Der LEGO Technic 8851 Bagger aus dem Jahre 1984 im Classic Review: Als zum Baggern noch kein Smartphone notwendig war…
Vor einigen Jahren, und dennoch lange nach Ende meiner Dark Ages, habe ich mich meiner alten Schätze auf dem Dachboden erinnert. Nach unzähligen Stunden des Steinesortierens habe ich den Wiederaufbau in Angriff genommen – und war in vielen Fällen erfolgreich, wenn auch staubig. Viele tolle Erinnerungen sind mit den Modellen verbunden. Bei den LEGO Classic Reviews geht es darum, diese zu teilen. Im Fokus steht nicht eine Setbewertung, sondern Nostalgie, schöne Geschichten und tolle Bilder von LEGO Technic Modellen, die noch Noppen hatten. Heute also schauen wir uns den 8851 Bagger aus dem Jahre 1984 an.
Meine erste Begegnung mit dem Bagger hatte ich in einem Frühsommer der zweiten Hälfte der 80er Jahre, als ich ihn zufällig in einem Schrank im Büro meiner Mutter liegen sah. Die Schachtel wohlgemerkt, nicht den aufgebauten Bagger. Da es außer mir in der Familie keine LEGO Fans gab, reimte ich mir zusammen, dass es sich wohl um ein Geschenk zu meinem bevorstehenden Geburtstag handeln müsse. Es ist nicht so, dass ich nach Geschenken gesucht hätte. Aber ich hatte nun mal offensichtlich eins gefunden. Also beschloss ich, mir nichts anmerken zu lassen und beim Auspacken überrascht zu tun. Dass mir das Herz vor Vorfreude bis zum Hals schlug, versteht sich von selbst. Was soll ich sagen? Ich bekam den Bagger nicht zum Geburtstag. Die einzige Erklärung: der war dann wohl doch nicht für mich gedacht…
Alles weitere an diesem Tag ist nur noch bruchstückhaft vorhanden, wie durch einen Nebelschleier. Vermutlich greift hier ein körpereigener Schutz der die Erinnerungen gelöscht hat, um diese übermenschliche Enttäuschung zu überstehen. Demgegenüber kann ich mich sehr deutlich an das folgende Weihnachten erinnern. Als -man wird es erraten- der 8851 verpackt unter dem Baum doch noch seinen Weg zu mir fand. Nachdem er über ein halbes Jahr ein einsames Dasein in einem dunklen Schrank fristete. Ich war außer mir vor Freude und fühlte mich als glücklichstes Kind der Welt. Im Sinne des Überraschungseffekts: gut gemacht. Bezüglich der seelischen Qualen die ich ein halbes Jahr zuvor erleiden musste: heutzutage wahrscheinlich ein Fall für das Jugendamt. Man hätte den Bagger damals zumindest besser verstecken müssen. Nicht nur in einem Schrank einschließen dessen Schlüssel auch noch in der Tür steckte…
Diese emotionale Berg- und Talfahrt ist wohl auch Ursache für eine weitere große Überraschung, als ich ihn mehr als drei Jahrzehnte später wieder aufbaute. In meiner Vorstellung war ein riesiger Pneumatik-Bagger verankert. Riesig. Mit komplexer Bedienung, fähig Wände einzureißen und ozeangroße Löcher auszuheben. Was ich dann wiederentdeckte war doch eher… niedlich. Bei 347 Teilen, davon über 100 alleine die Kettenglieder, auch nicht anders zu erwarten.
Nichtsdestotrotz eines meiner Lieblingsmodelle, geknüpft an wunderbare Erinnerungen. Und damit meine ich nicht nur den Zeitpunkt als ich ihn geschenkt bekam, sondern auch die Folgejahre. Die Anleitung besteht aus insgesamt 32 Seiten. In der ersten Hälfte ist der Aufbau des Baggers beschrieben, dann der einer Planierraupe, dem B-Modell.
Der Aufbau war natürlich noch am Weihnachtsabend fertig. Die Handhabung der Schläuche ist bei Pneumatikmodellen meistens der kniffligste Teil. Zum einen geht es hier recht eng zu, zum anderen müssen sie natürlich luftdicht abschließen und benötigen daher entsprechende Kraft zum Anbringen.
Ein Teil ist mir besonders in Erinnerung geblieben: die 10er Technic Achse mit Gewinde, und den dazugehörigen kleinen Muttern. Soweit ich recherchieren konnte, tauchte die Gewindestange neben dem Bagger nur in den Sets 8854 und 8862 auf, ist also tatsächlich etwas sehr besonderes.
Hier wird sie eingesetzt, um die Verbindung zwischen Oberwagen und Unterwagen zu fixieren. Neben all meinen anderen Fahrzeugen mit Rädern war ich übrigens auch sehr begeistert von dem Kettenantrieb.
Steuern lässt sich der Baggerarm mittels drei Pneumatikzylindern. Alleine dadurch wirkt der Bagger sehr authentisch. Naja, abgesehen von dem ansonsten recht einfachen Erscheinungsbild. Die Druckluft wird durch Pumpen eines Zylinders hinter der Kabine erzeugt. Die Aufteilung der Zuleitung in die drei Zylinder erfolgt über drei danebenliegende Hebel. Nach einiger Zeit hat man raus, wie welche Hebel umzulegen sind, damit sich der Baggerarm in die gewünschte Richtung bewegt.
Sicherlich war das eines meiner meistbespielten Modelle. Nicht nur als Bagger, auch bezüglich der Verwendung der Teile in anderen. Das sah ich beim Wiederaufbau auch daran, dass der Verschleiß insbesondere der Pneumatikkomponenten größer war als bei anderen alten Sets. Den ein oder anderen Pneumatikschlauch habe ich durch einen neuen ersetzen müssen. Die Zylinder sind zum Teil repariert, und bei der Fotostrecke für diese Classics-Folge ist der gefederte Kolben des Druckluftzylinders abgebrochen. Ich denke es wird Zeit, den kleinen Kerl einer Generalüberholung zu unterziehen. Das bin ich ihm schuldig.
Eure Meinung!
Wer von euch hält den LEGO Technic 8851 Bagger aus dem Jahre 1984 in Ehren? Vermisst ihr diese alten Technic-Sets, oder findet ihr, LEGO ist den richtigen Weg eingeschlagen, denn nichts ist so beständig wie der Wandel? Lasst uns gerne in den Kommentaren über das Thema austauschen!
23. November 2020 um 10:29
Den Grossen wird man in 30 Jahren wahrscheinlich nicht mehr bespielen können. Keine App, kein Telefon oder passende Ladegeräte etc.
23. November 2020 um 12:56
So optimistisch bin ich nicht, dass man ihn 30 Jahre bespielen kann 😉
23. November 2020 um 12:50
Diesen Bagger habe ich auch. Im Vergleich mit der neueren Pneumatik finde ich ihn zwar längst überholt, aber es ist und bleibt ein Bagger, wie man ihn eigentlich immer im Katalog vorfinden sollte!
Trotz der überholten Technik finde ich das Rückschlagventil sehr brauchbar.
23. November 2020 um 19:20
Ich habe den auch allerdings sind die ganzen Pneumatikschläuche defekt. Kann mir hier jemand evtl. eine günstige Bezugsquelle für Ersatzschläuche nennen (nicht Bricklink…)?
23. November 2020 um 21:33
Bei Conrad gibt es Silikonschläuche in verschiedenen Farben mit dem Außendurchmesser 4mm und Innendurchmesser von 2mm. Diese sind um einiges flexibler und halten mehr Druck aus, als die von LEGO. Der Meter kostet maximal 3€.
23. November 2020 um 22:07
Klasse, danke für den Tipp!
24. November 2020 um 8:12
Bitte gerne!
24. November 2020 um 7:25
Schönes Ding. Steht in der Wohnzimmervitrine neben 850 und 851 ( in drei Farbvarianten).
Habe ihn schon damals auf Zwei-Wege Pneumatik umgebaut ohne Probleme
24. November 2020 um 10:47
Das war mein erste Technic Set in den 80ern, der lag bei mir auch unter dem Weihnachtsbaum, von Oma und Opa. Hab den dann irgendwann zu einem Dragster umgebaut und die Zylinder für ne wheelie Funktion missbraucht. Hab aber Leider nichts von meinem damaligen Lego aufbewahrt.
24. Juli 2023 um 12:12
Servus!
Jup, steht hier auf meinem Kamin. Leider auch die gefederte Pneumatikpumpe gebrochen und die Gummiteller verrottet. Ersatz tut not… Umbau auf doppelwirkend ist gegen den Vintage Look… Nachbau in VA wäre cool… mal schauen wenn es keinen Ersatz gibt…
2. Februar 2024 um 8:23
Guten Tag. Mein Enkel hat bei mir Lego-Pneumatik-Teile gefunden vom Bagger 8851 aus dem Jahre 1984. Nun möchte er diesen unbedingt zusammenbauen. Doch fehlt mir die Anleitung. Kann mir jemand helfen mit einer Anleitung, natürlich gegen Bezahlung? Er kommt immer wieder nachfragen, ob ich was habe finden können.
Ich freue mich sehr, von irgendwoher was zu hören. Wäre mehr als genial!!!
Vielen Dank zum Voraus und freundliche Grüsse
14. September 2024 um 23:00
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