LEGO Technic 42145 Airbus H175 Rettungshubschrauber im Review

LEGO 42145 Airbus H175 Rettungshubschrauber | © André Micko

Der LEGO Technic 42145 Airbus H175 Rettungshubschrauber für Einsätze über offenener See: Fantastische Flugeigenschaften oder eine Luftnummer?

Ich weiß, ich weiß. Zu spät. Aber besser spät als nie, wie Mr. Hobbs immer sagt („Der kleine Lord“ lässt grüßen…). Seit Wochen schon ist das neue LEGO Technic Set 42145 Airbus H175 Rettungshubschrauber auf dem Markt, und jetzt erst folgt das Review auf Zusammengebaut? Schuld ist, wie Stammleser wissen, mein arbeitsbedingter, längerer Aufenthalt in Japan, gepaart mit dem nicht-Zustandekommen des großmundig angepriesenen Versprechens, Review-Exemplare könnten auch nach Yokohama geliefert werden (Notiz: Rücksprache mit dem Chefredakteur einplanen). Nun gut, genug Zeit vertrödelt, legen wir los!

Vorbild für das Set ist, wie der Name schon sagt, der Helikopter (oder Hubschrauber, je nach Belieben) H175 der Firma Airbus. Der „leichte Mehrzweckhubschrauber“ wurde vorwiegend für Flüge über dem offenen Meer entwickelt und wird seit seiner Indienststellung 2014 für Personentransporte, beispielsweise zu Ölplattformen, aber auch für Such- und Rettungsflüge eingesetzt. Auf letzteres hat LEGO bei seinem Modell den Fokus gelegt.

Die letzten größeren Technic Hubschrauber waren die Sets 9396 Helikopter aus dem Jahr 2012 sowie der 42052 Schwerlasthubschrauber aus dem Jahr 2016. Ersterer kam bereits mit einer technisch sehr interessanten, wenn auch etwas klobig wirkenden Hauptrotorblattverstellung* daher (*mehr funktionale Infos weiter unten im Zusammenhang mit dem neuen Modell). 90 Euro waren damals für 1056 Teile auf den Tisch zu legen.

Der Schwerlasthubschrauber benötigte dank eines Koaxialrotors -also zwei sich auf einer Achse gegenläufig drehenden Hauptrotoren- keinen Heckrotor und verzichtete auf die dadurch wesentlich komplizierter umzusetzende Mechanik der Blattverstellung. Dafür war Dank Power Functions mehr Bewegung im Spiel, was sich aber auch in der UVP von 120 Euro widerspiegelte, bei gerade einmal 1042 Teilen.

Beim neuen Airbus steht im reinen Datenvergleich eine UVP von 209,99 Euro einer Anzahl von 2001 Teilen gegenüber, was ihn zum teuersten, aber auch -teilemäßig- mit Abstand größten Hubschrauber-Set macht. Zum Abheben kommt ein Powered Up L-Motor zum Einsatz, welcher über die Standard-Batteriebox versorgt wird. Die Ansteuerung mittels der Control+ App ist daher nicht möglich.

Eckdaten

Verpackung und Inhalt

Die Verpackung erstrahlt im Standard-Technic Design. Die Altersempfehlung liegt bei 11+. Neben den üblichen Infos zu Setnummer, -name und Motorisierung verweist der Airbus Schriftzug auf den Lizenzgeber. Rückseitig sind neben einem Foto des realen Vorbilds einige der Funktionen beschrieben.

Neben den Tütchen mit den Teilen (immer noch aus Plastik und nicht aus Pappe!) purzelt eine kleinere Schachtel mit der Batteriebox heraus und ein Umschlag aus stabilem Karton. In ihm sind die vierhundertseitige Anleitung und knicksicher zwei Aufkleberbögen verwahrt. 35 Sticker befinden sich auf dem einen, lediglich zwei auf dem anderen. Sie unterscheiden sich durch das Basisträgermaterial (weiß bei den 35 Aufklebern, transparent bei den beiden anderen), ansonsten hätte man sie sicher auch auf einem Bogen untergebracht.



Powered Up Batteriebox

Aufbau

Der Aufbau ist in fünf Bauabschnitte unterteilt, was die auf dem Tisch liegende Anzahl an Teilen angenehm überschaubar hält. Dank der detaillierten Anleitung geht alles gut von der Hand. Die Tücken liegen wie bei allen Technic-Aufbauten im Zusammenstecken von Teilen, also beispielsweise Verbindungen von Lochbalken mit Pins. Das gestaltet sich durchaus störrischer als ein Zusammenbau von LEGO System-Elementen. Zusätzlich ist mehr Konzentration gefordert, wenn am Ende alles funktionieren soll. Neben dem Getriebe ist es beim Hubschrauber vor allem die Hebelmechanik zwischen Cockpit und Rotor, bei der man sehr genau in die Anleitung schauen muss.

Bauabschnitt 1





Bauabschnitt 2


Bauabschnitt 3


Bauabschnitt 4


Ich…. mag die Knoten nicht…

Einige Neuteile kommen zum Einsatz. Interessant ist das grüne Getriebezahnrad mit 20 Zähnen, sowie ein 5-strahliger Propeller-Stern, als Basishalterung für die Rotorblätter. Highlight ist die eigens für den Hubschrauber entwickelte Taumelscheibe, durch die die Hauptrotorverstellung sehr realitätsnah umgesetzt werden konnte.

Die Schaufelräder der Turbinen sind bedruckt.


Das neue Getriebezahnrad (grün)


Der neue Stern am Technic-Himmel…


Die neue Taumelscheibe


Die Taumelscheibe zusammengebaut: das schwarze ist der festsitzende Teile, das graue darunter kann sich drehen (im Heli andersrum verbaut, schwarz sitzt unten). Durch das viereckige Loch geht ein Technic-Lochbalken, als Antriebsachse des Hauptrotors.


Den hätte man jetzt auch noch schwarz lassen können. Naja, sieht man von außen ja eh nicht…


Da ist wohl eins in der Form verrutscht

Bei der Batteriebox wie auch beim Technic Hub hat sich mittlerweile leider die verschraubte Version durchgesetzt, was den Batteriewechsel wesentlich unschöner macht. Der passende Kreuzschlitzschraubenzieher wird nicht mitgeliefert. Ein schwedischer Möbelhersteller ist hier kundenfreundlicher. Hinweis an LEGO: das ließe sich doch sicherlich im Elementtrenner integrieren…

Die Schrauben nerven…

Das fertige Modell




Der Hubschrauber ist etwa 65 cm lang (ohne den Hauptrotor, dessen Blätter nochmals 5 Zentimeter vorne überstehen), 17 Zentimeter breit und 24 Zentimeter hoch. Der Hauptrotor hat einen Durchmesser von gut 50 Zentimetern.

Das Modell ist sehr robust gebaut und lässt sich gut greifen beziehungsweise transportieren, ohne dass sich Teile lösen. Beweis: die Luftaufnahmen sind nicht gephotoshopt, sondern Original-Bilder. Ich habe den Heli in die Luft geworfen (und natürlich wieder aufgefangen), mein Sohn hat auf den Auslöser gedrückt. Zig Versuche hat der Hubschrauber schadlos überstanden, bis alles im Kasten und Papa zufrieden war!

Mit 1,5 Kilogramm bringt er ein ordentliches Gewicht auf die Waage. Natürlich tragen auch die sechs AA Batterien ihren Teil dazu bei.

Für alle, die sich noch nie so richtig Gedanken darüber gemacht haben, warum und wie ein Hubschrauber überhaupt fliegen kann, hier ein paar kurze Erläuterungen dazu, um die umgesetzten Funktionen besser zu verstehen (beschränkt auf den vorliegenden Hubschraubertyp; andere Konzepte wie der oben kurz angesprochene Koaxialrotor seien an dieser Stelle ausgeklammert). Wem schon alles klar ist, kann natürlich gleich zum nächsten Kapitel springen 🙂

Zunächst besteht ein Hubschrauber aus einem Rumpf und einem waagrecht ausgerichteten Ventilator auf dem Dach. Der Ventilator, ab jetzt nennen wir ihn „Hauptrotor“, dreht sich mit konstanter Geschwindigkeit, angetrieben von einem Motor oder einer Turbine. Zum Einstellen des Auftriebs können die Rotorblätter verstellt werden. Sind sie genau parallel zum Boden ausgerichtet, passiert gar nichts. Das heißt, kein „Wind“ nach unten und damit auch kein Auftrieb. Stellt man sie schräger, so dass ein Luftstrom nach unten erfolgt, hebt der Helikopter ab.

Sobald der Hubschrauber in der Luft ist, würde das Gegendrehmoment an der Rotorachse eine Drehung des Rumpfes bewirken. Na gut, das klingt jetzt kompliziert. Etwas einfacher: stellen wir uns einen kleinen Spielzeughubschrauber vor, den wir in der Hand halten können. Steht er auf dem Boden und wir schalten den Motor an, dreht sich (nur) der Rotor. Halten wir den Hubschrauber in der Luft, indem wir ihn am Rotor festhalten, und schalten jetzt den Motor ein, so wird sich der Hubschrauberrumpf, also alles was unter dem Rotor hängt, drehen (den Rotor halten wir ja fest in der Hand).

Würde der Hubschrauber in der Luft schweben, also weder der Rumpf am Boden fixiert sein, noch der Rotor fest in unserer Hand, dreht sich eben beides: Rumpf und Rotor, und zwar gegenläufig zueinander. Um das zu verhindern, ist unser Hubschraubertyp mit einem Heckrotor ausgestattet, der quasi entgegen die Drehrichtung des Rumpfes pustet, also einen Gegenschub ausübt und den Rumpf so am Drehen hindert. Dieses „Gegenpusten“ des Heckrotors ist einstellbar, so dass man den Hubschrauber um seine Hochachse drehen kann, aber eben kontrolliert.

Das war es im Wesentlichen schon. Wir fliegen Hubschrauber, stabil hoch und runter. Um in eine bestimmte Richtung zu fliegen, muss jetzt nur noch der Hauptrotor, oder genauer die „Hauptrotorebene“, ein wenig geneigt werden. Neigt man den Rotor nach vorne, fliegt der Hubschrauber nach vorne. Analog für alle anderen Richtungen. Das ermöglicht einem Hubschrauber im Gegensatz zum Flugzeug auch rückwärts zu fliegen oder auf der Stelle zu schweben.

Die Ansteuerung des Hauptrotors (Neigung und Blattverstellung) erfolgt über die sogenannte Taumelscheibe. Sie besteht aus einem festsitzenden Teil, welcher die gewünschten Einstellungen an einen drehbar gelagerten und mit den Rotorblättern verbundenen Teil überträgt (hier sagt ein Bild nun wirklich mehr als tausend Worte, daher genug der grauen Theorie. Schauen wir uns das am Modell an…).

Der Lochbalken dreht sich und treibt den Rotor an. Der untere schwarze Teil der Taumelscheibe dreht sich nicht. Über damit verbundene Führungsstangen (im Bild meine Finger) lässt sich seine Ausrichtung ändern. Der darüber liegende graue Teil ist über Stangen mit dem Rotor verbunden und dreht sich mit. Hierüber wird die Ausrichtung auf den Rotor übertragen. Durch Verschieben der Taumelscheibe nach oben und unten werden die Blätter des Rotors verstellt, um den Auftrieb zu steuern.

Die Funktionen

Technisches Kernstück ist die fantastisch umgesetzte Ansteuerung des Hauptrotors. Über zwei Hebel neben den Sitzen im Cockpit (die wie Handbremsen aussehen) wird die Taumelscheibe auf dem Rotormast nach oben und unten bewegt. Durch die Verbindung mit den Rotorblättern werden deren Anstellwinkel verstellt, was zum Steigen und Sinken des Hubschraubers führt. Naja, zumindest wenn er wirklich fliegen könnte.

Vor den Sitzen befinden sich die Steuerhebel für die Flugrichtung, welche über eine nicht minder interessante, mechanische Hebelkonstruktion die Neigung der Taumelscheibe und somit auch der Hauptrotor-Ebene verstellt. Der Heli fliegt nach vorne. Oder seitwärts oder rückwärts. Naja, zumindest wenn er wirklich… ihr wisst schon.

Der Hauptrotor selbst ist etwas wackelig, was aber weder die Funktion noch den Betrieb einschränkt. Und natürlich ist er motorisiert. Auf der linken Rumpfseite befindet sich der Schalter zum Einschalten des Motors. Etwas darüber der für die Rotordrehung (die einzelnen motorisierten Funktionen lassen sich über ein Getriebe zuschalten).

Die Schildkröteneinstellung dreht ihn langsam. Wer es flotter mag, schaltet gleich auf den Hasen. Dabei ist bei entsprechender Hauptrotorblatteinstellung tatsächlich ein leichter Windzug zu verspüren. Ich habe versucht, die Drehgeschwindigkeit zu messen und bin auf etwa zwei Umdrehungen pro Sekunde gekommen (mir ist immer noch schwindelig davon…), was ordentlich schnell ist.

Der Heckrotor ist über ein Getriebe mit dem Hauptrotor verbunden und dreht sich entsprechend immer mit. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es aus nachvollziehbaren Gründen für den Heckrotor keine Mechanik zur Blattverstellung gibt.

Huuuui

Auf der rechten Seite befindet sich die für Rettungseinsätze unerlässliche Seilwinde. Auch sie wird motorisch betrieben, der entsprechende Schalter sitzt schräg unter der Winde. Darunter befindet sich noch der Hebel für das Ein- und Ausfahren des Fahrwerks. Es ist so konstruiert, dass es in ausgefahrenem Zustand „einrastet“, was bei dem hohen Gewicht des Hubschraubers unerlässlich ist.

Auf jeder Seite befinden sich zwei Schiebetüren, sowie zwei aufklappbare Türen des Cockpits. Die Beschreibung auf der LEGO Homepage spricht hier penetrant von „einer aufklappbaren Cockpittür“, es sind jedoch wie gesagt tatsächlich zwei.





Die Verkleidungen unterhalb des Rotors können entriegelt werden und lassen sich zur Seite schieben. Neben der Möglichkeit für eine Inspektion vor dem Start ergibt sich so ein toller Einblick in die Mechanik der Rotoransteuerung und auf die Turbine. Die ist ebenfalls mit dem Rotorantrieb verbunden und dreht sich entsprechend mit.






Blick ins Cockpit


Unter dem Heli…


Mein Fazit

Fliegen kann er nicht. Dennoch finde ich den Airbus Heli ausgesprochen gut. Die Mechanik ist fantastisch umgesetzt, insbesondere natürlich die Rotoransteuerung. Aber auch Fahrwerk und Getriebe müssen sich nicht verstecken. Der Aufbau ist spannend und faszinierend. Schnell verliert man staunend den Überblick im Gewusel aus unzähligen Hebeln und Zahnrädchen. Seilwinde, Motorisierung und weitere Details bieten für die eigentliche Zielgruppe der jüngeren Baumeister eine Menge Spielspaß. Das reale Vorbild macht es darüber hinaus auch für AFOLs nochmals interessanter. Damit lässt der H175 ganz klar die bisherigen Helis hinter sich. Im freien Handel ist er für unter 160 Euro zu bekommen. Wer Gefallen an ihm findet, braucht dann nicht lange zu zögern…

Vielen Dank an die LEGO Group, die uns dieses Set für unser Review zur Verfügung gestellt hat. Der Artikel gibt jedoch ausschließlich meine persönliche Meinung wieder.

Eure Meinung!

Wie gefällt euch der neue Hubschrauber? Ist ein Kauf geplant? Oder habt ihr ihn sogar schon in Betrieb genommen? Wie sind die Flugeigenschaften bei euch? Teilt eure Meinung oder eure Erfahrungen gerne in den Kommentaren!

André Micko

LEGO Technic und Speed Champions Sammler, MOC-Tüftler – alles ist in Bewegung

8 Kommentare Kommentar hinzufügen

  1. André, da war ich mir sicher, ich kann Deine Rezension gefahrlos lesen, weil ich keinen Bezug zu Hubschraubern habe … und nun das: Ich will den Heli unbedingt bauen, behalten muss ich ihn Stand heute eher nicht. Diese Taumelscheibe klingt extrem spannend! Uff! Ach ja, ich mag auch das Neongelb! Habe mir schon einen Grundbestand der Plates und Steine aus den City-Sets über Steine und Teile gekauft ((-: Vielen Dank für Dein Review! Ich habe damals Magnum (die alte Serie mit Tom Selleck, nicht das Remake) gerne geschaut, mir aber nie Gedanken darüber gemacht, wie der Hubschrauber von TC mit den lustigen Streifen tatsächlich fliegt. Nun weiß ich auch einige grundsätzliche Dinge dazu! Deine Reviews sind immer Bildung und Spaß in einem!

  2. Danke für den schönen Bericht. Leider ist die Ansteuerung des Hauptrotors nicht wirklich korrekt von Lego umgesetzt worden. Die Kipp- und Neigebewegungen bei Hubschraubern werden ebenfalls durch die Taumelscheibe umgesetzt. Warum Lego sich für diese seltsame Rotorneigetechnik entschieden hat, kann ich nicht verstehen. Mit der Taumelscheibe wäre eine zyklische Blattverstellung möglich gewesen. Evtl. wäre es aber im Modell nicht so sichtbar gewesen, wenn man kippen oder neigen würde, da hat man sich für die Phantasie entschieden. Schade, jetzt muss ich meiner Tochter erklären, wie es wirklich funktioniert. 🙂

Schreibe einen Kommentar zu Thomas Loeb Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert