Morgen beginnt das Crowdfunding für das LEGO BrickLink Designer Program Series 5, darunter ist das Set 910053 The Thieves of Tortuga: Review.
Am morgigen 10. Juni um 17 Uhr MESZ (8 Uhr PDT) beginnt die Crowdfunding-Phase für die nunmehr fünfte Runde des BrickLink Designer Programs (BDP). Wie immer, werden auch diesmal diejenigen der fünf Sets umgesetzt, die innerhalb des zweiwöchigen Fensters zwischen 3.000 und 30.000 Unterstützer bekommen. Für den Versand ist momentan der Oktober 2025 anvisiert. Dankenswerterweise hat uns LEGO die 910053 The Thieves of Tortuga von Krackenator (Taylor Anderson) als vorab zusammengestelltes Modell für ein Review zur Verfügung gestellt. Somit begeben wir uns nun auf eine Reise ins 17. Jahrhundert und besuchen die Piraten auf der Karibik-Insel Tortuga (Île de la Tortue)!
Inhaltsverzeichnis
Eckdaten
- Thema: LEGO BrickLink Designer Program
- 4002 Teile
- 339,99 Euro UVP
- 13 Minifiguren
- Crowdfunding vom 10. Juni 2025 bis zum 24. Juni 2025
- Release im Oktober 2025
- Zur Bauanleitung 🗺
- Bei BrickLink 🛒
Setumfang
Wie bei den Pre-Release-Sets im BDP üblich, sind die 4002 Teile (inklusive 13 Minifiguren) von The Thieves of Tortuga manuell in eine große Zahl von verknoteten Beuteln sortiert worden und kommen nur in einer großen Tüte, statt dem eigentlichen Karton. Ich wüsste gern einmal, wie lange es dauert, auch nur ein Set per Hand zusammenzustellen! Dass dabei Fehler nicht ganz zu vermeiden sind, zeigte sich bei mir, als vier oder fünf Teile zunächst fehlten und dann größtenteils späteren Bauabschnitten beilagen. Den Rest konnte ich aber mit meiner eigenen Sammlung ergänzen.
Im BDP gibt es leider keine gedruckten Bauanleitungen, sodass beim Aufbau immer Computer oder Tablet auf dem Bautisch stehen müssen, Ermüdung der Augen inbegriffen. Da zudem keine neuen Teile möglich sind, müssen Dekorationen per Aufkleber gelöst werden. Ein entsprechender DIY-artiger Stickerbogen lag nun auch meinem Vorabexemplar bei, wobei die Qualität hier deutlich unter dem gewohnten Niveau ist.
Zwei kleine Kritikpunkte habe ich aber: Erstens beweist der Grammatikfehler Islanders’s Inn, dass LEGO für das finale Design verantwortlich zeichnet, zweitens ist es im Regelwerk des BDP untersagt, sehr ähnliche Sticker zu verwenden. Die untere Flagge nutzt aber ein gespiegeltes Design, und man muss dementsprechend sehr aufpassen, das Element korrekt zu bekleben! Woher ich das weiß? Nun ja… Äh, Themenwechsel!
Aufbau
Zumindest in der aktuellen Version ist der Aufbau auf 51 Bauabschnitte verteilt, wobei die großen Platten und einige Palmenelemente in einem separaten Beutel verpackt sind. Daran dürfte sich auch im finalen Modell nichts geändert haben. Dieses besteht aus zwei unabhängig gebauten Teilen des Piraten-Nestes, die zum Schluss mit einer Bogenbrücke verbunden werden.
Plattform 1
Durch Stapeln von Platten in Tan, Dark Tan und Medium Azure wird zunächst der Grundriss der linken Hälfte des Dorfes festgelegt. Einige Steine im Inneren bilden die Auflagepunkte für die eigentliche Basis, die aus großen Platten besteht und auf die steinerne Umrandung der Plattform gebaut wird. Als kleiner Gag lugt durch eines der vergitterten Fenster ein Skelett hervor. Wurde der arme Kerl hier etwa heimlich beseitigt oder ist es das Ergebnis eines gescheiterten Fluchtversuchs?
Nachdem hinten ein wenig Sand und die Fliesen des Gasthofes angebracht wurden, folgen mehrere Tüten mit vielen, vielen grauen Fliesen: Vor den Häusern zieht sich ein breiter Kopfsteinpflaster-Weg hin, der schon für sich fantastisch wirkt! Der sandige Untergrund wirkt dabei schön realistisch, viel mehr noch später, wenn weitere Details eingebaut wurden. Auch das Fundament des späteren Brunnens, samt Wasser, folgt schon jetzt.
Im vorderen Teil wird der Boden des Wachturms gefliest, der von Felsen umgeben ist. Weitere Felsen säumen den Steg hinten, der einen schön verwitterten Eindruck erweckt.
Wachturm
Das erste Gebäude, das wir bauen, ist dann auch besagter Wachturm. Im Inneren ist nicht viel los, zunächst stapeln wir nur beigefarbene Steine. Von Zeit zu Zeit sorgen Mauer- und Palisadensteine für Textur.
Vier Musketen finden im Wachturm Platz, der von einem Gittertor flankiert wird. Zwei Fackeln helfen beim Umsetzen des Γνῶθι σεαυτόν. Angesichts des Verstandes des gemeinen Bukaniers wahrscheinlicher ist aber, dass sie einfach nur den Heimweg im volltrunkenen Zustand erleichtern sollen. Das Fass da vorn enthält keinen Apfelsaft!
Die Dächer des Dorfes sind auf zwei verschiedene Weisen konstruiert, einerseits mit Felselementen (27261), andererseits mit Rundsteinen (3062). Letztere Version sehen wir hier. Eine derartig teileintensive Lösung gäbe es bei LEGO eher nicht, ihre Optik ist aber grandios! Die Farben sind angemessen abgewechselt, um gealtert auszusehen, ohne unruhig zu wirken.
Nun folgt die zweite Etage des Wachturms, die über vergitterte Fenster verfügt. Das schräge Dach oben ist die einzige Stelle des ganzen Sets, bei der ich wirklich aufpassen musste, nichts kaputtzumachen, der Rest ist geradezu beeindruckend stabil. Auch von der Optik des Daches bin ich nicht ganz überzeugt. Vielleicht hätten hier normale Schrägsteine doch besser funktioniert, mit weniger Spalten. Andererseits ist das Dach ja auch nicht mehr das jüngste… (Was das bedeutet, könnt ihr sicher nachfühlen…)
Haus der Wahrsagerin
Nun bauen wir auch die erste Minifigur in The Thieves of Tortuga, einen sehr fröhlichen Piraten mit Kopftuch. So fröhlich, dass ich davon ausgehe, besagtes Fass enthält jetzt nicht nur keinen Apfelsaft mehr, sondern überhaupt nichts Trinkbares!
Diagonal auf die Plattform gesetzt wird das erste „richtige“ Häuschen, das in Medium Nougat und Dark Orange gehalten ist. An der Fassade ist zudem eine Zielscheibe (14769pb086) befestigt, neben der einige Einschusslöcher zu sehen sind. Ein Schuss Rum, ein Schuss Pulver, ein Schuss Rum, ein-n-n Schus-s-s-s P-p-pul-v-v-ver, ein-n-n S-s-sus-s R-r-rum-m-m-m… W-w-wo w-w-waren w-w-wir?
Minifigur Nummer zwei ist eine Hellseherin. Hah! Wusst’ ich’s doch! Ich kann auch hellsehen! Und bei mir ist das etwas Besonderes, denn bei der in tropischen Breiten höheren Sonneneinstrahlung ist das natürlich nicht schwer. Schwer ist dagegen wohl ihr Buch, mit dem sie die Gestirne zu deuten imstande ist. Da steht dann sowas wie Aszendent, Konjunktion, und so’n Quatsch. Als gäbe es Planeten!
In ihrem Haus finden sich etliche magische Utensilien, darunter Fläschchen, Kristalle und ein sprechender Rabe. Auch eine Teekanne darf nicht fehlen, um dem Kunden reinen Wein einschenken zu können. Immerhin sollte er wissen, wie teuer die Konsultation war…
Im zweiten Stock, zu dem eine Leiter führt, ist Platz für die wahrhaft ketzerischen Artefakte, ein brennender Totenschädel ist da noch das Harmloseste. Aber wer einen Frosch unter Glas packt, muss schon mächtig Hass auf das Tierschutzgesetz nähren! Und was das Rotes in der Mitte ist, will ich lieber gar nicht wissen! Es wird wohl kaum nur ein Rubin in Schädelform sein… Und wenn doch, stellt sich die Frage, wer das mal war…
Auch das Dach dieses Hauses wird mit Rundsteinen gebaut, diesmal in Braun- und Orangetönen. Aus dem Kamin steigt magischer Rauch von der letzten Séance, die die Seele eines gerade erst (zu diesem Zwecke?!) verstorbenen Piraten beschwörte. Auf einer Wäscheleine hängen dann noch die bunten Tücher, die für so eine Sitzung unumgängliche Notwendigkeiten darstellen. Und aus den Efeuranken lassen sich bestimmt sehr gute Tees brauen, sodass man dem Kunden nicht einmal mehr einreden muss, die Geister zu sehen…
Auf zu erfreulicheren Themen! Der greise Piratenkapitän hier verfügt über einen Kakadu (6333pb01), der gerade erst im Januar in der CMF-Serie 27 bei der Piratin erschienen ist. Eigentlich können beim BDP nur Teile genutzt werden, die es bereits gibt, hier wurde während der Überarbeitung aber festgestellt, dass jeder Pirat, der was auf sich hält, einen Vogel hat! Oder so ähnlich.
Der Dame an seiner Seite genügen offenbar ihre eigenen Reize nicht mehr, nutzt sie doch ein niedliches Pistölchen als Ergänzung der Waffen der Frau. Natürlich verteidigt sie nur ihre Ehre! Diese scheint aber in dem metallisch scheppernden Sack zu stecken…
Mit einer Reihe von Wimpeln werden nun die Dächer von Wachturm und Hellseherwerkstatt verbunden.
Hinter letzterer ist Platz für den Lebensraum des nächsten Schmauses nach erfolgreicher Kaperfahrt: Der Schweinekoben wird von einigen Kisten und Fässern flankiert, damit sein Bewohner nicht entwischt. Ich hoffe nur, das arme Borstenvieh (87621pb01) endet nicht bei irgendwelchen rituellen Handlungen der Scharlatanin, entschuldigt!, der Schamanin, sondern als Ehrengast bei Tisch!
Gasthaus
Ein Stück des letzten Mahls trägt der nächste Pirat als Wegzehrung. Seine Frisur lässt mich fragen, ob er aus dem Reich der Mitte eingewandert ist. Vielleicht liegt Westindien doch in Asien und Kolumbus hat sein Ziel doch erreicht?
Je nachdem, woher er stammt, gibt es heute Ente süß-sauer an gedünsteten Schwalbennestern im Fledermaus-Sud, oder etwas Genießbares. Der Islanders’ Inn ist in Sand Blue gehalten und in Beigetönen gefliest. Eine kleine Kochzeile ermöglicht die Bewirtung des Gastes mit den Spezialitäten des Hauses. Mangels Sternes im Guide Michelin rate ich von einem längeren Aufenthalt hier aber eher ab!
Warum? Seht euch nur die Dame des Hauses an! Welch ein Prachtweib, sie schüttet den Sud sogar kurzerhand vom Balkon nach unten, statt die lokalen Entsorgungsvorschriften zu beachten! Keine Frage, mit ihr möchte man sich lieber nicht anlegen!
Unter dem Balkon ist wieder Platz für einige Kisten, von denen die größere eine süße Ananas enthält. Falls mal ein anständiger Gast käme… Dieser könnte dann in den weichen Betten im zweiten Stock nächtigen, seine Goldmünze bewundern und romantische Gedichte schreiben, über die Zeit, als die Piraten noch nicht so verweichlicht waren wie heute.
Mit dem grammatikschwachen Schild, einem Blumenkasten und Fensterläden wird der Gasthof recht gemütlich gestaltet.
Das Dach hier ist nun das erste reetgedeckte, mit standard- und dunkelbraunen Felselementen. Ein mächtiger Jolly Roger zeigt klar, wer hier herrscht. Chaos und Tyrannei, eilt herbei!
Zu guter Letzt folgen noch etliche Details, um dem Modell Leben einzuhauchen. Im übertragenen Sinne, ich glaube nicht an die Geister, die ich rief. So haben wir hier zwei hübsche Palmen, viele weitere Kisten und Fässer, nebst erschreckend leeren Flaschen, die noch nicht der Altglassammlung zugeführt wurden. Eine Kiste mit Bananen (3566/33085) offenbart den Mangel an Äffchen im aktuellen LEGO-Sortiment, stattdessen wacht eine Möwe (12891pb01) über den Steg. Auch der Brunnen wird nun fertiggestellt, für den Fall, dass man mal Wasser brauchen sollte. Damit ist der linke Teil des Dorfes in The Thieves of Tortuga aufgebaut!
Plattform 2
Ganz analog zum linken Teil, jedoch ohne Verblichenen, wird die Plattform des rechten Dorfteils errichtet. Auch diese ist um zwei Steine heraufgesetzt, während eine Treppe an den Strand führt. Die Gebäudemieten müssen hier exorbitant sein! Bei der Lage! Verträumte Cottagen direkt am Strand, weißer Sand, kristallklares Wasser, das Rauschen der Palmen, Piraten-Romantik… – Ich sollte ein Reisebüro eröffnen.
Auch hier war der Fandesigner nicht auf den Kopf gefallen und hat stattdessen Nägel mit Köpfen gemacht und sich für den steinigen Weg entschieden. Die dann nötigen Pflaster bilden nun die Strandpromenade, die sich am sanft murmelnden Meer entlangzieht.
Die nächste Minifigur ist ein großer Fischfan. So sehr, dass sie es sich am Steg bequem macht, um von ihrer Anziehungskraft Gebrauch zu machen. Warum auch nicht? Die Erde tut das Tag für Tag, und kaum jemand konnte je ihrer Attraktivität entkommen. (Und selbst bei denen, die es konnten, ist man nicht ganz sicher, zumal sie sich dafür vom Mond haben locken lassen…)
Wo ein Weg ist, ist der Steg nicht weit, um das Sprichwort gültig werden zu lassen. Auch dieser Steg gefällt mir sehr. Erfreulich ist zudem die Krabbe (33121). A crab ain’t crap!
Goldlager
Direkt neben dem Wachturm, nur durch einen Meeresarm davon getrennt, wurde in Dark Orange ein Häuschen errichtet, das die Beute aus all den Raubzügen enthält. Gold, Gold, GOLD! Sage und schreibe achtundzwanzig Münzen (98138pb260) liegen dem Set bei, viel mehr als bei offiziellen Sets zu erwarten wäre. Leider wurde ein Teil des Münzstapels durch einen gelben Stein ersetzt, der einfach fehl am Platz wirkt. Das liegt aber wahrscheinlich an einer Kostensparmaßnahme von LEGO und ist kein Fehler des Fandesigners.
Nun bekommt das Häuschen noch Wände und eine Tür, die erschütternd ungesichert ist…
Halt! Die Sicherung liegt in menschlicher Form vor! Und so selbstsicher, wie sie dreinblickt, ist es wohl auch sehr wahrscheinlich, dass sie ihr Ziel trifft. Darum sagt sie immer erst im Nachhinein, was das Ziel war…
Der zweite Stock des Hauses ist sogar noch reichhaltiger gefüllt, mit zwölf Goldbarren (99563) in Metallic Gold, die auf Platten in Pearl Gold ruhen. Der Farbunterschied ist zwar bedauerlich, aber nicht zu ändern, da es die Platten nicht in Metallic Gold gibt. Und auch hier ist der Stein in Tan unschön, farblich aber weniger auffallend als der in Gelb unten. Dazu kommen noch ein Kandelaber, ein Pokal und ein Juwel, nebst einem Rubin. Die Bukanier scheinen nicht die Ärmsten gewesen zu sein!
In Fachwerk-Optik werden nun die Wände hochgezogen, während Fensterläden in Dark Tan nächtens Plünderern den Weg versperren. Vielleicht wäre es einfacher gewesen, Balkon und Fenster wegzulassen…
Und auch hier ist das Dach wieder mit Rundsteinen gebaut, diesmal hauptsächlich in Dark Orange und Medium Nougat. Etwas Efeu lockert die Textur gelungen auf.
Haus des Kapitäns
Das fünfte Häuschen ist das Anwesen des Kapitäns, laut Fandesigner Captain Ogel geheißen. Ich dachte immer, der wäre beim Alpha Team dabei gewesen, aber vielleicht wurde er ja dort wiedergeboren. Die Hellseherin hilft ihrem Boss gern bei seiner letzten Reise, schließlich heißt Hell ja Hölle…
Im Erdgeschoss des Kapitäns-Häuschens steht ein mollig warmes Bett, gegenüber seine Seemannstruhe – leider leer –, im Obergeschoss dann eine Büste seines großen Vorbildes (seiner selbst), ein Fernrohr zum Sternegucken, ein Stapel Seekarten und auf einer Kommode ein Modell der 6285 Black Seas Barracuda. Auch ein Haufen Münzen darf nicht fehlen, falls beim Nachbarn doch mal eingebrochen wird. Wenigstens den Notgroschen gerettet, wenn schon nicht die eigene Haut!
Olivgrün ist zwar alles andere als meine Lieblingsfarbe, wenn es um Gebäude geht, hier passt sie aber. Und dank der Nebengebäude ist auch nicht zu viel davon zu sehen, zumal an der Front genug braune Balken für Abwechslung sorgen. Bei Königen im Mittelalter war das der Job der Hofnarren, bei den Piraten sind es die Balken. Nun ja, man sagt ja auch, man solle lachen, dass sich die Balken biegen. Jetzt endlich weiß ich, warum.
Auch hier ist das Dach wieder reetgedeckt, diesmal in Medium Nougat, mit Stellen in Dark Tan und Reddish Brown. Eine zweite Möwe genießt von hier aus den Ausblick über das Meer.
Taverne
Das letzte Gebäude ist nun in Dark Tan gehalten und als Taverne eingerichtet. Besonders das seitliche Fenster mit seiner Markise gefällt mir hier gut, aber auch die Einrichtung ist gelungen. So finden wir hier eine Küchenzeile mit Fischen, Besteck und einigen Gläsern und Tassen.
Abermals mit Rundsteinen und in Dark Red ausgeführt, ist das Dach dieses einstöckigen Gebäudes das längste im Set. Zwei Holzbretter (2431pb0652) dichten die undichten Stellen ab. Mit dem Ausbessern schadhafter Stellen sollte man sich als Pirat ja auch auskennen!
Vor der Marooned Marina wächst eine weitere Palme empor, zudem wird sie von einer mächtigen Kanone bewacht. Welche Taverne kann schon von sich behaupten, von Schwerartillerie geschützt zu werden?
Der Besitzer der Gastwirtschaft verfügt über einen mächtigen Schnauzer und ein Messer, um den Fisch zu tranchieren. Das Fleisch für ihn, den Rest für die Gäste. Das nennt sich Altruismus.
Am Steg steht zudem ein Lastkran, der – wie könnte es auch anders sein? – ein Fass anhebt, das offenbar noch gut gefüllt ist. Nicht mehr lange…
Doch dieser Knirps hier wird es wohl kaum leeren! Stattdessen vergnügt er sich mit seiner Schaufel beim Spielen, denn man wollte ihm das Buddeln lehren, damit er keine Buddeln leeren würde.
So ist hinter dem Haus des Kapitäns eine Sandburg entstanden, ganz nach dem Vorbild zuhause in Europa, das der arme Junge noch nie hat sehen dürfen! Aus Rache hat er eine der Truhen seines Vaters, des Kapitäns, vergraben, doch niemand hat den Verlust auch nur bemerkt!
Übrigens, wenn in einem Set eine Laterne und reichlich Fässer enthalten sind, wo ist dann Diogenes?! Das bringt mich dann doch aus der Contenance und auf die Palme!
Brücke und Boot
Leider, leider ist es nun mal so: Wo viel Licht ist, ist viel Schatten. Und so kommt gleich nach der Illumination durch die Laterne die Gouverneurin vorbei, um einmal nach dem Rechten zu sehen. Mit dem Schlüssel zur Schatzkammer bewaffnet, eilt sie herbei, die Schätze der Regierung zurückzuholen. Die Piraten sind untröstlich, haben sie doch offenbar die Schiffe des falschen Staates übernommen! C’est la vie, n’est-ce pas?
Nun werden die beiden Teile des Dorfes mit einer steinernen Bogenbrücke verbunden, die den Meeresarm dazwischen überbrückt. Leider ist sie nicht wirklich abnehmbar, sodass der Transport des Dorfes in zwei Teilen kaum möglich ist, ohne etwas zu zerstören. Dann sind es aber nicht mehr zwei Teile…
Natürlich darf auch der Gouverneur höchstselbst nicht fehlen, der von einem braven, weil dümmlichen Piraten herbeigerudert wurde. Und auch das Schoßtier der Piraten (14518c04pb01) ist zu zahm, als dass es den ungebetenen Gast vertreiben wöllte.
Nachdem nun noch eine letzte Palme die beiden Teile des Dorfes optisch aneinanderrückt, bauen wir das Boot der Regierungsbeamten. Am Mast weht dabei ihre Fahne, die die besagten zwei verschiedenen Sticker nutzt. Von diesem Missgeschick einmal abgesehen, sieht das Boot wirklich hübsch aus!
Finales Modell
Nun ist es vollbracht: Nach drei Tagen Bauzeit stehen The Thieves of Tortuga vor mir. Das fertige Dorf ist noch größer als erwartet, wirkt aber fantastisch! Überall sind kleine Details verbaut, ohne dass das Modell überladen wirkt. Sechs Häuser ergeben den Eindruck einer großen Ansiedlung, in der geschäftiges Treiben herrscht.
Der Blick auf die Rückseite offenbart die liebevolle Einrichtung, die dank hinten offener Häuser auch sichtbar ist. Selbst der Raum hinter den schräg gestellten Häusern wurde mit einer Sandburg und einem Schweinekoben gut genutzt, sodass keine Stelle kahl bleibt.
Die vielen Minifiguren ergeben ein bunten Treiben und laden zum Bespielen des Modells ein.
Zwar sind die Plattformen anfangs sehr ähnlich gebaut, davon ist zum Schluss aber nichts mehr zu sehen. Stattdessen überall turbulentes Gewusel, dezent farbenfrohe Häuser, viele Palmen und Efeu, Kisten, wohin das Auge blickt – dieses Dorf ist zum Leben erwacht!
Detailbilder
Damit ihr die vielen Details besser sehen könnt, habe ich hier nun noch eine Reihe von Bildern aus möglichst vielen Blickwinkeln eingebunden.
Vielen Dank an die LEGO Group, die uns dieses Set für unser Review zur Verfügung gestellt hat. Der Artikel gibt jedoch ausschließlich meine persönliche Meinung wieder.
Fazit: 910053 The Thieves of Tortuga
Kurz gesagt: Ich bin von dem Set ausgesprochen begeistert! Nach dem 910043 Forest Stronghold hat Fandesigner Krackenator mit The Thieves of Tortuga zum zweiten Mal ein Modell beim BDP umsetzen dürfen. Gewisse Ähnlichkeiten sind dabei nicht von der Hand zu weisen: Beide Modelle bestehen aus zwei Teilen, die über eine Bogenbrücke miteinander verbunden werden. In beiden Fällen wird eine bei AFOLs beliebte Themenreihe aufgegriffen (erst Ritter, dann Piraten), und beide Sets verbinden die verwitterte Optik älterer Steinhäuser mit sie überwuchernden Pflanzen.
Ist das schlecht? Nicht im Mindesten! Zwar wünsche ich mir allgemein mehr Abwechslung bei den Fandesignern, trotzdem ist das Modell, für sich genommen, absolut würdig, umgesetzt zu werden! Anfangs war ich dem Entwurf eher abgeneigt, weil er mir zu düster und trist erschien. Mit den offiziellen Produktbildern änderte sich das. Der Grund: Die originalen Bilder hatten einen schwarzen Hintergrund, der die bedrückende Atmosphäre verbreitete, die das Modell selbst einfach nicht hat. Im Gegenteil, es ist ein farbenfrohes, wuseliges Set mit unzähligen Details, das schlicht grandios wirkt!
Zu der gelungenen Optik kommt die Vielzahl von Minifiguren hinzu, die der Szenerie Leben einhauchen, noch ergänzt um einige Tiere. Besonders der hinzugefügte Kakadu freut mich, der nun erstmals in einem Set auftritt (nach der CMF-Serie und dem Build-a-Minifigure-Tower in den Stores). Ein Äffchen wäre natürlich noch schön gewesen, in der Teilepalette und im Originalentwurf auch enthalten gewesen, wurde aber aus mir unbekannten Gründen entfernt. Vielleicht bleibt das Teil nicht bis Oktober im Sortiment, anders als ursprünglich geplant.
Besonders hervorheben möchte ich auch die ausgesprochen stabile Bauweise, die einem offiziellen Set in nichts nachsteht! Während MOCs (meine inbegriffen) oft ein Oberbegriff für geringe Stabilität und randständige Bautechniken sind, ist hier quasi nichts davon vorhanden. Einzig das Dach des Wachturms ist etwas labil, der Rest aber schön stabil.
Zwei Dinge sind bedauerlich: Der Grammatikfehler auf einem der Aufkleber, und das ausschließliche Vorliegen einer digitalen Bauanleitung. Letzteres ist aber ein Charakteristikum bei BDP-Sets, um Kosten zu sparen, und kann nicht The Thieves of Tortuga angelastet werden!
Mit 340 Euro ist das Set ausgesprochen hochpreisig, wartet aber auch mit 4002 Teilen auf. Wenn ihr Piratenfans seid, wird für euch an dem Set wohl nichts vorbeiführen. Von daher solltet ihr morgen um 17 Uhr in Habachtstellung vor dem Rechner sitzen, euch bei BrickLink und LEGO eingeloggt haben, und euch hier die F5-Taste kaputtmachen, bis der Weiterleitungslink zu LEGO erscheint. Es steht sehr zu vermuten, dass das Modell sehr schnell die nötigen 3.000 Unterstützer erhält, und auch die 30.000 könnte es erreichen. Von daher: Wenn euch das Modell gefällt, zögert nicht! Bis morgen habt ihr noch Zeit, die holde Gattin zu überzeugen!
Bewertung
| Positiv | Negativ |
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|
Benotung 🎵
| Gesamtnote: 9 |
Von 1 (mau) bis 10 (wow) |
Eure Meinung!
Wie gefallen euch The Thieves of Tortuga? Welche der BDP-Sets werdet ihr versuchen, zu bestellen? Mögt ihr Piraten-Layouts oder seid ihr eher in Transsylvanien oder Pilzhausen zuhause? Zieht ihr Popcorn irgendwelchen Antiquitäten vor? Äußert euch gern in den Kommentaren!


















































































































9. Juni 2025 um 20:41
Ich mag Piraten bei Lego, aber es kommt hier keine solche Begeisterung auf, dass ich die Summe an Geld investieren werde (auch wenn es Preis pro Stein unter 10 Cent liegt, ist es bei der Anzahl halt doch einiges). Ist bei Transylvanien ähnlich.
9. Juni 2025 um 20:45
Vielen Dank für den ausführlichen Bericht! Ich bin hin- und hergerissen. Echt schön und voller Details und Anspielungen, aber teuer und groß. Ich kann mich noch nicht so Recht entscheiden.
Und geht es nur mir so, oder sind da einige Anspielungen aus Monkey Island enthalten? Also die Voodoo-Frau mit Zimmer („Wahrsagerin“) oder auch die Taverne mit dem roten Hering?
9. Juni 2025 um 21:07
Vielen Dank für Deine Rezension, Simon! Ich werde das Set nicht zu kaufen versuchen, aber ich würde nach Deinen Einblicken schon gerne, allein: Ich kann nicht auch noch Piraten-Sets horten!!! Besonders gut gefallen mir an diesem Set: die nicht rechtwinklige Gebäudestruktur, die mich ans Palace Cinema erinnernden Dächer, die Farbe des Ozeans, die das Set perfekt zur Barracuda Bay passen ließe. Viel Spaß mit Deinem Exemplar!
9. Juni 2025 um 23:07
Laut neuesten Gerüchten, soll es keine 30k Grenze mehr geben. Wäre verständlich bei dieser tollen Auswahl in dieser Runde. Morgen werden wir es sehen,
ob es stimmt 😉
10. Juni 2025 um 9:13
Mit gefällt das Set auch gut aber es ist mir einfach zu groß und insgesamt zu viel Geld
So ein bisschen macht sich bei mir Ermüdung breit nach der Vielzahl an „Monstersets“ in den letzten Jahren. Und der Lagerplatz ist endlich. Von daher setze ich aus und genieße das schöne Wetter.
10. Juni 2025 um 12:30
Klassische Piraten sind super, daher wurde das Creator Schiff und die Neuauflage die Eldorado Neuauflage sofort gekauft und hat die klassischen Sets der ersten und zweiten Piratenwelle aus den späten 80er und frühen 90ern ergänzt, passt recht gut zusammen.
Das hier ist zwar hübsch, passt aber leider nicht wirklich dazu, ist in Summe mir auch den Preis nicht wert, außerdem eben auch bei mir der Platzfaktor.
Bin aber gespannt und wieviele (30k Limit geändert?) rausgehen.
20. Juni 2025 um 9:19
Das Set ist toll und der Preis, zumindest in Deutschland, ganz in Ordnung. Ich verstehe nur nicht, weshalb es in der Schweiz so viel teurer (50 Franken mehr) ist… Leider ein Grund zum nicht kaufen…
18. Juli 2025 um 16:19
Das Set ist wunderschön. Ich finde nur keine Möglichkeit es zu kaufen. Wisst Ihr, wo ich das bestellen kann?
19. Juli 2025 um 10:30
Das Crowdfunding dafür ist seit Juni vorbei, du kannst also höchstens ab Oktober/November (wenn die Sets ausgeliefert wurden) dein Glück auf dem Zweitmarkt versuchen, also bei BrickLink oder Ebay.