Nach New York und Beijing geht die LEGO Postkarten-Reihe mit London (und Paris) in die Verlängerung: Überwiegen die Chancen oder die Risiken?
Vor einem zumindest für meine bisherigen London-Besuche ungewöhnlich blauen Himmel in Medium Blue ist zunächst eine Skyline in Tan, Dark Tan, Dunkelgrau und Hellgrau angedeutet, bevor im Vordergrund Big Ben, Piccadilly Circus, the London Eye und ein knallroter Doppeldeckerbus auch ohne Schild mit dem Namen der Stadt unmissverständlich klar machten, um welche Metropole es geht.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt und Aufbau
Zwei Klebestreifen müssen durchtrennt werden, bevor der Kartoninhalt ausgeschüttet und betrachtet werden kann. Enthalten sind eine Anleitung, ein Stickerbogen mit 13 Aufklebern, eine Tüte mit Steinen für Bauabschnitt eins, drei Tüten mit Steinen für Bauabschnitt zwei; vier schwarze Plates im Format zwölf mal vier Studs und eine schwarze Plate im Format zwölf mal zwei Studs liegen lose bei.
Nachdem die Rückwand oder Postkarte mit Fliesen etc. bestückt wurde, wird Big Ben errichtet und auf ebenso verblüffend einfache wie raffinierte Weise in schrägem Winkel mit dem Hintergrund verbunden. Anschließend entsteht die stabile Plattform auf liegenden Bricks, die Studs auf einer Seite aufweisen, wobei der Abschluss vorn durch Plates und Tiles erreicht wird. The London Eye besteht vordergründig aus vier weißen Rundfliesen, dahinter sind die Gondeln mit runden Tiles in transparentem Hellblau auf Brackets im Format 1*1 angedeutet. Der Zusammenbau gestaltet sich zunächst etwas wacklig, erst durch die Verankerung an Studs auf dem Postkartenhintergrund gewinnt das Riesenrad endgültig an Stabilität. Der rote Doppeldeckerbus im Vordergrund setzt nicht nur einen Farbakzent, sondern ist insbesondere durch die aus kleinen schwarzen Rundfliesen gebildeten Räder und das oben abgerundete Element 6091 auf den ersten Blick unverkennbar. Zum Abschluss wird die reklamebeleuchtete Ecke am Piccadilly Circus gebaut, auch hier entsteht die fehlende Rechtwinkligkeit auf zugleich einfache wie faszinierende Weise, indem das Gebäude auf einer eigenen Unterkonstruktion errichtet und am Ende an einer Noppe befestigt wird. Curved Slopes und Studs not on top-Bauweisen sorgen dabei für die Rundung.
Die Rolle der Aufkleber
Als der Karton noch verschlossen war, erlaubte ich mir einen Augenblick, darauf zu hoffen, dass die Ziffernblätter, der Union Jack, die Verstrebungen des Riesenrades und der Schriftzug „London“, eventuell sogar die Werbebanner Prints wären, aber – Ihr habt es auf dem Foto oben schon gesehen und oben gelesen – es sind Aufkleber, das Set enthält keinen Druck. Versteht mich nicht falsch, ich komme mit der Anbringung für mich selbst akzeptabel zurecht und bin immer noch froh, dass ich vom LEGO Xtra 853921 Sticker-Set 📝 damals direkt zwei Stück erworben habe, ich werde auch die beklebten Steine von der Postkarte aus London langfristig andernorts einsetzen: Uhren sind immer nützlich, die Rundfliesen mit den Verstrebungen sehe ich schon als plastischen Schmuck eines Portals in einem MOC vor mir, für den Bricadilly Circus wird künftig an der Bushaltestelle in meiner Stadt geworben werden …
Da mir bewusst ist, dass viele AFOLs und AFOLinen Aufkleber nicht schätzen, habe ich ein Foto des Bausatzes ohne diese gemacht. Big Ben und das Riesenrad sind meines Erachtens auch so erkennbar, Piccadilly Circus hingegen überhaupt nicht, aber entscheidet selbst.
Bezug der Postkarten zu anderen LEGO Sets und Reihen
London-Fans sind seit Jahren daran gewöhnt, dass regelmäßig Sets auf den Markt kommen, mit denen sie ihrer Begeisterung für die englische Hauptstadt sichtbar Ausdruck verleihen können, darunter sind Riesen wie die Tower Bridge 10214 📝 aber auch kleinere Sets wie der LEGO Architecture Big Ben 21013. Zudem gibt/gab es rote Doppeldeckerbusse von LEGO in allen Größen! So ein klassisches schwarzes Taxi würde ich mir übrigens in der Fahrzeuge-Reihe bei Icons noch wünschen, nur für den Fall, dass Billund hier mitliest.
Die stärksten Parallelen tun sich allerdings zu den Architecture Skylines auf, in deren Rahmen es London (21034) 📝 ebenfalls gibt. Persönlich gefällt mir die Attraktionen-Auswahl dort besser: die Tower Bridge, die Nationalgalerie und die Nelson-Säule runden das Ganze in meinen Augen stimmiger ab als Piccadilly Circus. Zudem überzeugt mich die filigranere Konstruktion des Riesenrades stärker, mit den Harry Potter Brillengläsern (LEGO Element 79851, Link zur Datenbank von Brickset) aus den Hogwarts Icons (76391) oder mit dem Taschenanhänger-Ring (LEGO Element 73767, Link zur Datenbank von Brickset) aus Dots in weißer Farbe wäre hier auf der Postkarte mehr möglich gewesen. Andererseits ist der Vergleich durchaus ungerecht, die London Skyline hat schließlich eine UVP von 39,99 Euro – gute Rabatte gab beziehungsweise gibt es allerdings regelmäßig – und fällt für mich damit nicht mehr in die Kategorie eines kleinen „Mitbringsels“. In diesen Bereich gehörte der 2020 erschienene Magnet 854012 London Skyline, den ich leider verpasst habe. Zumindest meine Wahl würde dann immer zuerst auf die Postkarte fallen – mehr Steine! Wie immer liegt von den Kleinelementen ein zusätzliches Exemplar im Set – ich freue mich insbesondere über die kleine dunkelgraue Stange.
Die Eckdaten
- Thema: LEGO Creator
- Teileanzahl: 277
- 14.99 Euro UVP
- Altersempfehlung: 9+
- Release am 01. August 2022
- Zur Bauanleitung 🗺
Meine Einschätzung
Die Postkarte aus London gefällt mir durchaus, besonders die nicht-rechtwinklige Anordnung ist toll gelöst und sorgt für eine lebhafte Optik. Dass Big Ben gewissermaßen über den Rand hinausragt, verstärkt diesen Eindruck zusätzlich auf gelungene Weise und weckt Assoziationen zu Pop up-Postkarten aus Pappe/Papier. Gleichwohl würde ich das Set nicht für mich erwerben, da ich mit den Skylines, den anderen Architecture-Sets, den World Buildings und diversen roten Doppeldeckerbussen bereits sehr viele Exponate daheim habe, die in eine ähnliche Richtung gehen. Aber ich werde bestimmt einige LEGO Postkarten als kleine Aufmerksamkeit erwerben, um Freundinnen und Freunde jeden Alters zu überraschen. Kinder wie Erwachsene werden sich bestimmt freuen. Zudem werden die Sets als Mitbringsel aus den dargestellten Städten mit Sicherheit Renner! An einem solchen LEGO Automaten in St. Pancras International Station oder Heathrow beispielsweise käme ich gewiss nicht vorbei, ohne eine London-Postkarte zusätzlich im Gepäck verstauen zu müssen.
Vielen Dank an die LEGO Group, die uns dieses Set für unser Review zur Verfügung gestellt hat. Der Artikel gibt jedoch ausschließlich meine persönliche Meinung wieder.
Deine Meinung
Wie stehst Du zur Postkarte aus London? Würdest Du Dich darüber freuen, eine mitgebracht bekommen zu haben? Wärest Du gefährdet, beim nächsten Besuch in der englischen Hauptstadt schnell eine zu erwerben? Oder neigst Du ohnehin dazu, im Vorbeigehen kleine Sets zu kaufen? Wie findest Du die Postkarten im Vergleich zu den LEGO Architecture Skylines?
23. Juli 2022 um 17:00
Du hast ja den größten Schwachpunkt eigentlich schon angesprochen: Aufkleber. Ähnlich wie du könnte ich mir für die Gitterstruktur des London Eye allerlei kreative Verwendungen vorstellen, aber eben nur, wenn die Fliesen auch gedruckt wären. Widerstrebt vielleicht auch ein wenig der Zielgruppe: Da hat man dann zum Zeitvertreib so ein Set aus dem LEGO-Automaten gezogen und muss sich dann auf einem vibrierenden Tisch im Zug oder Flugzeug mit Stickern rumärgern. Ansonsten sind die Sets zwar überteuert, aber okay. Ich könnte mir schlimmere Urlaubssouvenirs vorstellen… 🙂
23. Juli 2022 um 21:54
Hallo Mylenium,
Du bist mutiger als ich, ich habe noch nie in einem wackelnden Verkehrsmittel an einem LEGO Set gebaut, nicht einmal eine Minifig-Tüte geöffnet. Skandalöserweise auch dann nicht, wenn ich neue im Gepäck hatte. Ja, bei den Streben des Riesenrades auf den Rundfliesen wünsche auch ich, dass das Prints wären, schon allein deshalb, weil diese dann eventuell irgendwann bei Steine und Teile erhältlich wären. Andererseits war ich schon häufig froh, dass Aufkleber, die ich weglassen konnte, verwendet wurden. Ich bin ganz bei Dir, ich habe haufenweise weniger nützliche oder erstrebenswerte Souvenirs gesehen und bekommen (-: In Sachen Preise: Wenn ich bedenke, dass mein Lieblingsbrot nun nicht mehr, wie noch im Sommer 2020, 4:29 Euro, sondern 5:99 Euro kostet, … Viele Grüße!
24. Juli 2022 um 22:56
Sie meinen Aufkleber? Die orthodoxen benutzen sie nicht, aber WIR sind eine reformierte Gemeinde.
Reverend Lovejoy
S25 F20