, aber das nur am Rande. Die Anleitung umfasst 88 Seiten. Fünfzehn Aufkleber liegen zur Verzierung parat.





Technic Hub und zwei L-Motoren. Im Einzelkauf bei LEGO für knapp 150 Euro erhätlich.

Aufbau

Der Technic-spezifische Aufbau geht gut von der Hand. Allzu lange braucht man auf Grund der geringen Teileanzahl nicht. Die Kabelverbindungen zwischen Hub und Motoren sehen auf den Bildern der Anleitung wesentlich aufgeräumter auf als man das in echt hinbekommen würde. Trotz Kabelhalterungen gleicht das Ergebnis eher einem Kabelsalat. Man bekommt dennoch alles sehr gut unter, da genug Platz vorhanden ist.
Die Reifen sind neu. Zumindest meiner Recherche nach. Gleiches gilt für einen Liftarm mit zusätzlichen Quer-Löchern. Sehr praktisch für eigene Technic-Kreationen, ermöglicht er doch neue Verbindungs-Optionen.

Winterreifen


Für Pins in zwei Dimensionen.



Gefederte Einzelradaufhängung vorne…


Die gefederte Hinterachse

Das fertige Modell

Der Geländewagen ist etwa 28cm lang, 17cm breit und 13cm hoch (plus weitere fünf Zentimeter bis zur Spitze der Antenne). Die Räder der Vorderachse sind einzeln aufgehängt und gefedert. Die hinteren Räder sind über ein Differenzial miteinander verbunden und hängen an einer großen starren Achse. Auf dieser ist einer der beiden L-Motoren befestigt, welcher das Differenzial und darüber die Räder antreibt. Das ganze Gebilde ist über eine Drehachse und darüber liegende Federelemente mit der Karosserie verbunden (vielleicht ist hier irgendwo das eingangs erwähnte „Novum“ versteckt?). Die gesamte Federung wirkt stabil und effektiv. Bei einem Fall -auf die Räder- aus 30…40 Zentimetern wird ein Großteil der Energie absorbiert. Erst bei größeren Höhen und vielen Falltests traten Verschleißerscheinungen wie sich lösende Pinverbindungen auf. Freilich ließen sich diese wieder einfach zusammenstecken.

Der Hub sitzt mittig im Fahrzeugboden und trägt dadurch zu einem niedrigen Schwerpunkt bei. So liegt der Flitzer stabil auf der Straße. Davor ist der zweite L-Motor angebracht. Er wird vom Hub so angesteuert, dass er als Servo für die Lenkung agiert. Die Antenne dient einem rein dekorativen Zweck und hat keine Funktion. Die Verbindung zwischen Smart Device und Technic Hub erfolgt mittels Bluetooth.




Wie immer bei Control+ ist der Batteriewechsel beim Technic Hub einfach möglich.


Die Reifen haben genauso viel Grip wie die Zahnräder…

Funktion

Zum Betrieb wird die aktuellste Version der kostenlosen Control+ App benötigt. Startet man diese, wählt man den Geländewagen aus und wird aufgefordert, den Technic Hub im Modell durch drücken des grünen Tasters einzuschalten. Beim ersten Start wird die Firmware aktualisiert, anschließend das Fahrzeug kalibriert. Letzteres bezieht sich bei dem kleinen Buggy nur auf die Einstellung der Lenkung. Der Hub detektiert den linken beziehungsweise rechten Anschlag und stellt die Räder danach gerade.

Nach einer kurzen Einführung in die Bedienung kann es losgehen. Mit dem Joystick auf der linken Seite des Bildschirmes wird gesteuert: vor und zurück, sowie nach links oder rechts. Rechts unten ist eine kleine Taste: die Bremse. Beim Betätigen rollt das Fahrzeug nicht weiter (beziehungsweise rollt nicht aus, wenn kein Gas mehr gegeben wird), sondern kommt -fast- abrupt zum Stehen. Das funktioniert sehr gut. Darüber befinden sich einige Taster, über die diverse Geräusche abgegeben werden können. Hupe, Furz, etwas Hahnähnliches, Quietsche-Entchen und eine Art Gong. Wir erinnern uns: Zielgruppe ab 10 Jahren. Für alle, denen das jetzt etwas infantil vorkam.

Mittig wird neben dem Batterieladezustand noch die Neigung des Fahrzeuges in Fahrtrichtung bzw. quer dazu in Grad angezeigt. Die Daten werden vom Hub an das Smart Device gesandt. Darüber hinaus gibt es die von den bisherigen Control+ Modellen bekannten „Herausforderungen“. Kleine, auf das Modell bezogene Aufgaben, deren Abschluss mit einer virtuellen Trophäe belohnt wird. Beispielsweise müssen bestimmte Strecken oder Steigungen zurückgelegt werden, aber auch triviale Dinge wie das erste Umkippen, der erste Crash und so weiter.

Nach einer Weile im Fahrbetrieb meldete sich die App mit einer neuen Funktion: „Battle Mode“. Ein Rennen gegen einen virtuellen Gegner, bei dem beide (also man selbst und der virtuelle Gegner) mit fünf „Skills“, also besonderen Fähigkeiten ausgestattet sind. Diese werden als Buttons anzeigt und können während des Rennens gedrückt werden um sich selbst einen Vorteil zu verschaffen oder den Gegner auszubremsen. Das Ganze erinnert an Mario Kart, nur mit einer zusätzlichen realen Komponente auf vier Rädern.

Control+ App, Steuerbildschirm


“Battle Mode”: Auswahl der eigenen Fähigkeiten


So stellt sich der Gegner für die Schlacht auf.


Das Battle läuft. Der Gegner hat schon 7m (virtuellen) Vorsprung. Ist aber auch unfair wenn ich nebenher Fotos machen muss…


Battle in vollem Gange: Angriff des Gegners!

Performance

Zurecht fühlt man sich beim Set 42124 an die bekannten, schnellen RC Buggys erinnert. Eine dem auch nur nahekommende Performance darf man allerdings nicht erwarten. Dennoch ist sie für ein LEGO Technic Fahrzeug überraschend gut. Wir haben intensiv getestet und waren auch auf Strecken unterwegs, die per se nicht für LEGO -als Indoor-Spielzeug- gedacht sind: über Straße und Bordsteine hin zu einer Mountainbike Strecke auf stark belaubtem (und nassem) Waldboden. Teile der Testfahrten haben wir gefilmt, sie sind im unten verlinkten Video zu sehen.

Positiv ist mir die Geschwindigkeit und Wendigkeit aufgefallen. Die grob gemessene knappe Sekunde pro Meter (etwa 4km/h) mag auf dem Papier niedrig erscheinen. Im Kinderzimmer geht dabei aber schnell die Strecke aus. Niedrige Bordsteine oder ähnliche Hindernisse waren kein Problem. Und auch auf oben angesprochenem laubbedecktem Waldweg hat sich der Kleine wacker geschlagen. Die Reifen hatten zwar eine Wäsche nötig, sahen aber danach erfreulicherweise aus wie neu. Ich hätte vermutet, dass der Asphalt schon frühzeitig Spuren im Profil hinterlässt.

Die Grenzen lassen sich dennoch einfach finden. Ein gröberes Kiesbett wird dank des Differenzials schnell zur Falle. Auch bei Steigungen merkt man die begrenzte Leistung des Motors (bezogen auf diesen Einsatzzweck). Und was mir persönlich am meisten missfällt: die Haptik der Steuerung über den Touchscreen eines Smart Device. Ich will einen Hebel in der Hand, und spüren an welcher Position sich dieser befindet. Damit wäre auch der Punkt aus der Welt, dass zwingend ein Smart Phone / Tablet zum Spielen benötigt wird. Kurz: ich vermisse meine Power Functions Fernsteuerung.

Ich weiß aber auch, dass ich jetzt nur ein Stockwerk nach oben gehen müsste um von meinem Sohn die gegenteilige Meinung zu hören. „Das mit der Steuerung und der App ist echt cool.“
Zugegebenermaßen ist er um etwa 30 Jahre näher an der Zielgruppe dran. Seufz.

Vielen Dank an die LEGO Group, die uns dieses Set für unser Review zur Verfügung gestellt hat. Der Artikel gibt jedoch ausschließlich meine persönliche Meinung wieder.

Review-Video

Fazit: 42124 Geländewagen

Control+? Eine Generationenfrage. Meine Meinung dazu hat sich auch beim fünften Modell der Reihe (noch) nicht geändert. Das Zugeständnis, dass es bei der nächsten Generation und eigentlichen Zielgruppe gut ankommt, allerdings auch nicht. Der Preis? Hoch. Mit Rabatten besser. Es gibt sicherlich günstigere und leistungsstärkere RC Buggys. Doch das ist dann eben nur ein RC Buggy. Als LEGO Technic Modell mit Control+ Komponenten, die beliebig in anderen Eigenbauten verwendet werden können, durchaus ein für alle Gruppen interessanter Teilespender. Aber auch als Buggy schlägt sich das Set sehr gut.

Eure Meinung!

Was sagt ihr zum neuen 42124 Geländewagen? Passen LEGO und RC zusammen, oder braucht es solcher Vehikel nicht? Äußert euch gerne in den Kommentaren.

André Micko

LEGO Technic und Speed Champions Sammler, MOC-Tüftler – alles ist in Bewegung

7 Kommentare Kommentar hinzufügen

  1. Zu hohe ungefederte Massen an der Hinterachse, das ist nicht hilfreich.

  2. Hallo,
    meiner Meinung nach sollte Lego sich Mal um bspw. neue vernünftige Eisenbahnen mit Fernsteuerung und Metallschienen kümmern, ohne Batterie. Das wäre super und technisch machbar. Diese ganzen ferngesteuerten Fahrzeuge fahren sich nicht wirklich gut. Die Bedienung über das Smartphone ist mehr schlecht als Recht. Mit 4 kmh ist das auch für Kinder nach kurzer Zeit langweilig. Außerdem können die Legoteile durch die Bauart den Outdoor-Bedingungen nicht trotzen. Mir als alter Lego Fan blutet das Herz wenn der Buggy durch den Schlamm fahren würde. Für diesen Einsatz kaufe ich meinem Sohn lieber einen richtigen ferngesteuerten Buggy. Der fährt dann bei besseren Modellen auch schon Mal 40 kmh.
    Lego bleib bei deinen Leisten, da gibt es genug zu verbessern.
    Schöne Feiertage
    Stefan

  3. Optisch gefällt er mir sogar ganz gut. Die Reifen sind klasse.
    Aber Performance und Preis sind absolut indiskutabel.
    Ich habe mir tatsächlich das Top Gear Auto gekauft (für – 45%) um ins neue System reinzuschauen…
    Bin nicht überzeugt worden. Echt ne katastrophal lahme Schnecke.

    Stattdessen bringt Buwizz jetzt im nächsten Jahr neue günstige Buggy Motoren auf den Markt – damit ist Control+ komplett gestorben.

    Evtl kann man die Hülle ohne Motoren günstig auf ebay ergattern und dann mit potenterer Buwizz Technik nachrüsten…

  4. Ich würde hier auch immer den Vergleich zu den – noch mit Power-Fuctions ferngesteuerten – “Kettenracern” ziehen. Die hatten noch eine Fernbedienung, “konnten” von den Funktionen (fahren+lenken) das gleiche und haben nur 80€ gekostet. 50€ mehr dafür, dass es statt einer Fernbedienung Bluetooth gibt, halte ich nicht für angemessen.

  5. Die Buwizz-Mototen bind bloß die China-Klone mit einem Aufkleber, die man bereits für einen Zehner bekommt.

    Ob man das will? Darf jeder selbst entscheiden. Sowohl, ob man die Billigmotoren möchte (da gibt es Reviews) als auch, dass man Buwizz für deren Namen + Aufkleber einen Aufpreis hinlegt.

  6. Danke für die neutrale Bewertung. Schön, dass Mal jemand die Zielgruppe und den Einsatzzweck hervorhebt. Der Herr aus Frankfurt ist ja nicht dazu in der Lage. Ja, 130€ wirken teuer, aber es ist eben auch ein verhältnismäßig günstiger Spender, wenn man Hub und Motoren für eigene Projekte sucht.

  7. Sehr gutes Fahrzeug, grottenschlechte Steuerung!
    So toll ich, als 70er Baujahr, diesen Buggy finde, so wenig kann man damit spielen!
    Was stimmt da bei Lego nicht?!?
    Jeder, der einmal in seinem Leben mit einem RC Auto gefahren ist, weiß, daß man so ein Fahrzeug nicht mit einem Daumen steuert!
    So ein Schwachsinn!
    Und in dieser elenden App kann man auch nicht einfach das Profil für den Ralleywagen auswählen!
    Nein, weil dort ist ein anderer Motor (XL) verbaut und damit kann die App halt nicht umgehen.
    Unverständlich, wie man so daneben sein kann.
    Das ist nun der größte Spielzeughersteller der Welt?!?
    LEGO, lasst euren Kunden endlich die Wahl, welchen Motor man an welchem Ausgang anschließt und wie man ihn ansteuert.
    Enttäuschte Grüße aus Österreich,
    Alexander

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