Kritik: Thunderbolts* – Ein Lichtblick für das MCU?

Thunderbolts*

Thunderbolts* | © Disney

Der neue MCU-Blockbuster in der Kritik: Können die Thunderbolts* gegen Superheldenfatique ankommen?

Am morgigen 01. Mai startet der neue MCU Blockbuster Thunderbolts* in den deutschen Kinos. Der Film handelt von einem zusammengewürfelten Antiheldenteam bestehend aus Yelena Belova (Florence Pugh), Red Guardian (David Harbour), Winter Soldier (Sebastian Stan), US Agent (Wyatt Russel), Ghost (Hannah John-Kamen) und Taskmaster (Olga Kurylenko). Der Trupp muss trotz seiner Gegensätzlichkeiten zusammenarbeiten und bekommen es mit Valentina Allegra de Fontaine (Julia Louise-Dreyfus) zu tun und Depressionen zu tun. Dann ist da auch noch die neue Figur Bob (Lewis Pullman), zu dessen Rolle aus Spoilergründen nicht mehr gesagt ist. Ich durfte den Film bereits vorab sehen und möchte somit die Frage beantworten: Kann der neue Marvel Streifen überzeugen?

Meine Voreinstellung

Von Kindesbeinen an hat mir das Marvel Universum viel Freude bereitet, sei es in den Comics oder auf jeglichen Bildschirmen. Die Filme aus dem Hause Disney gefielen mir zum Großteil lange durch die Bank weg wirklich gut. Nach Avengers: Endgame entstand für mich jedoch ein gewisser Bruch. Das MCU konnte mich nach dem fulminanten Finale der Infinity Saga leider nicht mehr überzeugen. Insgesamt war der Output an neuen Projekten zu groß und die Qualität an Storytelling fiel rapide ab. Dennoch habe ich hoffnungsvoll weiterhin jeden neuen Film und Serie verfolgt. Abgesehen von Guardians of the Galaxy Vol. 3WandaVisionDeadpool & Wolverine und Daredevil: Born Again ließen mich die meisten Projekte kalt. An einer generellen Superheldenfatique lag das bei mir aber nicht. Ich hatte weiterhin großen Spaß an Serien wie PeacemakerCreature CommandosInvincible oder auch The Boys. Einzig Disneys eingeschlagener Weg konnte mich nicht mehr überzeugen. Um mich als wirklichen Fan zurückzugewinnen, müssen die kommenden Filme und Serien wieder mehr in gutes Storytelling setzen, denn das steht bei mir bei einem Film über allem. Schaffen das die Thunderbolts*?

Depressionen als Hauptantagonist

Die größte Überraschung des Films dürfte der Widerspruch zur hiesigen Marketingkampagne sein. Während in Trailern und Co. ein stumpfer Actioner beworben wurde, hat der Film in der Realität eine erstaunliche Tiefe. Statt einfach auf immense CGI-Armeen draufzuhauen, werden hier vor allem menschliche Konflikte dargestellt. Dabei geht es nicht nur um die Konflikte innerhalb des Teams sondern auch um die Konflikte mit sich selbst. Einsamkeit, Depressionen und Traumata werden stark thematisiert. Dabei ist sogar der Schurke im Film (wenn auch auf einer Comicfigur basierend) diesmal die personifizierte Depression, die die Menschheit auffrisst, statt eines sonst eher flachen Größenwahnsinnigen mit Weltherrschaftstendenzen. Das ist erstaunlich erfrischend und auch inszinatorisch spannend dargestellt. Gerade der Endkampf wirkt dabei ziemlich klaustrophobisch und artet in keiner langweilig inszenierten CGI-Schlacht aus. Das Finale wirkt dabei sogar fast antiklimaktisch und zieht ganz andere Seiten auf als vom MCU gewohnt. Eine solche Tiefe und Kreativität hat das MCU zum jetzigen Zeitpunkt dringend gebraucht. Auch die Action ist passabel (wenn auch deutlich weniger als erwartet). Einzig das Colorgrading hat mir nicht zugesagt und wirkte dann doch eher nach dem durschnittlichen Mittelmaßpopcornkino.

Mehr Charakterentwicklung als vom MCU gewohnt

Den Figuren wird durch die leicht minimierte Action mehr Raum zum Atmen gegeben. So entstehen wirklich emotionale Charaktermomente (vor allem bei Yelena, Red Guardian und Bob), die vergangenen Marvel Filmen sehr gefehlt haben. Das schlägt auf die ganze Teamdynamik wundervoll über. Zwar kommt das Ganze nicht an die Schreibe eines James Gunns in The Suicide Squad ran, reicht aber dennoch um einen Großteil des MCUs der letzten Jahre zu übertreffen. Schade ist dabei einzig, dass nicht alle Charaktere den gleichen Fokus bekommen. Dies ist zwar bei einem Ensemblefilm immer schwierig, aber gerade Ghost und Taskmaster haben so gut wie gar keine Charaktermomente spendiert bekommen. Es wird zwar angedeutet, dass alle Figuren mit ihren eigenen Traumata kämpfen, doch sehen wir es nicht bei allen. Das Schauspiel hat mir durch die Bank weg zugesagt. Besonders Florence Pugh als Yelena und David Harbour als Red Guardian können dabei außerordentlich überzeugen.

Gewagtes Marketing

Das Marketing würde ich als sehr gewagt bezeichnen, wenn auch im besonders positiven Sinne. Die angesprochene Diskrepanz zwischen Werbung und Film kommen dem Film für mich zugute, jedoch werden dadurch sicherlich auch enttäuschte Gesichter das Kino verlassen. Es ist eben mal ein anderer Actionfilm als vom MCU gewohnt. Auch die Tatsache, dass der wahre Titel geheim gehalten und erst im Abspann offengelegt wird, zeugt von einer sehr gewagten Kampagne. Der eigentliche Titel wäre sicherlich deutlich besser zu vermarkten gewesen, aber gerade diese Geheimhaltung kommt dem Film zugute und sorgt zumindest bei Casual Zuschauern nochmal für eine echte Überraschung. Im Abspann sind Marvel-typisch zwei zusätzliche Szenen versteckt. Gerade für die letzte rentiert sich das Warten im Kinosaal besonders.

Keine Spur von LEGO Sets?

Winter Soldier im Anmarsch | © Andres Lehmann

In den letzten Jahren war LEGO deutlich zurückhaltender, was Sets zu neuen MCU Projekten angeht als noch zur Hochphase der Filmreihe. Deadpool & Wolverine war sogar der erste MCU Film seit langem ohne zugehörige LEGO Modelle. Dies war vielleicht noch durch das R-Rating (FSK 16 Freigabe) zu erklären sein. Die Thunderbolts* hingegen haben jedoch auch keinerlei Sets spendiert bekommen, obwohl sie durch die niedrigere Altersfreigabe für LEGO eine breitere Zielgruppe ansprechen dürfte.

Trailer zu Thunderbolts*

Mein Fazit

Thunderbolts* war für mich ein wirklicher Überraschungserfolg. Ich habe nichts erwartet und wurde komplett umgehauen. Gerade Zuschauern, die dem MCU in den letzten Jahren eher weniger abgewinnen konnten, sei ein Kinogang wärmstens empfohlen. Endlich bekommen wir mal einen Film, der nicht nur dazu dient, die nächsten Projekte anzuteasen und einen schnellen Cashgrab zu generieren. Hier können wirklich mal Charaktere und Storytelling überzeugen. Dass ich das ansprechen muss, sagt leider einiges über die derzeitige Filmlandschaft aus. Also rein ins Kino, Spaß haben und eventuell sogar die ein oder andere Träne verdrücken!

Eure Meinung

Was haltet ihr von den Thunderbolts? Freut ihr euch auf den neuen Film oder hat euch Marvel nach Endgame verloren? Schreibt eure Gedanken gerne in die Kommentare!

Max Mohr

Zu meinen Lieblingsthemen zählen LEGO Star Wars, Harry Potter und Super Heroes. Seit einiger Zeit beschäftige ich mich auch vermehrt mit MOCs.

3 Kommentare Kommentar hinzufügen

  1. Kann man den Film schauen (bzw. besser: verstehen), ohne vorher Captain America 4 gesehen zu haben?
    Bei dem hänge ich immernoch zwischen „guck ich nicht im kino“ und „gibts noch nicht auf D+“.
    Auf die Thunderbolts hab ich allerdings richtig Lust.

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