LEGO City 60423 Straßenbahn mit Haltestelle im Review

Straßenbahn, S-Bahn, Regionalzug, oder? Die im August neu erschienene LEGO City 60423 Straßenbahn mit Haltestelle im Review.

Wisst ihr noch, wie das damals war? Als wir noch jung waren? (Wieso eigentlich „waren“ – ich bin es doch noch?!) Als die Welt noch in Ordnung war und ich nicht erwartet hatte, dass Bilder bei mir ein geschlagenes halbes Jahr auf der Festplatte schlummern könnten, ohne dass ich zum Reviewschreiben komme. Unglaublich, aber wahr: Der Zeitstempel in den Bildern hat mich belehrt, dass ich sie am 30. August 2024 aufgenommen habe. Kein Scherz, das Datum gab es tatsächlich mal, auch wenn ihr seitdem so manches Kalenderblatt abgerissen habt (macht man das heutzutage eigentlich noch?). Brauchen wir für solche Fälle schon ein neues Tempus, das Plusquampräteritum?

Und wieder einmal (wie auch bei einem Teil der Reise durch meine LEGO City) hängt die Verspätung mit Zügen zusammen, in diesem Fall mit der 60423 Straßenbahn mit Haltestelle, die als Teil der Augustneuheiten bei LEGO City erschien. Das 811-teilige Set umfasst 6 Minifiguren, die namensgebende Straßenbahn, und eine Haltestelle, die sich zweiteilen lässt. Oder auch noch stärker, wenn man das Gravitationspotential seines Aufenthaltsortes testet. 89,99 Euro UVP ist LEGO das Set seinen Kunden wert. Warum teurer nicht unbedingt gleich besser ist, will ich euch nun erklären. Falls ihr es noch nicht wisst, was eher unwahrscheinlich ist.

Eckdaten

• Thema: LEGO City
• 811 Teile
• 89,99 Euro UVP
• 6 Minifiguren
• Release am 1. August 2024
• Zur Bauanleitung 🗺
• Im LEGO Online Shop 🛒

Setumfang

Die Vorderseite des Kartons zeigt einen wenig belebten Teil LEGO Citys, an dem die Straßenbahn ihre Haltestelle hat, offenbar einen Endpunkt. Daraus lässt sich schließen, dass die gezeigte Kreuzung irgendwo am Stadtrand liegt – oder das Geld der Stadt nicht für einen Weiterbau gereicht hat. Vielleicht wurde ja auch eine seltene Käferspezies entdeckt, um derentwillen der Bau eingestellt werden musste. Denn wer will schon für den Bau in den Bau kommen?

Auf der Rückseite sehen wir die Tram dann in voller Fahrt begriffen. Aufgrund der Hochhäuser gehe ich mal davon aus, dass dies das Stadtzentrum ist, wo sich der Käfer nicht aufhält, und also die Linie ungehindert verlegt werden durfte. Also nicht im Sinne von umgesiedelt. Ihr wisst schon. Möglicherweise wurde dieser Teil der Straßenbahn auch schon zu einer Zeit in Betrieb genommen, als die Belange des Menschen denen der Käfer vorgezogen wurden. Bis die Menschen plötzlich begannen, sich für Käfer zu begeistern.

Neun Bauabschnitte, fünf Bauanleitungen und zwei Stickerbögen sind im Setumfang enthalten, nebst einem Stapel lose beigelegter Schienen (53401) und zweier Aufgleishilfen (53834). Wie bei großen Sets üblich, sind die Anleitungshefte und Aufkleber im einem Pappschuber vor Knicken geschützt.

Aufbau

Zunächst werden die drei Sektionen der Straßenbahn gebaut, dann die beiden der Haltestelle. Wie gewohnt, werden zwischendurch die sechs Minifiguren zusammengesetzt.

Triebwagen

Die wichtigste Person in einem Zug ist natürlich die Zugführerin (cty1781) – oder wie man den Tf heutzutage nennen mag. Ihr Torso (973pb5750c01) ist bisher exklusiv in diesem Set, aber wie gemacht dafür. Was daran liegen mag, dass er es ist. Logisches Denken ist mein Fall nicht. Deswegen bin ich auch davon überzeugt, CEO bei LEGO sein zu können, denn ex falso sequitur quodlibet…

Die Basis des Zuges wird sehr stabil mit Brackets (73562) gebaut, die später den niederflurigen Einstieg ermöglichen. Zu den augenfälligsten Besonderheiten des Aufbaus von LEGO-Sets gehört die hochumstrittene Verwendung bunter Farben, die den Bauprozess vereinfachen, indem sie Orientierung geben. Wie auch Religionsführer und Politiker (was fast dasselbe ist) von sich behaupten. Im Falle der Straßenbahn beschränken sich die Farben aber weitgehend auf ohnehin verwendete Töne, vornehmlich Rot und Dunkeltürkis, nebst unbunten Farben.

Auf die massive Basis wird nun die erste Schicht Wände gesetzt, die das typische LEGO-Zug-Logo ziert. Der Monitor mit den nächsten Zielen ist typisch für den Nahverkehr und gefällt mir gut, während ich alles andere als erfreut von der Nutzung zwei Noppen breiter Steine neben den Sitzen bin. Klar, rote 2 x 4-Steine (3001) sind so ziemlich des Pudels Kern der LEGO-DNA, durch sie wirkt der Innenraum aber extrem beengt, und es ist auch nur Platz für zwei Sitze!

Mit großen Glasscheiben (60581) wird Licht ins Dunkel gebracht. Denn wer weiß schon, welch zwielichtige Typen nächtens mit der Tram unterwegs sind? Sehr positiv möchte ich hervorheben, dass die transparenten Elemente zwar sämtlich mit den anderen Teilen zusammengepackt waren, aber bei mir trotzdem nahezu frei selbst von kleinen Kratzern sind! Auch die Doppeltüren (42205/80683) gefallen mir in ihrer Verwendung gut, während sie beim 60337 Personen-Schnellzug für (berechtigte) Kritik gesorgt haben. Bei Nahverkehrszügen wie hier sind sie dagegen einigermaßen realistisch, zumindest so lange, bis LEGO spezielle Schiebetüren entwickelt.

Zwecks Bespielbarkeit ist das Dach abnehmbar gestaltet, wobei mir die Struktur auf dem Dach einfach zu wenig ist. Echte Züge haben da Technik ohne Ende gestapelt, nicht nur eine kleine Erhöhung. Ebenso bin ich wenig überzeugt von den schwarzen 1 x 8-Kacheln (4162) als Stoßdämpfer.

Die Front wird durch Bogensteine (6060) und zugehörige Fenster (65734) rund gestaltet. Ovale Steine mit Stangen (77808) ermöglichen es, die Wände leicht angeschrägt anzubringen, sodass sich die Front verjüngt. (Das täte mir auch gut, nach dem halben Jahr seit dem Fototermin…)

Die Frontscheibe (92474) bildet die Krümmung zwar nicht perfekt nach, für ein City-Modell reicht mir das aber. Unschön finde ich dagegen die Spalten zwischen den Seitenwänden und der Scheibe, ich wüsste aber auch kein Teil, mit dem sich das verhindern ließe.

Die Unterseite zeigt einige neongrüne Steine, deren Farbe gern dezenter hätte sein dürfen. Vor allem aber will ich mit dem Bild zeigen, dass die Straßenbahn wieder Metallachsen nutzt, nachdem LEGO zwischenzeitlich auch Plastikachsen verwandt hat. Aufgrund der (laut anderer Reviewer) schlechteren Kurvenlaufeigenschaften sind die Plastikachsen für ferngesteuerte Züge eher ungeeignet, bei unmotorisierten Zügen wie der Tram sehe ich dagegen keinen Grund, der dagegen spräche. Umso verwunderlicher ist es, dass hier nun doch Metallachsen zum Zuge (geniales Wortspiel!) kommen. Da ich diese aber ausnahmsweise (da nicht aus „LEGO-Material“ bestehend) den Plastikachsen vorziehe, freut mich die Änderung.

Aber, wie es nun einmal im Leben so ist, wo viel Licht ist, ist viel Schatten. Damit meine ich nicht die oben genannten Typen der Nacht, sondern die Kupplungen: Diese sind de facto nicht vorhanden. Stattdessen nutzt LEGO Liftarme (32449) mit lose ins Ziel gesteckten Technic-Achsen (24316). Diese sehen nicht nur äußerst primitiv aus, sondern verhindern auch ein An- und Abkuppeln, ohne die Waggons anzuheben. Dazu kommt, dass sie viel zu lang sind und die Waggons unnötig weit voneinander entfernen – so enge Kurven gibt es nicht einmal bei LEGO, wo die Kurvenradien bekanntlich viel enger sind als bei echten Gleisen. Also: Warum keine Magnetkupplungen, oder zumindest kürzere Verbinder?

Mittelwagen

Die Passagierin im mittleren Waggon ist ein Mädchen (cty1782), das auf einen Rollstuhl (80440c01) angewiesen ist. Aus irgendwelchen Gründen hat LEGO 2022 einen neuen Mould eingeführt, der mir aber lange nicht so gut gefällt wie der vorige (4312c01). Vielleicht hängt die Änderung mit den Hinterrädern zusammen, die nun stärker befestigt sind?

Der Aufbau des Mittelwagens erfolgt ähnlich zum Triebwagen, auch hier haben wir nur zwei Sitzplätze, vis-à-vis angeordnet. In der Mitte dient ein Kegelstumpf (98100) der Befestigung des Rollstuhls. Unter Barrierefreiheit stelle ich mir zwar etwas Anderes vor, der Spielwert profitiert aber natürlich davon.

Auch hier werden die Wände maßgeblich durch große Wände gebildet, auf das Dach kommt schließlich der Stromabnehmer (35654). Übrigens weiß ich nicht, welcher Fall von Übermüdung dafür gesorgt hat, dass mir nicht aufgefallen war, dass das Dach nicht ganz befestigt ist. Bei späteren Bildern scheint mir das dann aufgefallen zu sein. So groß war der Dachschaden dann also doch nicht.

Kuppelt man die beiden Waggons aneinander, sieht man, warum ich vorhin ihren Abstand zueinander moniert habe: Vier Noppen sind einfach zu viel, es wirkt so eher wie ein LKW mit Anhänger denn wie ein geschlossener Zug.

Schlusswagen

Im letzten Waggon sitzt ein im Dienst ergrauter Feuerwehrmann (cty1783), der genüsslich seinen Kaffee schlürft und in der Zeitung von seinen (?) Heldentaten liest. Bis auf die Kombination der Minifigurenteile ist er nicht ganz exklusiv, sondern bereits im Januar 2024 in der 60414 Feuerwehrstation mit Drehleiterfahrzeug erschienen, die also seine Dienststätte darstellt. Was ist in LEGO City der Unterschied zwischen einem Feuerwehrmann und einem Polizisten? Der Feuerwehrmann trinkt seinen Kaffee vorm Dienst…

Der Aufbau des Schlusswagens ist exakt identisch zum Triebwagen vorn, sodass ich mir Kommentare zum Aufbau spare. Auch wenn die Symmetrie einen repetitiven Aufbau erfordert, fehlt mir doch die Abwechslung.

Es ist vollbracht, die Straßenbahn ist fertiggestellt. Und sie ist deutlich (!) länger als erwartet, laut Produktbeschreibung sind es 53 Zentimeter.

Wie ihr hier sehen könnt, kann man die Waggons um fast 90 Grad gegeneinander abknicken, fern jeder Realität. Von daher wären kürzere Kupplungen deutlich schöner, realistischer und praktischer gewesen.

Bahnsteig 1

Als, meinen Recherchen zufolge, erstem City-Set überhaupt liegen der Straßenbahn gleich zwei beeinträchtigte Minifiguren dar, nach der Rollstuhlfahrerin nun ein sehbeeinträchtigter Mann (cty1784) mit niedlichem Blindenhund (105143pb03) und Leine (70922). Der in Overmoulding-Technik mit einer Decke versehene Labrador ist letztes Jahr neu erschienen und dient in verschiedenen Bedruckungen als Polizei-, Feuerwehr, Blinden- und Adventshund. Hier nun sorgt er dafür, dass sein Herrchen beim Joggen nicht in die falsche Richtung läuft, sonst stehen auf dem Schrittzähler nachher −1824 Schritte!

In der Basis des Bahnsteiges ist ein simpler Mechanismus eingebaut, der einen möglichst barrierefreien Übergang in die Bahn simulieren soll. Aufgrund der Stufe hinter der Tür ist das natürlich wenig sinnvoll, vermittelt Kindern aber vielleicht den Grund für derartige bauliche Einrichtungen in ihrer Umgebung.

Die beweglichen Plattformen sind hinreichend stabil gebaut, bestehen aber nur aus wenigen Teilen, die dann in das Modell eingelegt werden. Wie Spreewaldgurken, nur ohne Wasser.

Darauf kommt noch eine Schicht Platten, gefolgt von den typischen Gegenständen an Haltestellen. Hier sind dies ein Fahrplan mit Ankunftstafel, ein Blumenkübel, ein Abfalleimer und eine Bank. Insgesamt wirkt das Modell aber etwas kärglich – was bei City irgendwie bei jeder Haltestelle der Fall ist.

Bahnsteig 2

Bevor wir zum zweiten Modul des Bahnsteigs kommen, werden noch die letzten beiden Figuren gebaut, eine Barista (cty1785) und ein Junge (cty1786) mit Ticket (3069pb0584). Beide sind relativ unspektakulär gestaltet, mit Torsos, die schon in jeweils über zehn Sets genutzt wurden. Bei der Barista sorgt das für eine schöne Kontinuität, zeigt dies doch, dass sie und ihre Kollegen alle für denselben Konzern arbeiten, der Junge hätte aber gern einen abwechslungsreicheren Torso erhalten dürfen.

Die Basis des zweiten Bahnsteigteils ist quasi identisch zur ersten, nur größer gebaut. Ihre Längen sind perfekt auf die Abstände der Waggontüren abgemessen, sodass die Plattformen überall an der richtigen Stelle anliegen. Das bedeutet nur, die Zugführerin muss immer perfekt bremsen. Aber Frauen sind ja unschlagbar!

An der Seite wird schließlich noch eine kleine Rampe angesteckt, die für den Rollstuhl gedacht ist. Die 2023 neu eingeführten 6 x 1-Schrägsteine (4569) sorgen hier für einen schön sanften Winkel.

Auf den Bahnsteig wird noch ein Kiosk gebaut, der stilistisch gut zum 60335 Bahnhof von 2022 passt. Leider ist der Rest des Bahnsteigs komplett leer. Schon eine Bahnhofsuhr oder Werbetafel hätte Wunder gewirkt, die Szenerie zu beleben, aber nein, es sollte einfach nicht sein.

Dafür gefällt mir der Kiosk wieder ziemlich gut, gerade der Ticketautomat und das Dach sind hervorragend gelungen. Im Inneren fehlt es dagegen wieder an allen Enden: Wo ist zum Beispiel ein Fach mit Donuts und Cookies? Warum ist der Zeitungsständer rückseitig unverkleidet? Im Prinzip ist der Kiosk so nur ein Häuschen, das um eine Kaffeemaschine errichtet wurde.

Ersatzteile

Die Auswahl an Ersatzteilen ist ausgesprochen generös hinsichtlich der Technic-Pins (2780) – blöd nur, dass kaum jemand unter einem Mangel dieser Elemente leiden dürfte… Viel erfreulicher ist dagegen das fünfte, nein, dritte Rad (80441pb01) am Rollstuhl, auch wenn ich noch nicht weiß, wofür ich es sonst noch nutzen könnte.

Finales Modell

Nun, da der Aufbau beendet war, stand ich vor der Aufgabe, das ganze Modell vor den Hintergrund zu bekommen. Mit einiger Mühe ließ sich dann aber doch die ganze Strecke aufnehmen. Hier seht ihr zunächst einmal den Bahnsteig in Zweiteilung, vor allem aber auch, dass der Zug nur gerade so auf die Schienen passt. Dafür funktioniert das Aufgleisen mit den Endstücken tadellos, dem Weiterspielen auf dem Fußboden steht also höchstens die gestrenge Mutter entgegen.

In der Gesamtansicht des Bahnsteigs seht ihr den logischen Fehler, dass der Fahrplan in seiner seitlichen Anordnung dem Zusammenstecken der beiden Module entgegensteht, und erstmal verschoben werden muss. Vor allem aber fällt auf, wie leer der Bahnsteig ist!

Trotz dass dies der wohl längste Bahnsteig bei City bisher ist, ist die Tram nochmal deutlich länger, kommt aber mit allen Türen an die Plattformen heran. Und jetzt glaube ich auch, zu verstehen, warum der Abstand der Waggons so groß sein musste, damit die Plattformen in jeder möglichen Konfiguration des Bahnsteigs (also auch bei Zweiteilung) an die Türen kommen. Nur, hätte man dann nicht die Wagenkästen einfach jeweils eine Noppe länger bauen können?

In den Detailfotos seht ihr, dass der Übergang zu den Waggons alles andere als barrierefrei ist, trotz der eigentlich guten Idee der Plattformen.

Vergleich mit früheren City-Straßenbahnen

Wenn wir die Straßenbahn mit zweien ihrer Vorgänger aus der 8404 Bus- und Tramstation (2010) und dem 60097 Stadtzentrum (2015) vergleichen – die gelbe Tram aus dem 60271 Stadtzentrum (2020) besitze ich noch immer nicht – fällt in erster Linie die deutlich größere Länge ins Auge, vor allem aber auch die Winkel, die die Waggons zueinander einnehmen können. Außerdem wirkt der neue Zug weitaus mehr wie eine S-Bahn denn wie eine Straßenbahn; da S-Bahnen aber in erster Linie im deutschen Raum verbreitet sein sollen, wollte LEGO wohl einen für den internationalen Markt passenderen Setnamen finden. Nehmen wir gedanklich noch die fehlende gelbe Tram hinzu, folgt logisch, dass die nächste Straßenbahn grün sein dürfte – passend zu LEGOs Strategie umweltfreundlich sein sollender Elektrofahrzeuge!

Vielen Dank an die LEGO Group, die uns dieses Set für unser Review zur Verfügung gestellt hat. Der Artikel gibt jedoch ausschließlich meine persönliche Meinung wieder.

Fazit: 60423 Straßenbahn mit Haltestelle

Bei der Setvorstellung war ich begeistert von der Straßenbahn, mal vom etwas unpassenden Namen abgesehen. Beim Aufbau hatte sich diese Euphorie dann gelegt. Während ich mich als Zugfan über jeden neuen Zug freue, dazu zählen eben auch Trams, wurden hier einfach zu viele Dinge unzureichend umgesetzt. So verfügt die Bahn über eine gebaute und neu gestaltete Front, die mir trotz einiger Lücken gut gefällt, dagegen sind die Waggons einfach zu weit voneinander entfernt – was auf den Kartonbildern recht gut kaschiert wurde. Außerdem hätte man hier gut Magnetkupplungen nutzen können, auch wenn die bisherigen Straßenbahnen ebenfalls keine genutzt hatten, sondern Kugelkupplungen. Und auch im Inneren der Bahn wurde irgendwie der Rotstift angesetzt, mit nur sechs Sitzplätzen wurde die Länge des Zuges einfach nicht gut genutzt. Jedoch ist die Rückkehr der Metallachsen sehr begrüßenswert!

Nun ist der Bahnsteig endlich mal wirklich lang, wirkt aber mangels Gegenständen übermäßig leer. Der schön gestaltete Kiosk ist, gerade aufgrund des Wiederaufgreifens des Farbschemas vom 60335 Bahnhof, ein Lichtblick des Modells, leidet aber an akutem Einrichtungsmangel. Nimmt man noch hinzu, dass die Plattformen eine nette Spielfunktion ergeben, um Barrierefreiheit zu erklären, dann aber im Zug sofort eine Stufe folgt, sieht man, dass das Set irgendwie nicht zu Ende gedacht wurde. Freue ich mich auf der einen Seite über die beiden Aufgleishilfen, fällt es mir doch sehr schwer, über die fehlenden Details hinwegzusehen.

Insgesamt bin ich von dem Set einigermaßen enttäuscht, weil ich deutlich mehr erwartet hatte, als es letztlich gehalten hat. Nicht einmal die Minifiguren kann ich positiv hervorheben (den Hund aber sehr wohl!), da selbst sie stellenweise lieblos wirken. Zusammen sind das genug Kritikpunkte, die die UVP von 90 Euro unverdaulich machen. Für rund 60 Euro kann man das Set mitnehmen, mehr ist es in meinen Augen aber leider nicht wert. Und das ist umso bedauerlicher, als da die Designer mit nur wenigen Dutzend Teilen mehr ein grandioses Set hätten erschaffen können, vermutlich aber irgendwann Teile eingespart werden mussten. Von daher bleibt die orangefarbene Straßenbahn weiterhin mein Favorit.

Bewertung

Positiv	Negativ
Straßenbahn! Schöne Front Metallachsen Langer Bahnsteig Schöne Architektur des Kiosks Bewegliche Plattformen Zwei Aufgleishilfen Neuer Hund	Zu großer Waggonabstand Keine Magnetkupplungen Zu wenig Sitzplätze Leerer Bahnsteig Recht wenig Minifiguren Keine echte Barrierefreiheit Mangelnde Details Überhöhte UVP

Benotung 🎵

Gesamtnote: 6

Umfang & Bauspaß: 7 Optik & Farben: 7 Minifiguren: 5 Bespielbarkeit: 9 Preis/Leistung: 6 Von 1 (mau) bis 10 (wow)

Eure Meinung!

Wie beurteilt ihr die neueste Straßenbahn? Seid ihr ähnlich ernüchtert von dem Set oder könnt ihr meine Kritik eher nicht nachvollziehen? Spielen diese Punkte für die Zielgruppe überhaupt eine Rolle? Äußert euch wie immer gern in den Kommentaren!