LEGO Creator 3-in-1 31104 Burger-Monster-Truck im Review: Monströs!

LEGO Creator 3-in-1 31104 Burger-Monster-Truck

LEGO Creator 3-in-1 31104 Burger-Monster-Truck | © Simon Brandt

Der 31104 Burger-Monster-Truck im Review: Ein Monstrum ist er allemal. Aber ist das positiv gemeint?

Es gibt auch Sets im Minifigurenmaßstab, die sich in keine Stadt integrieren lassen, so der 31104 Burger-Monster-Truck, der im Januar 2020 unter LEGO Creator 3-in-1 neu erschien. Eine halbe Sekunde, nachdem ich erste Bilder gesehen hatte, wusste ich schon, dass ich wieder Geld auf dem Opferaltar darbringen musste. So schlachtete ich mein Sparschwein auf dem geweihten Kunststofftisch und erkaufte mir für 49,99 Euro, nein, reduziert für 35,99 Euro, die Gunst des heiligen LEGO-Monsters. Wenige Tage später brachte mir sein Bote 489 Teile und 2 Minifiguren vorbei, verpackt in einen handlichen Karton. Ich öffnete ihn und fand drei nummerierte Tüten und ein reich bebildertes Buch, das ich erst für das Rufnummerverzeichnis von Hamburg gehalten habe. Später freilich wurde mir klar, dass es sich hier um die Bauanleitung handelte, die ebenso monströs war wie das Modell, dessen Aufbau sie beschrieb. Oder, Korrektur: wie die drei Modelle, deren Aufbau sie beschrieb. Denn selbstverständlich sind es drei verschiedene Fahrzeuge, die man bauen konnte. Leider fand ich neben der Anleitung auch noch etwas, das mir in höchstem Maße Bauchgrimmen verursachte und mich fragen ließ, wie ich mich dazu hatte verleiten lassen können, das Set zu kaufen, oder ob mein Opfer noch nicht groß genug war: ein Stickersheet (oder Stickerschiet hier im Norden). Sage und schreibe DREI Sticker lagen da vor mir und grinsten mich teuflisch an, wohl wissend, dass es niemandem jemals gelingen werde, sie sorgfältig und gerade aufzukleben. Boshaft schaute mir ein Burger in die Augen und bereitete mir einen derartigen Schrecken, dass ich eilends anfing, das Modell zusammenzubauen, um so schnell wie möglich beweisen zu können, dass er in mir seinen Meister gefunden hatte. Mit einer wahrhaft herkulischen Geste nahm ich ihn denn zum Ende des Bauprozesses, löste ihn von seiner papiernen Unterlage ab und klebte ihn auf seine 2×4-Kachel. Wütend blickte er mich an, bleckte seine grünen und gelben Zähne, schob seine braune Zunge heraus und sprach „Eat or be eaten“. Ich hatte obsiegt, er gab auf. Doch ich war dazu verdammt, das Set auf ewig zu besitzen und höre des Nachts, wenn es so richtig finster ist, seine raue Stimme, die leise flüstert „Eat or be eaten“. Friss, oder werde gefressen. Ich habe das Set zum Fressen gern.

Die Bauanleitung

Welch ein unglaublich wichtiger Punkt dieses Reviews! Von derartigen Bauanleitungen können nämlich wir alle noch etwas lernen: wie man einen winzigen Punkt zu einer pompösen Kugel aufbläst. Das hauchdünne Heftchen widmet so in einer exzellenten Detailtreue bald jedem Teil eine vollständige Seite. Misst man die Baugeschwindigkeit in Seiten pro Minute, kommt man so zu fast schwindelerregenden Zahlen. Für mich wäre die Hälfte der Seiten auch in Ordnung gewesen. Noch lieber wäre es mir freilich, wenn wie einst in längst vergangenen Zeiten die drei Modelle getrennte Anleitungen hätten, die könnte ich dann viel besser und sauber in Klarsichthüllen verpackt in meine Ordner abheften.

Dieses interessante Bild hier zeigt uns, wie man eine Minifigur zusammensetzt. Ach, eigentlich wollte ich auf etwas anderes hinweisen: die Nummerierung der Tüten. Inzwischen scheint es auch bei Creator 3-in-1 so zu sein, dass die Tüten durchnummeriert werden. Etwas seltsam, denn was habe ich davon, wenn ich eines der beiden Alternativmodelle bauen will? Früher wurden diese auch noch als Einsteigermodelle bezeichnet, das heißt, Kleinkinder brauchen für die einfachen Modelle keine Nummerierung, Fortgeschrittene dagegen schon? Ich als Fortgeschrittener fühle mich ja fast schon beleidigt, wenn mir eine derartig geringe Kompetenz zugeschrieben wird, das richtige Teil zu finden. Im Gegenteil habe ich mich früher immer gefreut, wenn ich 1000 Teile auf einem Haufen vor mir liegen hatte und suchen durfte, das verlängerte den Bauspaß ganz erheblich. Aber vielleicht hängt das mit der sinkenden Aufmerksamkeitsspanne heutiger Kinder zusammen, die zwar allesamt von ihren Eltern bestärkt meinen, kleine Einsteins zu sein, und deshalb gleich das Schwierigste beginnen, aber dem Ganzen nur fünf Minuten ihrer kostbaren Zeit widmen.

Das Modell

Nach vielleicht eineinhalb Stunden steht dann der fertige Monster-Truck vor einem. Schnell stellt sich dann der „Wackeldackel-Effekt“ ein: Die Räder sind über Flexschläuche federnd aufgehängt, sodass der Truck beim Anstupsen hin und her schwingt. Dies ist auch eine sehr ablenkende Beschäftigung beim Review-Schreiben.

Am Heck des Monster-Trucks befinden sich Türen, die sogar geöffnet werden können. Ich frage mich nur etwas, wie denn die Minifigur da hoch kommen soll, aber vielleicht muss sie sich die Ballon-Reifen emporhangeln und sich dann an den goldenen Auspuffrohren festhalten. Gewiss ein akrobatischer Akt, der aber sicherstellt, dass kein Unbefugter den Truck betritt. Vielleicht dienen die Türen aber auch einfach dem Spielspaß. Tür auf. Tür zu. Tür auf. Ich schweife ab. Also, das mit einem hervorragend gestalteten Burger gezierte Dach ist abnehmbar und eine Klappe über dem Verkaufstresen kann geöffnet werden.

Das Innere des Trucks zeigt sich geräumig und hervorragend ausgestattet. Er ist breit genug (der Truck, nicht der Fahrer, wohlverstanden, sonst könnte die nächste Polizeikontrolle Probleme machen – oder haben, wenn der Fahrer Gas gibt…), dass zwei Minifiguren nebeneinander sitzen können. Im hinteren Teil ist eine vollständig eingerichtete Bürgerbräterei eingebaut. Es finden sich ein Grill mit Frikadelle, drei Spender von Mayonnaise, Ketchup und Senf, ein Glasschränkchen mit Brötchen, zwei Flaschen für den Durst zwischendurch, weitere zwei Flaschen mit Ketchup und Senf, eine Kelle als Bratenwender und eine Theke mit Unkraut, ich meine, mit höchst gesundem Salat und einer Tomatenscheibe. Interessanterweise und selbstverständlich ganz absichtslos ist es, dass der Kunde das Gemüse von außen zuerst sieht, so können auch Fast-Food-Feinde gewonnen werden. Eine Kasse darf selbstverständlich nicht fehlen, ohne ist das Übers-Ohr-Hauen schwierig (um die Antwort darauf wirkungslos zu machen, trägt der Verkäufer den Helm). Als sehr nettes Detail befindet sich auch der in Monster-Trucks obligatorische Feuerlöscher neben dem Brotschrank. Auch einsetzbar gegen widerspenstige Kunden und Polizisten…

Die drei Aufkleber sind witzig gestaltet. Neben dem bereits erwähnten „Eat-or-be-eaten“-Nummernschild-Ersatz am Heck finden sich auch eine Speisekarte – ein Monster-Burger für 2,50 Taler, ein Monster-Drink für 1,50 Taler und Monster-Pommes für 2,00 Taler, jeweils in der Monster-Größe – und ein Monster-Burger-Werbeschild über der Windschutzscheibe.

Die Leiter zum Verkaufsstand (jawohl, der Verkäufer steht über seinen Kunden), kann für die Fahrt über einen geradezu genialen Mechanismus in das Fahrwerk geschoben werden. Aufgrund der Verwendung von Schrägsteinen und Technikteilen erfolgt dies höchst präzise. Ein klappbares Scharnier verhindert das Herausfallen.

Trotzt jeder Schieflage.

Und natürlich musste ich auch testen, ob der Truck über Hindernisse kommt. Ergebnis: Er tut es.

Neben dem Monster-Truck befinden sich auch ein Tisch auf zwei Reifen und zwei Klappstühle, um die Burger zu genießen. Während der Fahrt können sie im Inneren des Trucks verstaut werden (allerdings gibt es keinen festen Platz für sie).

Die Minifiguren

Zwei Minifiguren und ein Hund liegen dem Set bei. Der Verkäufer trägt Latzhosen, Handschuhe, Schnurrbart und einen Motorradhelm mit Schutzbrille. Selten verkörperte eine Minifigur derartig gelungen den hartgesottenen Herkules, der sich auch als Anführer einer Motorradgang hervorragend eignen würde. Daneben macht sich der das beschauliche Leben liebende Stadtmensch mit Jäckchen und gestreiftem Pulli richtig mickrig, obwohl beide Figuren ja gleich groß sind.

Der servierte Burger hat wohl dasselbe Volumen wie der Kunde. Stellt euch einfach einen halbmetergroßen Burger vor, den ihr unter den Blicken eines volltätowierten Halbstarken mit Schraubenschlüssel in der Hand in Rekordzeit essen müsstet, dann versteht ihr, wie sich der arme Junge fühlen muss.

Zum Umfang gehört auch ein Hund, der ebenso wie alle anderen Tiere bei Creator 3-in-1 gebaut wird. Hier bleibt sich LEGO offenbar treu, sprich die Teile müssen in den anderen Modellen wiederverwendbar sein. Auch wenn dann zwischen City und Creator eine Kluft klafft, ist das dann wenigstens über ganz Creator einheitlich. Und ich finde, die Designer schaffen es immer besser, Tiere mit wenigen Teilen eindeutig darzustellen. Aber eher gehe ich vor die Hunde, als dass ich sagen könnte, um welche Hunderasse es sich hier handelt. Sagen wir also, es ist ein ABS – ein Ausgenommen Braves Schoßhündchen. Fast jedes Teil an ihm ist eine NPU – von einem Zahn als niedlich wedelndes Schwänzchen über Halbkreiskacheln als Hinterläufchen und Schlappöhrchen bis hin zu einem Fez als Näschen und einem Fernglas als Vorderläufchen. Ein süßes Hündchen, das den Kontrast zwischen Verkäufer und Käufer noch dramatischer macht.

Die Alternativmodelle

Ebenso baubar sind ein Rennwagen und ein Dragster, von LEGO zu meiner Verwunderung offiziell als Geländewagen und Traktor bezeichnet [UPDATE: Der „Dragster“ ist ein Traktor vom Tractorpulling, danke an Thorsten für den Hinweis]. Natürlich: Der Rennwagen ist sehr bullig gebaut und eher für Crash-Rennen geeignet, aber ich glaube ohnehin, dass Kinder lieber Unfall als Geschwindigkeit spielen. Im ersten Fall können sie an Ort und Stelle sitzenbleiben, im zweiten müssen sie sich bewegen. Das sagt alles. Gefahren wird der Wagen von dem Stadtbewohner. Mit Wasserhähnen als Rückspiegel und angedeutetem Überrollkäfig macht der Gelände-Rennwagen jedenfalls einen sehr guten Eindruck. In die Wand.

Der Dragster zeigt einen völlig überzüchteten Motor und wird – wie könnte es anders sein? – von dem Muttersöhnchen im Lederlook gefahren. Zur Veranschaulichung seiner Kraft (und das ist, weshalb ich irgendwo verstehe, warum LEGO den Dragster einen Traktor nennt) kann der Wagen eine Palette Ersatzräder ziehen.

Jedoch habe mich nicht getraut, die Alternativmodelle zu bauen, da mich der aufgeklebte, also gewissermaßen geleimte, Burger wütend angeblickt hat. Ich dürfe sein Gefährt nicht wieder zerstören. Je nun, da lässt sich nichts ändern.

Fazit: LEGO Creator 3-in-1 31104 Burger-Monster-Truck

Bei diesem Set haben die Designer wieder einmal gezeigt, dass sie zu Recht von LEGO engagiert wurden (und nicht etwa ich). Das Modell ist so überragend witzig und durchdacht gestaltet, dass mein Review gar nicht alle Punkte nennen kann, die mir gefallen. Der Aufbau ist mal interessant und lehrreich, mal entspannt und lustig, das Spielen nicht mit Gold aufzuwiegen. Selbst die Alternativmodelle scheinen Spaß zu bereiten. Und der Preis von derzeit 48,73 Euro ist auch – im Gegensatz zu den gebauten Burgern – verdaulich. Rundum: für jeden Bürger geeignet.

Besitzt ihr auch den Burger-Monster-Truck? Und gefällt er euch ebenso gut wie mir? Oder habt ihr euch für ein Alternativmodell entschieden, beziehungsweise das Set gleich dreimal gekauft, um alle Modelle nebeneinander bauen zu können? Eure Meinung interessiert uns in den Kommentaren.

Simon Brandt

Seit frühester Kindheit begeisterter LEGO-Fan und sammelt vor allem City und Creator.

16 Kommentare Kommentar hinzufügen

  1. ich hab das ding noch auf meiner Liste aber weiß noch nicht recht aber klingt verdammt spaßig

    • Solltest du nur einigermaßen Freude an Creator 3-in-1 haben, musst du dir das Set unbedingt kaufen! Ich bekomme ja auch für jeden durch meine fantastischen Influencer-Fähigkeiten erzielten Kauf Tantiemen in unglaublicher Höhe (etwa Null Euro pro Person), ich wäre dir dafür also unheimlich dankbar! Aber im Ernst, mir bereitet das Modell noch immer viel Freude und ich kann jeden Kauf nur empfehlen. Es gibt ja auch immer wieder gute Rabatte auf das Set.

  2. Christina Mailänder

    3. Oktober 2020 um 11:41

    Bei diesem Set hat man sich bestimmt gedacht “Lass uns mal was total Verrücktes machen” – Hat gut funktioniert. 🙂 Sehr witziges Set und von Simon wieder sehr gut präsentiert.

  3. Das Reviews finde ich sehr gut 👍😃
    Und vor allem sehr humorvoll und informativ geschrieben ⭐👍
    Mehr davon und weiter so 🥳

  4. War für mich auch ein no Braunes. Gesehen und gewusst den muss ich haben. Der Verkäufer ist episch und könnt sich gut bei den Village People machen. Habe auch mal den Dragster gebaut. Das Ziehen der Teile ist aber eher Kontraproduktiv zum Wrhalt der Steine.

  5. No brainer…sollte da stehen. Danke Autocorrect 🙂

  6. Danke für das Review, Simon! Das ist wirklich ein Brummer. Aber ich mag es, wenn Sets optisch auch Mal ausbrechen. 🙂

  7. Was soll ich sagen? Grandioses Set! Bei Lego Creator gibt es eigentlich keine schlechten Sets. Hoffentlich in Zukunft mehr Häuser!

  8. Und auch wenn es etwas surreal aussieht, aber sowas gibts tatsächlich. Also hat das ganze auch einen etwas realen Hintergrund.

    https://www.pinterest.de/pin/372250725422407811/

    Und jetzt bin ich beim dem Teil auch auf den Geschmack gekommen…

  9. Thorsten Rotermund

    3. Oktober 2020 um 21:12

    Hallo!
    Mein Name ist Thorsten und ich bin schon eine ganze Weile stiller Mitleser dieser hervorragenden Seite! Kompliment an Andres und die anderen Autoren.
    Mein Sohn ist großer Sammler von den Creator Modellen und auch den Monster-Burger-Truck hat er auf seiner Wunschliste.
    Vielen Dank an Simon für dieses sehr lustige Review. Bei dem Alternativmodell des Traktors handelt es sich nicht um einen Dragster sondern um einen Tractor-Pulling Traktor.
    Siehe hier: https://www.tractorpulling.de/home.html
    Deshalb auch die Bezeichnung von Lego als Traktor.

    • Vielen Dank für deine lieben Worte, Thorsten.
      Simon hat das Vehikel wirklich sehr schön in Szene gesetzt. Und: Wieder was gelernt! Merci.:)

    • Danke, du hast eindeutig Recht, und damit verstehe ich LEGOs Produktbeschreibung auch wieder! Ich hatte zwar mal vor langer Zeit von Tractorpulling gehört, aber das wieder vergessen. Ich habe den Hinweis oben ergänzt. Und über deinen Sohn: Bald ist Weihnachten…

  10. Irgendwie fehlen mir bei dem Review die Alternativmodelle…

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