LEGO Vidiyo: Die neue BeatBox-Serie im Review

Let the music play! | © Frauke Paetsch

Laute(r) Steine: Die neue LEGO Vidiyo BeatBox-Serie im Review. Ich erkläre zudem die Hintergründe und gebe Tipps für die App-Nutzung.

LEGO Vidiyo ist eine neue Themenserie, die im März 2021 eingeführt wurde. LEGO VIDIYO besteht aus diversen Figuren, speziellen bedruckten Fliesen und einer App, in der digitale Abbilder der Figuren mit Hilfe von Augmented Reality zum Leben erwecket werden. Ab Juni 2021 sind weitere Sets erhältlich. Mit diesen können kleine „Bühnen“ gebaut werden. Auch diese Bühnen werden in der App mit digitalen Inhalten und Effekten bedacht. Rockt das Konzept?

Die Figuren

In der ersten Welle gibt es 12 Bandmates und 6 BeatBoxes. Die Bandmates sind die kleineren Sets und bestehen nur aus einer Figur, drei BeatBits und eine kleine Befestigung für die Figur und die Fliesen. Die BeatBoxes sind eigens für die Serie entwickelte kleine Würfel mit Henkel, die eine kleine Aufbewahrung für die BeatBits beinhalten. Die Deckel der Box können mit den beiliegenden Teilen gestaltet werden. Die BeatBox enthält außerdem eine Art kleine Bühne für die Figur und 12 BeatBits.

Cotton Candy Cheerleader

Die Figuren sind sehr schön gestaltet. Tolle Drucke, schönes Zubehör. Teilweise sind die Beine aus zwei Farben gegossen. Sogar ein Haarteil ist mehrfarbig. Die Drucke sind sehr aufwendig. Die Oberkörper vorne und hinten, die Beine auch seitlich bedruckt. Sowohl mir als auch meiner Tochter hat bisher jede gefallen. Ich finde den Preis für die BeatBox (kanpp 20€ UVP) als zu hoch. Selbst mit Rabatt kostet so eine Box noch um die 15€, was für ein Kind richtig viel Geld ist. Richtig Spaß machen die Videos erst, wenn man mehrere der Figuren und damit auch mehr der BeatBits hat. Dass die BandMates in Schachteln verpackt sind und man nicht sehen kann, was man kauft, finde ich auch unglücklich. Der Preis ist dafür dann auch wieder einen Tick zu hoch. Denn wenn ich unbedingt eine bestimmte Figur haben möchte, kann es sein, dass ziemlich viele dieser Schachteln gekauft werden „müssen“.

In der BeatBox kann auch nur eine Figur transportiert werden. Es wäre schön, wenn es eine leere Box mit Platz für mehr Figuren gäbe. Außerdem gehen dann die BandMates mit dem Zubehör vielleicht nicht so schnell verloren. Aktuell ist mir noch nichts eingefallen, wie ich die am besten aufbewahre oder transportiere.

BeatBox Verzierung

Transportteil für BeatBits

Die BeatBits

In der ersten Welle erschienen 104 Beatbits. Davon waren 12 exklusive mit jeweils einem BandMate erhältlich. Ebenfalls 12 exklusive sind exklusive in den 6 BeatBoxes enthalten (jeweils zwei pro BeatBox). Die BeatBits gibt es mit unterschiedlichen Farben. Grün, gelb, türkis, orange, magenta und schwarz. Die Farben geben einen Hinweis darauf was die BeatBits bewirken.

Die BeatBits verteilen sich auf die Farben so (jeweils die exklusiven BeatBits mitgezählt):

» Grün – 22: damit kann die Szene beeinflusst werden (Figuren schweben lassen)
» Orange – 13: Streiche spielen (z.B. Törtchen werfen)
» Gelb – 19: Tanzstile
» Magenta – 10: Kostüme
» Türkis – 23: Musik verändern (z.B. Schlagzeugsolo)
» Schwarz – 17: Videoeffekt (z.B. Slow Motion)

HIER GIBT ES EIN PDF-DOKUMENT mit allen momentan verfügbaren BeatBits. Ich benutze es, um mir zu merken, welche ich schon habe. Folgend exemplarisch die erste Seite!

Beat-Bits-Auflistung: Dies nur die erste Seite!

BeatBits Sammeln

Außer den exklusiven BeatBits enthalten die Sets eine zufällige Auswahl. Das heißt, es gibt 80 BeatBits, die in allen vorhanden Sets vorkommen können. Die BandMates kommen mit zwei zusätzlichen BeatBits, die BeatBoxes enthalten 14. Einige der BeatBits kommen wohl häufiger vor (oder ich hatte einfach Pech). Es gibt welche, die habe ich inzwischen in fünffacher Ausführung.

Gedacht ist es ja, dass man die BeatBits tauschen kann. Dazu habe ich mir folgendes überlegt: Das tatsächlich sinnvolles Alter für das Sammeln, tauschen und benutzen der App ist großzügig 10 – 15 Jahre. Kinder in diesem Alter bekommen üblicherweise ein Taschengeld in sinnvoller Höhe. Aber nicht so hoch, dass sie sich mehr als zwei BeatBoxes (die kosten UVP knapp 20€) und mehr als 5 BandMates (kosten UVP knapp 5€) kaufen werden. Vermutlich wird es pro Klasse nicht mehr als 5 Kinder geben, die tatsächlich damit spielen. Das heißt, dass es in der Gruppe vermutlich jede Figur einmal und manche Figuren zweimal geben wird. Die Verteilung zu Grunde gelegt, die ich mit meinen Sets hatte, reicht diese Menge nicht aus, dass man alle BeatBits hat. Und schon gar nicht mehrfach, so dass jeder alle hat. Das geht aus meiner Sicht überhaupt nicht auf. Deswegen hier mein ultimativer Tipp:
Wer niemanden zum Tauschen findet und kein Vermögen ausgeben möchte, um alle Figuren oder BeatBits nutzen zu können, kann die App austricksen. Einfach die Figuren/BeatBits in der passenden Größe ausdrucken, ausschneiden und mit einem Lösbaren Kleber auf eine Fliese kleben. Funktioniert einwandfrei, die App merkt den Unterschied nicht.

Die App

Verfügbarkeit

Die App ist für iOS und Android Geräte verfügbar. Mein Aussagen beziehen sich auf die iOS-Version. Auf Android kann es also zu Abweichungen kommen.

Funktion

Wir die App das erste Mal geöffnet, kann man sich entscheiden, ob man mit digitalen Inhalten „testen“ möchte oder ob man Figuren/Sets scannen möchten. Es werden an diversen Stellen immer wieder Daten geladen, auch wenn die App schon häufiger genutzt wurde. Wer keine Datenflat hat sollte mit den mobilen Daten also aufpassen.

Für das Scannen braucht es gutes Licht. Gerade die schwarzen BeatBits werden teilweise schwer erkannt. Sonst funktioniert das Scannen gut.

Bei der ersten Figur kann man eine Band gründen und kann sich auch eine zusätzliche Figur für die Band auswählen. Bands können jederzeit gegründet werden. Es sind maximal drei Mitglieder möglich. Man kann nur Figuren hinzufügen, die man auch selbst in physischer Form besitzt und schon mindestens einmal gescannt hat. Je häufiger man die App benutzt und damit Videos macht, desto mehr Erfahrungspunkte sammeln die einzelnen Figuren und man bekommt mehr Möglichkeiten die Band zu individualisieren. So kann man z.B. Background-Tänzer hinzufügen und kleine Podeste. Außerdem kann man den digitalen Äquivalenten andere Kleidung anziehen und Tattoos „verpassen“. Das ist ganz nett.

Die Sets (mit App) richten sich an Kinder ab 7. Das halte ich für sehr optimistisch. Zumindest, wenn die Kinder die App alleine benutzen „sollen“. Erstes Problem ist, dass zumindest am Anfang alles auf Englisch ist. Klar, die Kinder lernen inzwischen schon recht früh Fremdsprachen. Aber mit sieben sind die meisten Kinder erst ein Jahr in der Schule und haben gerade erst lesen gelernt. Eine Fremdsprache werden sie in dem Alter wohl kaum auch schon lesen können. In den Einstellungen kann das geändert werden, dafür braucht es aber vermutlich einen Erwachsenen. Außerdem hat die App immer wieder sehr lange Ladezeiten. Viel zu lang für Kinder in dem Alter. Insgesamt finde ich die Handhabung auch recht komplex. Um wirklich alles verstehen und nutzen zu können, braucht es etwas Zeit und Verständnis. Mit den Eltern zusammen können auch jüngere Kinder schon Spaß damit haben. Wirklich sinnvoll nutzbar ist die App denke ich ab vielleicht zehn, elf oder zwölf Jahren.

Videos aufnehmen

Hat man es geschafft, dass alles geladen ist kann endlich getanzt und gefilmt werden. Das ist tatsächlich echt witzig. Mit etwas Übung bekommt man raus, wo man die Figuren am besten platziert. Mit noch etwas mehr Übung weiß man irgendwann welche BeatBits welche Effekte starten. Dann fängt der Spaß an. Am Ende des Videos kann man entscheiden, ob man es speichern will. Es wird also nicht automatisch alles gespeichert.

Digitaler Werwolf

Die Figuren sind erstaunlich gut digital umgesetzt. Die Bewegungen sind stimmig und sie haben auch Mimik. Da wurde richtig viel Arbeit reingesteckt und das sieht man. Selbst mit meinem nicht mehr ganz neuen Tablet funktioniert die AR extrem gut. Manchmal stürzt die App ab, aber das erlebe ich selbst bei so hochpreisigen Apps wie von Adobe.

Es wird getanzt

Es ist leider nicht möglich zwei oder mehr Figuren zu scannen. Natürlich sind alle bereits gescannten Figuren in der Bibliothek und ich kann mir die Band entsprechend zusammenstellen. Das kostet aber jedes Mal Zeit. Es wäre schön, wenn diese Funktion irgendwann ergänzt würde.

Videos teilen

Möchte man ein Video teilen wird man aufgefordert das Video zu kürzen. Es wird also nicht alles geteilt, sondern nur eine Sequenz. Das habe ich selbst nicht weiter getestet, mir aber ein paar Videos anderer Nutzer angeschaut. Teilweise sind sehr lustige Sachen dabei.

Musik

Die Musikauswahl ist aktuell noch etwas – sagen wir – begrenzt. Es gibt einige aktuelle Stücke und auch einige Klassiker (I’m still standing). Insgesamt hätte ich mir mehr erwartet. Es war aber genug dabei, was gefallen hat und ich muss gestehen, dass die Musik selbst mir gar nicht so wichtig war. Ich bin mehr darauf konzentriert die Figuren lustige Dinge machen zu lassen.

Sicherheit

Die App wurde entwickelt Kindern hohe Sicherheit zu bieten. Sie kann genutzt werden, ohne dass etwas mit anderen geteilt werden muss. Teilen ist auch nur in der App möglich. Ich habe keine Möglichkeit gefunden, die Videos aus der App zu kopieren. Es werden immer wieder Hinweise eingeblendet auf was alles beim Filmen geachtet werden soll. Nicht nur auf die Umgebung und dort potentielle Gefahren, sondern z.B. auch, dass nicht versehentlich ein privates Foto im Hintergrund mitgefilmt wird. Das ist sehr gut gemacht.

Fazit

Anfangs war ich sehr skeptisch und beim ersten Testen auf dem Handy nicht wirklich überzeugt. Auf dem Tablet funktioniert das ganze aber erstaunlich gut. Die langen Ladezeiten der App finde ich ätzend und insgesamt ist das ganze etwas komplex. Außerdem wäre es schön, wenn die App nicht immer mal wieder abstürzen würde. Gerade wegen der langen Ladezeiten ist das dann extrem nervig. Aber je mehr ich damit spiele, desto mehr Spaß habe ich.

Inzwischen gefällt mir die Serie ganz gut. Und das obwohl ich nun so gar nicht der Zielgruppe angehöre. Meiner Tochter gefällt es am besten, wenn wir die Figuren auf irgendwelchen Gegenständen tanzen lassen. Und sie macht mit großer Begeisterung Effekte an und aus. Die Umsetzung als digitale Figuren ist wirklich extrem gut und die LEGO Figuren so zum „Leben“ erwecken zu können, ist spaßig.

Eigentlich ist es mir lieber, wenn LEGO analog bleibt. Andererseits sehe ich auch, dass LEGO versucht “am Puls der Zeit zu bleiben”. Es gibt noch Verbesserungspotential und die Preise finde ich deutlich zu hoch, aber ich denke für 10-15 jährige Kinder ist das ein netter Zeitvertreib. Ich bin gespannt, wie der Markt die Sets annimmt und ob wir die nächsten Jahre mehr davon sehen werden oder ob alles ganz schnell wieder verschwindet.

Eure Meinung

Wie gefällt euch diese Serie? Habt ihr für euch oder eure Kinder BandMates oder BeatBoxes gekauft? Äußert euch gerne in den Kommentaren.

Frauke Paetsch

Ich halte meine alten LEGO Weltraum-Sets in Ehren!

11 Kommentare Kommentar hinzufügen

  1. Hallo, Frauke, ja, Wahnsinn, was für ne Arbeit. Ich habe vier Boxen gekauft, zweimal Meermaid und zweimal Kamel. Dachte, ich könnte die Deckel der Boxen irgendwie verbauen (geht nicht) und die Figuren haben mir gefallen. Habe nun auch etliche dieser Fliesen, über deren Verwendung ich noch nachdenke. Die Benutzung der App kam für mich nie infrage, ich habe sie runtergeladen, gesehen, dass ich mich damit intensiv beschäftigen müsste (null Plan, weder Spiel noch Videoerfahrungen), also gleich wieder gelöscht. Die Meermaid schwimmt jetzt schon im Teich unter dem Frühlingsberg…die Fliesen werden auch ne dekorative Verwendung finden. Auf jeden Fall allen, die das nutzen wollen, viel Spaß. Ich würde ja gern mal so ein Video sehen. Der Tip mit dem Ausdrucken ist sicher für viele sehr hilfreich.

  2. Es ist leider ein sehr teurer Spaß. Ich persönlich bräuchte das Thema absolut gar nicht und hätte lieber so ziemlich alles andere, was man sich vorstellen kann. Aber zur Zielgruppe gehöre ich nach wie vor nicht und daher belasse ich es mal bei der Bewertung “zu teuer”. Wenn diese Sets für Kinder bezahlbar vom Taschengeld wären, dann könnte es vielleicht sogar ein Trend werden aber so wird es vermutlich recht schnell wieder verschwinden und die Figuren werden eher zu Sammlerstücken werden, als zu Spielsachen. Zumindest ist das meine Befürchtung, das wäre schade…

  3. Ich hab’s in anderer Form und auf anderen Seiten schon öfter gesagt: Es ist schade, dass LEGO den ganzen Aufwand mit den schönen und witzigen Figuren und den Grafikdesigns für die Fliesen an eine richtig schlechte App gekoppelt hat und die Sets jeglichen Bezug zu einer realistischen Preisgestaltung vermissen lassen, selbst für Fans die sonst einiges mitmachen würden. Realistisch kann ich keinen Weg sehen, wie das ganze noch ein Erfolg werden sollen abgesehen von Sammlern, die die Figuren entnehmen und dann den Rest drumrum verramschen. So wie eben bei manchem Star Wars Set. Solange LEGO nicht deutlich am Preis dreht (und damit meine ich nicht bloß drei Euro Reduktion wie bei den Brick Sketches) wird das nix werden und die Serie ist zum Scheitern verurteilt weil schlicht die Masse fehlt und der Umsatz nicht stimmt.

  4. Das einzige was mir daran gefällt sind die Figuren, auf den Rest könnte ich verzichten.
    Die bedruckten Platten sind auch noch ganz nett, aber der Preis ist auf jeden Fall viel zu hoch.

    • Anfangs habe ich mich noch über jede Fliese gefreut. Nachdem dann aber schon beim dritten Set die Doppelungen anfingen, war ich nicht mehr so begeistert. Es ist unglaublich wieviele ich doppelt habe aber dafür andere fehlen.

  5. Nur die Figuren sind gut: zum Sammeln.

  6. Also ich habe mir die Candy Mermaid-Beatbox und vier Bandmates zu einem guten Preis gesichert. Die Nixe wird ins Logo des künftigen Süßwarenladens in meiner Stadt einziehen, die Bandmates ergänzen irgendwann die Pop up Party am Party Bus auf dem Rathausplatz oder bekommen ihre eigene Bühne, die Fliesen werden alle zu Schallplatten in einem Plattenladen. Wann? Eine gute Frage. Dann, wenn ich dazu komme. Jedenfalls bin ich schon mal vorbereitet :-))) Die App ist mir egal, aber ich bin auch deutlich in der zweiten Hälfte des Lebens angekommen. Vielen Dank, Frauke, für den Einblick in die virtuellen Möglichkeiten!

  7. Die Beatboxes der Serie 1 gibt´s in unserem Kaufland schon mit 50% Rabatt – dafür habe ich mal zwei mitgenommen – Figuren und Fliesen sind wirklich nett. Aber was man als AFOL mit diesen klobigen Boxen anfangen soll – ich habe noch keine Idee…

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