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Hintergründe: LEGO verzichtet auf PET-Recycling-Steine – was nun?

LEGO PET | © LEGO Group

LEGO Steine aus alten Plastikflaschen? Daraus wird nichts! Viele Infos zum Recycling und LEGOs aktualisierten Nachhaltigkeitszielen.

Viele Fans dürften es bereits mitbekommen haben – denn die Meldung geisterte bereits durch alle großen Nachrichtenportale in den letzten Tagen: 2021 wurde ein erster Prototyp vorgestellt – doch nun wird die interne Forschung gestoppt: Es wird in (naher) Zukunft keine LEGO Steine aus alten PET Plastikflaschen geben – trotz aller Bemühungen in diesem Bereich: Die „neuen“ Steine würden laut LEGOs Angaben immer einen höheren CO2-Fußabdruck aufweisen als die klassisch hergestellten Elemente. Hier findet ihr die Pressemitteilung – alle wichtigen Aussagen und meine Gedanken habe ich im Folgenden zusammengetragen.

Verschiedene Kunststoffe – eine Einführung

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LEGO Fabrik in Billund: Eine der Fertigungshallen | © Andres Lehmann

Für jeden möglichen (und unmöglichen) Einsatzzweck gibt es mittlerweile den passenden Kunststoff – manchmal benötigt die Industrie weiches, elastisches und reißfestes Material – etwa für Einkaufstragetaschen, LEGO dagegen benötigt hartes, kratzfestes Material, das auch nach Jahren noch seine ursprüngliche Form und bestenfalls auch Farbe beibehalten hat. LEGO setzt seit den 60er Jahren auf den Stoff Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymer, kurz ABS. Dieser Stoff ist äußerst kratzfest und robust – und wird weniger in Verpackungen, aber recht häufig bei Spielzeug oder auch Haushaltsgeräten eingesetzt.

Warum ist das Plastikrecycling so kompliziert?

Grundsätzlich könnten Kunststoffe äußerst nachhaltig sein – denn viele Materialien lassen sich ohne einen Qualitätsverlust einschmelzen und wieder zu neuen Produkten spritzen. Dass dies nicht passiert, liegt simpel gesprochen an zwei Problemen:

1. Reinigung und Sortierung

Um Kunststoffe wiederverwerten zu können, müssen all diese verschiedenen Kunststoffarten wieder auseinandersortiert und gereinigt werden – nachdem Verbraucherinnen und Verbraucher sie bei der Entsorgung wild gemischt haben. Das ist bisher einfach nicht wirtschaftlich möglich. Für manche Anwendungen werden gar verschiedene Kunststoffe in Schichten miteinander verschmolzen und sind in dieser Form hinterher erst recht nicht mehr zu trennen. Diese sogenannten Verbundmaterialien gelten als besonderes „Recycling-Ärgernis“ – es bleibt zu hoffen, dass LEGO sich mit seinen neuen Papiertüten nicht auch in diese unrühmliche Reihe einsortiert.

Selbst wenn man aus der großen Menge Müll „reines ABS“ aussortieren würde – erhielte man einen kunterbunten Haufen. Neben einer Reinigung ist also eine strenge Sortierung nach Farben notwendig – ansonsten entsteht nur eine schwarze Masse.

Schadstoffe

Ebenfalls ein Problem des Sortiervorgangs: Das Material, etwa für Lebensmittelverpackungen oder Kinderspielzeug, darf keinerlei Schadstoffe enthalten – bei Recyclat kann das jedoch nie zu 100% garantiert werden. Die Sortiermaschinen sind zwar bereits heute unglaublich genau, aber immer noch nicht genau genug, um beispielsweise auszuschließen, dass sich in dem sortierten Haufen auch Spuren von Lithium-Akkus befinden – etwa, wenn das ABS-Spielzeug einen solchen fest verbaut in sich trug.

Die Recycling-Täuschung

Ich finde es gut, dass LEGO das Scheitern immerhin klar anspricht:

So manche Produktverpackung im Supermarkt halte ich dagegen für eine Täuschung der Kundinnen und Kunden. Immer mehr Unternehmen werben mit großen grünen Siegeln. In diesen steht jedoch zumeist nur „Recyclebar“. Die Verpackung im Regal ist also überhaupt nicht recyclet, sondern besteht zu 100 Prozent aus neu hergestelltem Kunststoff.

Vorbildlich getrennt – aber ein bisschen leer 🙂

Die Lösung der Industrie: PET

Der einzige Kunststoff, der sich in größeren Mengen sauber beschaffen lässt, ist PET – das Material, aus dem die meisten Einweggetränkeflaschen bestehen. Durch das Pfand und die Rücknahmesysteme kommen hier recht saubere große homogene Haufen zusammen, in denen sich auch kaum schädliche Stoffe befinden. Viele Unternehmen springen auf diesen Zug auf – auch LEGO verkündete 2021, auf rPET setzen zu wollen, um den Anteil neu hergestellten Kunststoffes in seinen Produkten zu reduzieren.

Keine LEGO-Steine aus Recycling-Flaschen

Doch daraus wird vorerst nichts: Das zentrale Problem – um eine gleichbleibende Qualität zu gewährleisten, wäre eine „Angleichung“ des rPET-Materials an LEGOs ABS notwendig gewesen – und damit eine Beimischung anderer Stoffe. Und genau dieser Prozess sorgt für eine große Steigerung des Energiebedarfs. Hinzu kommt: Nach meinem laienhaften Verständnis dürften die eigentlich  „nachhaltigen“ LEGO Steine dann kaum noch recyclebar sind – weil sie ja aus einem Gemisch und nicht mehr aus reinem PET bestünden.

LEGOs Nachhaltigkeitsziele

Zuckriges Gewächs

LEGO nutzt den Anlass, um seine Nachhaltigkeitsziele noch einmal zu präzesieren:

  • Bis 2025 werden 1.4 Milliarden US Dollar für Nachhaltigkeitsprojekte bereitgestellt
  • Bis 2032 sollen die CO2 – Emissionen um 37 Prozent reduziert werden – bis 2050 auf Null

Außerdem betont LEGO, dass bereits viele Pflanzenelemente und Minifiguren-Zubehörteile aus bio-PE hergestellt werden. Die flexibleren und biegsameren Elemente  werden also aus (Polyolyethylen / PE) hergestellt, das wiederum aus nachhaltig angebautem Zuckerrohr gewonnen wird. Dies ist ein weiterer Weg, die strengen Sicherheitsvorgaben zu erfüllen und zugleich den Verbrauch von fossilen Stoffen zu reduzieren – wenngleich sich hier auch ein neuer Zielkonflikt anbahnt: Mit Zuckerrohr wird ein Nahrungsmittel verwendet – während der Hunger in der Welt noch immer nicht besiegt ist.

Ein neues Gesicht: LEGO bündelt Nachhaltigkeit

Außerdem verkündet LEGO: Ab dem 01. Januar 2024 besetzt Managerin Annette Stube, bisher beim schwedisch-finnischen Verpackungshersteller Storaenso als Nachhaltigkeitsbeauftragte beschäftigt, eine solche bei LEGO neu geschaffene Stelle. Sie soll in Zukunft die Bemühungen koordinieren und sich mit verschiedenen Abteilungen austauschen und an Lösungen arbeiten.

Fazit

LEGO verwirft die Pläne zur Nutzung recycleten PETs – das Ende der Nachhaligkeitsbemühungen soll dies jedoch nicht darstellen. Ich bin gespannt, womit LEGO als nächstes experimentiert – denn LEGO Steine ohne Kunststoff sind wohl kaum vorstellbar. Bereits nach kurzer Recherche zeigt sich jedoch: Gerade als Spielzeughersteller mit einem enormen Bedarf an sauberem ABS dürfte vor LEGO noch ein langer Weg liegen, um die Steine tatsächlich völlig nachhaltig und ohne den Einsatz von neuem Erdöl produzieren zu können.

Eure Meinung!

Wir behalten die Entwicklungen im Auge – und ich freue mich sehr über eure Gedanken in den Kommentaren! Habt ihr eine zündende Idee?

Johann Härke

Interessiert sich für LEGO Harry Potter, Modular Buildings und Beleuchtung seiner Stadt.

7 Kommentare Kommentar hinzufügen

  1. „Reines ABS“ gibt’s doch eh nicht. Es ist nun mal eine Mischung mit variablen Anteilen der Monomere. Außer eigene Steine könnte LEGO nichts zuverlässig recyceln, weil man bei anderen Herstellern gar nicht weiß, wie es zusammengemischt ist. Der ganze Zirkus mit den Pigmenten und Hilfsstoffen kommt dann auch noch dazu. Dieser Plan dürfte weitestgehend zum Scheitern verurteilt sein wie eben auch das Umschwenken auf andere Kunststoffe. Deswegen denke ich, dass da an anderen Stellen mehr zu holen ist. In Relation gesehen sind die Steine ja nur ein Teil des Problems und wenn man an anderer Stelle Ausgleich schaffen kann, wäre das vermutlich dann doch nicht so schlimm. Da landen wir schnell wieder beim Verpackungswahnsinn, Logistik usw..

  2. Eine sehr schöne Zusammenfassung Johann, danke dafür erstmal.

    Ich finde es gut, dass weiterhin an Lösungen gearbeitet wird und auch das Scheitern dieses Vorgehens benannt wurde. Am Ende bin ich ebenfalls gespannt, welche Ideen als nächstes verfolgt werden. Ich bin kein Experte auf dem Gebiet, finde aber interessant, welche Ansätze es gibt, da mir Nachhaltigkeit und Umweltschutz persönlich wichtig sind.

    Was die Steine angeht, so weiß ich nicht, wie viel Prozent dieser recycelt werden müssen, da LEGO ja bekanntlich ewig hält und oft auch Generationsübergreifend weitergegeben wird. (Ich kann nie verstehen, wie nicht gebrochenes LEGO jemals im Müll landen kann) Deshalb finde ich es gut, dass auch der Herstellungsprozess und die Verpackung in Bearbeitung steht, nicht nur die Steinchen selbst.

  3. Um Lego im Müll zu vermeiden, sollte Lego vielleicht eine Rücknahmestrategie entwickeln. Wir AFOLs kennen natürlich alle Bricklink etc., aber das gilt ja nicht für die große Masse. Wenn Lego sich in allen Ländern z.B. mit Behindertenwerkstätten zusammentun würde, die dann sortieren und verkaufen können.
    Quasi werben mit „Vererbqualität“

    • Ein solches Rücknahmesystem wäre mMn ein enormer Aufwand! Man müsste ja erstmal sortieren, ob es wirklich nur Lego Steine sind oder nicht doch Steine von anderen Herstellern dazwischen sind.
      Dann müsste noch mal nach Farben sortiert werden. Und evtl. gibt es auch da Probleme, weil ja früher bspw. ein anderer Grauton verwendet wurde als heute.
      Eine Reinigung musste wohl ebenfalls durchgeführt werden, Kinderhände sind ja gerne mal klebrig und dann dementsprechend die Steine auch.

      Ich denke, man sollte sich vielleicht doch darauf konzentrieren andere Möglichkeiten zu finden um CO2 zu sparen. Die Tüten sind ja ein Thema (anderes Material oder insgesamt weniger Tüten als Beispiel).
      Auch die Verpackung. Müssen wirklich alle Seiten des Kartons bunt bedruckt sein? Oder kann man da nicht auch etwas reduzieren?

  4. Sehr interessant, ich möchte aber auch mal sagen, wie merkwürdig ich es finde, dass der gedruckte Katalog vom Lego Online-Shop, den ich mir immer aufhebe, wegen dem Umweltschutz wohl nicht mehr gedruckt wird? Es fällt schwer, ohne Katalog den Überblick zu behalten. Zudem stellt sich die Frage, ob Lego mal irgendwann wie bei den Super Mario Sets, die Bauanleitung nur noch digital macht? Ich hoffe nicht, Lego ist ein analoges Vergnügen und ich fände es insgesamt besser, wenn es weniger Lego-Sets geben würde, die dann auch teurer werden dürfen, sozusagen mit einer Spende für die Umwelt. Ich fände es super, wenn Lego z.B. als Ausgleich Regenwald-Gebiet kauft und vor der Zerstörung rettet. Es gibt viele Ideen, insgesamt bleibt es aber Plastik, darüber muss man sich klar sein, aber ich möchte nicht drauf verzichten, denn es macht viel Freude und wird auch nicht in die Umwelt gegeben, sondern steht bei mir zu Hause!

  5. Dass Lego ABS verwendet ist ja irgendwie Allgemeinbildung aber Lego verwendet auch sehr viele andere Kunststoffe: PA, PC, PE, POM, PP etc.
    Siehe https://www.lego.com/de-de/sustainability/product-safety/materials?locale=de-de

    Gibt es von Lego auch schon Dual-Mould-Teile aus verschiedenen Materialien (nicht nur verschiedene Farben)?

  6. Legosteine werden wohl eher nicht weggeworfen. Deswegen finde ich nicht, dass da ein grosses Abfallproblem besteht.

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