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LEGO Icons 10320 Eldorado Fortress im Review

Rebecca, wie redest du mit mir? Ich bin der Gouverneur!

Rebecca, wie redest du mit mir? Ich bin der Gouverneur! | © Jonas Heyer

LEGO Icons 10320 Eldorado Fortress im Review: Eine Zeit, lange vergangen, doch nicht vergessen.

Die Dächer des Hafens leuchten in den ersten Morgenstrahlen auf. Der Handel erblüht unter dem Schutz der Krone. Kaum ein Pirat wäre närrisch genug, sich hierher zu wagen. Wie ein jeder weiß, steht die alte Handelsgesellschaft unter dem Schutz des Gouverneurs Broadside, welcher durch sie reich geworden ist. Das Symbol seiner Macht und eine Warnung an alle, die unter einer Piratenflagge segeln, ist die Küstenfestung, deren weiße Wände wie ein strahlender Heiligenschein in der Bucht von Port Royal aufscheinen. Die prunkvolle Festung gilt als uneinnehmbar und wurde von Broadside höchstpersönlich auf Eldorado getauft. ‚Die Goldene‘, genau bei diesem Wort brennt es Kapitän Redbeard aber unter den Fingernägeln. Er weiß, dass der Gouverneur seine Schätze dort lagert. Eines Tages wird er ihn um seine Beute erleichtern…

Und damit herzlich willkommen zurück in einem weiteren Nicht-Classic Review, in dem wir einen Blick auf ein Set werfen, welches man wohl inzwischen in eine Art Unterthemenreihe von LEGO Icons einordnen könnte. Es handelt sich nämlich um ein Modell, dessen schützender Schatten sich nicht zum ersten Mal über die Inseln in der Karibik legt. Geheimnistuerei bringt hier wohl auch nichts, denn fast jedem LEGO-Fan ist das Set Eldorado Fortress sicher ein Begriff. Wie zuvor bereits der Galaxy Explorer, das Forestmen Hideout und der Blacktron Invader, ist auch dieses Set eine moderne Neuinterpretation eines alten Klassikers. Dieses Mal geht es zurück in das Jahr 1989, zu den ersten LEGO Piratensets und LEGO hat beschlossen: Die Küstenfestung der Blauröcke soll es sein.

Das alte Set hat nun schon viele Schlachten gegen die Piraten gekämpft und sich als Fels in der Brandung für LEGO Piratenfans etabliert. Ikonischer ist quasi nur die legendäre Black Seas Barracuda, welche im Jahr 2020 bereits eine Art Remake erhalten hat, mit der grandiosen Piratenbucht. Klassische Themen erleben derzeit unter dem LEGO Icons-Banner ihre Renaissance und das mit Recht, denn schließlich haben diese Sets das Gesicht der Firma geformt. Und bei den Piraten meine ich das wortwörtlich, denn es war die erste Reihe, in welcher die Minifiguren andere Aufdrucke auf den Köpfen hatten, als das allzeit beliebte Lächeln. Nun waren wir aber genug in der Vergangenheit. Springen wir wieder 34 Jahre nach vorn in die Gegenwart und werfen einen Blick auf LEGOs Neuauflage dieses ikonischen Modells, welches nebenbei bemerkt auch zu meinen absoluten Favoriten gehört.

Damit geht es nun um Set 10320 Eldorado Fortress. Doch was bietet dieses Set? Ist es eine gelungene Neuauflage oder nur „Nostalgia-Bait“? Erkunden wir die Festung gemeinsam in diesem Review…

Die Eckdaten

  • Name: Eldorado Fortress / Eldorado-Festung
  • Teilezahl: 2509
  • Minifiguren: 8
  • Tiere: 4
  • Retail-Preis: 214.99$ / 214.99€
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Zur Bauanleitung 🗺
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Umfang und Zusammenbau

Die Box des modernen Eldorado! | © LEGO

Der Bau ist wie immer bei LEGO Icons sehr spannend und mit recht interessanten Bautechniken gespickt, auf welche ich an entsprechender Stelle näher eingehen werde. Besonders gefallen hat mir am Bau, wie viele „normale Steine“ doch verwendet worden sind, um den Look einzufangen und wie effektiv der Designer gearbeitet hat. Jedes Teil hat seinen Sinn im Bau, sei es ein ästhetischer oder ein struktureller.

Das Boxart des Klassikers. Wundervoll!

Die besondere Schwierigkeit für den Designer, dessen großartige Arbeit ich an dieser Stelle schon einmal loben möchte, lag bei diesem Modell in der Rekreation der 3D-Grundplatte, welche das Originale Modell auszeichnete. Der Klassiker aus 1989 war das erste Set mit einer dieser Platten, sieht man von den „Krater-Platten“ aus Classic Space ab. Ich selbst mag diese Platten sehr, was vielleicht auch daran liegt, dass ich nicht sonderlich gut darin bin „Terrain mit natürlichem Flow“ zu bauen.

Das Zusammenstecken des Modells war zu keiner Sekunde langweilig und ich bin länger aufgeblieben, als ich es sonst tue, um das Set direkt am Tag der Ankunft bei mir fertigzustellen. Der Bau teilt sich dabei auf drei Anleitungen auf, was natürlich den Vorteil hat, dass man es so gemeinsam bauen kann. Hinterher finde ich aber eine Anleitung schöner, weil sie sich einfacher lagern lässt.

Okay aber sprechen wir mal über das Boxart. Inzwischen kennen wir das ja von LEGO Icons „Klassiker-Remakes“: Sie ziert sowohl der Hintergrund von damals, als auch der gelbe Streifen, und ich liebe es! Ich meine, wie viel liebevoller sieht das bitte aus, als die schwarzen Hintergründe? Hachja, da war meine Freude natürlich groß, direkt als ich den Umkarton öffnete.

Auf der Rückseite gibt es zwar keine Alternativmodelle, jedoch zeigt LEGO die Modularität des Modells, was ebenfalls zu gefallen weiß. Damit wirkt es noch mehr wie „LEGO von früher“.

Die Anleitung wirft keine Fragen auf und ist einfach zu befolgen. Bevor wir aber mit dem Bau beginnen, gibt es noch ein paar Seiten, um ein wenig die Stimmung zu setzen. Uns wird von dem Set einer lange vergangenen Zeit erzählt und wie dieses Modell versuchen wird, einige ungeklärte Fragen und Geheimnisse von Eldorado zu lüften.

Zu guter Letzt bleibt hier noch zu sagen, dass kein Stickerbogen aus der Packung rutschte, das bedeutet, alles, was ihr seht, ist bedruckt.

Die Minifiguren

The next thing I remember, is waking on a ship. They took me down to Shanghai on a trip…

Insgesamt acht Minifiguren, sowie ein Skelett, sind im Set enthalten. Wir haben Gouverneur Broadside, sowie fünf Soldaten der imperialen Kolonialtruppen. Darunter befinden sich auch ein Offizier und ein Mitglied der Marineinfanterie. Außerdem gibt es zwei Piraten, die es zweifelsohne auf das Gold hinter dem Festungswall abgesehen haben..

Nun gut, dann will ich Gnade zeigen. Wir ersparen ihm das Auspeitschen und hängen ihn direkt auf.

Beginnen wir mal mit dem Gouverneur, da er sicher das Highlight in diesem Set ist. Wie auch Kapitän Redbeard in der Barracuda Bucht ist er etwas gealtert in den letzten 34 Jahren. Dennoch ist er noch in Stil unterwegs und trägt eine prunkvolle blaue Jacke, sowie goldene Epauletten, welche keinen Zweifel offen lassen, dass dieser Mann hier das Sagen hat. Auch sein Hut ist sehr spannend. LEGO hätte hier einfach einen schwarzen Zweispitz beilegen können und die Sache wäre abgehakt, jedoch wurde hier nicht gespart. Es handelt sich um einen weißen Zweispitz, mit schwarzem Aufdruck, genau wie beim Original. Der Druck ist zwar leicht detaillierter geworden, von weitem erkennt man den Gouverneur dadurch aber sofort. Es ist auch schön, dieses wundervolle bedruckte Element in einem neuen Set zu bekommen, da die Preise auf eBay und Co. für das Teil in unangenehme Höhen gesprungen sind.

Vielleicht etwas weniger spannend ist die Rückseite aber ich finde Broadside ist eine rundum gelungene Figur. Weiße Hosen geben seinem Look einen eleganten Finish.

Mhh kinda sus. An imposter perhaps?!

Im Vergleich zu seinem früheren Selbst aus dem klassischen Modell sieht man, neben einer nicht von der Hand zuweisenden Flut neuer Details, auch das Problem von weißem Druck auf blauem Untergrund, welches die alte Figur nicht hatte (Da hier der Torso weiß und der Druck blau ist).

Stillgestanden! Und jetzt alle in die Kamera lächeln!

Die fünf Soldatinnen und Soldaten unterscheiden sich vor allem in ihren Gesichtsausdrücken. Alle nutzen den gleichen Torsoaufdruck. Es handelt sich aber um wirklich schön gemacht Minifiguren, welche mit Musketen und Säbeln bewaffnet bereit sind, für Recht und Ordnung zu sorgen. Oder zumindest den Befehlen des Gouverneurs Folge zu leisten, welcher von Redbeard auch gern als „der größte Pirat der Südsee“ bezeichnet wird.

Alle von ihnen tragen ebenfalls Epauletten. Ihre kommandierende Befehlshaberin in golden und alle anderen in rot. Gerade, dass die Farbe Rot hier zurückkehrt freut mich sehr, da auch diese Teile auf Bricklink bereits schwierig zu bekommen waren.

Na sowas? Die Krone hat die Uniformen ausgetauscht? Warum erfahre ich davon erst jetzt?

Drei der Soldaten tragen Shakos und einen Rucksack. Sie sind das Rückgrat der imperialen Kolonialmacht und halten stets die Augen nach etwaigen Piraten offen. Wenn es dann auf die sieben Weltmeere geht, um die gefährlichen Seeräuber zu jagen, dann vertrauen die Truppen auf die junge Dame mit dem Dreispitz und den roten Epauletten. Sie gehört zur Marineinfanterie.

Leider ist Leutnant De Martinez nicht mit von der Partie, ein Offizier ist aber in Form der Dame mit den goldenen Epauletten dabei.

Langweilig wäre es aber ohne Piraten und deshalb sind auch zwei Seeräuber im Set enthalten, welche unter Roger Redbeards Flagge segeln. Es handelt sich um die Piratendame Anne und einen weiteren Seeräuber.

Während der Pirat unspektakulär ist, handelt es sich bei Anne um den mutigen 1. Offizier des Kapitäns. Sie ist liebevoll gestaltet und man erkennt sogar ihre originale Vorlage recht gut wieder. Ich wünschte nur, sie hätte das Haarteil mit Kopftuch, welches ja existiert.

Auch die Rückseiten dieser beiden Figuren sind bedruckt und geben uns etwas mehr Detail, als die Figuren von damals hatten. Ich persönlich bevorzuge die Figuren von damals aber ich muss zugestehen, dass auch die neuen Minifiguren echt gelungen sind.

Der Torsoaufdruck der Piratendame aus diesem Set (links) ist nicht der gleiche, wie in der Barracuda Bucht (rechts)

Ich hätte mir eventuell noch zwei Soldaten mehr gewünscht und vor allem gibt es eine Figur, bei der ich es für eine echte vertane Chance halte, dass sie nicht enthalten ist. Ich spreche von Camilla. Die Nichte des Gouverneurs und der Bootsmann der Black Seas Barracuda verlieben sich nämlich unsterblich ineinander. So ist Camilla eine wichtige Figur in den Hörspielen, sowie dem Comic, zum Thema, welche leider noch nie als Minifigur umgesetzt wurde. Heute wie damals. Schade.

Da brat mir doch einer nen Seebären! Piraten stehlen Gold unter der Nase des Gouverneurs und ich bin nicht dabei?

Außerdem fehlt natürlich ein weiterer wichtiger Charakter, vielleicht der wichtigste, den die Piratenära zu bieten hat: Kapitän Roger Redbeard. Ich muss mich hier wirklich wundern, warum. Im originalen Set war er enthalten und LEGO hat sogar eine moderne Version von ihm, aus der Barracuda Bucht, den sie einfach hätten wiederverwenden können. Seine Abwesenheit wirft also insgesamt Rätsel auf. Wahrscheinlich wollte LEGO bei den Piraten auch eine Dame und einen Herren, weshalb die Entscheidung so getroffen wurde.

Die Boote

Rudere! Ich halte sie uns vom Leib!

Wisst ihr was? Ich freue mich das Dingi zu sehen, da es für mich mit dem Feeling der klassischen Piratenreihe untrennbar verbunden ist. Ich habe bereits viel zu viele dieser kleinen Bootchen, da sie in quasi jedem klassischen Piraten-Set enthalten sind.

Und genau deshalb darf es hier nicht fehlen. Es hat zwei Bänke, eine bedruckte Piratenflagge und ein Paar Ruder. Im Set von damals waren zwei Dingis enthalten. Dieses Set bietet nur eins. Nun könnte man sagen „LEGO will uns wieder nach Strich und Faden veräppeln, sparen die sich einfach eins weg! Was für ein schlechtes Remake!“ aber das werden wir hier nicht tun.

So weit die See und der Wind uns trägt, Leinen los, volle Fahrt!

Der Grund dafür ist, dass LEGO diese glorreiche Erweiterung der Flotte beilegt. Statt eines Ruderbootes für die Soldaten, bekommen sie ein kleines aber doch sehr majestätisches Segelschiffchen. Na? Wem kommt das bekannt vor? Mir auf jeden Fall. Das Handelsschiff aus Set 6277 dem Historischen Freihafen fährt in diesem Set vorbei! Das war eine Überraschung, als ich den ersten Blick auf die Box warf. Aber eine Freudige…

Auch hier sehen wir einige sinnvolle Modernisierungen im Vergleich zum Original. In Farbschema und auch Silhouette sind die Modelle sich sehr ähnlich und doch ist die neue Version glatter. An Deck ist durch aus eine gute Menge an Platz, um Figuren zu positionieren.

Krrrrah, Halsabschneider, über die Planke, über die Planke!

Es mag etwas enttäuschen, dass dem Modell der aufklappbare Frachtraum des Originals, sowie die Clips zum Befestigen diverser Waffen, fehlen aber dafür kommt die neue Version mit einem Steuerrad daher. Außerdem gibt es hier doch noch einen Clip für einen Säbel und einen Beutel, vielleicht gefüllt mit Gold. Dann dürfte aber auch Kapitän Redbeard nicht weit weg sein, denn er kann Gold ja bekanntlich riechen.

Das Heck des Schiffes ist für seine Größe durchaus Prunkvoll gestaltet und die Laterne, sowie das angedeutete Ruder wurden fast 1:1 aus dem Original von 1992 übernommen.

Wichtig sind aber natürlich auch die Segel. Ein echter Hingucker. Sie ziert das gleiche Motiv wie damals und sie bestehen aus echtem Stoff, wodurch sie sich sehr wertig anfühlen. Drei Stück an der Zahl, werden sie an diversen Stangen und auch Seilen mit Noppen an den Enden angebracht und halten ganz wunderbar. Die Bautechniken, mit denen die Seile gespannt werden und sich über den Mast legen, um das hintere Segel zu halten, gefallen mir sehr gut. Im Gegensatz zum alten Modell muss hier auch kein Seil verknotet werden. Hoch oben über den Wellen weht die gelb-rote Flagge der Handelszunft sanft in der karibischen Brise.

Die Küstenfestung

Kommen wir nun aber zur Hauptattraktion, der Küstenfestung selbst. Wir sehen, dass das Modell in Gelb und Weiß gehalten ist, mit ein paar vereinzelten dunkelroten Stellen. Diese sollen natürlich Ziegel darstellen, von denen der weiße Putz bereits abgebröckelt ist. Die Festung thront auf einem Felsen und ist von allen Seiten geschlossen.

Aber beginnen wir ganz von vorn. Unser Segelschiff kommt gerade von einer Routinefahrt zurück und legt am Pier der Festung an. Das Dock bietet genug Platz um Minifiguren zu platzieren. Hier können die Truppen der Krone Fracht entladen und in Vorräte in die Festung transportieren. Links ist auch ein kleiner Sandstrand angedeutet, auf dem sich unsere Soldaten in ihrer Mittagspause in der Sonne ausruhen können.

Der Haupteingang war eine ganz doofe Idee, Pete!

In die Festung gelangt man durch das Haupttor. Um dieses zu erreichen, müssen wir die ikonische Rampe hinaufgehen und freundlich anklopfen. Die Rampe ist sehr interessant gestaltet. Sie sitzt auf Kugelgelenken, um den richtigen Neigungswinkel zu erreichen. Selbst der Aufdruck des Originalsets wurde imitiert. Auch wenn das ein wenig unruhig wirkt, bringt es den Vorteil mit sich, dass wir ein paar Noppen auf der Rampe haben, um Figuren aufzustellen. Das Tor selbst ist vergittert. Leider gibt es aber keine zusätzlichen „undurchsichtigen“ Türen. Ganz wie im Original gibt es aber ein paar Fackeln, die hier natürlich aufwendiger gestaltet sind. Feinde der Krone werden aber keine Zeit haben die liebevoll gestaltete Außenwand zu bewundern, denn über dem Tor gibt es einen Balkon, von welchem die Soldaten mit fest montierten Musketen auf herannahende unerwünschte Eindringlinge das Feuer eröffnen können.

Have a drink on you, have a drink on me. Barrels of Whiskey all for free, all for free! 🎵

Vom Haupttor kommen wir in den Innenhof der Festung. Hier gibt es vor allem eines: Viel Platz. Das ist ideal um Soldaten zu positionieren und kleine Szenen zu stellen. Außerdem haben die Truppen des Gouverneurs hier einen Tisch, für die Mittagspause. Er ist gedeckt mit Schüsseln und Kelchen, sowie einer Lampe, für den Fall, dass die Mittagspause in die späten Abendstunden fällt. Was auch nicht fehlen darf, ist eine Flasche Apfelsaft.

An den Mauern gibt es auch noch ein paar Dinge zu entdecken. Für hitzige Gefechte finden sich hier zusätzliche Musketen und Säbel, sowie eine fantastisch gestaltete Plattform für die Kanone. Diese gefällt mir wesentlich besser, als die doch sehr einfach gestrickte Variante aus 89. Die Kanone selbst sitzt auf einem Drehteller, damit sie den kompletten Pier überwachen kann. Ich finde immer wieder erstaunlich, wie LEGO das Kanonenelement beim ersten Versuch perfektioniert hat. Während andere viele andere Teile dieser Zeit, durch moderne Versionen abgelöst wurden, bleibt die Kanone einfach bestehen. Zwar gab es damals Variationen des Elementes aber diese existierten, weil den Amerikanern schießende Kanonen viel zu gefährlich erschienen.

Um das gesamte Setup der Kanone perfekt zu machen, lässt sich diese abnehmen und steht auf Rädern, sodass sie sich auch als Bewaffnung eines Schiffes nutzen lässt und einfach generell mobil innerhalb der Basis ist. Auch eine Rammstange zum Laden der mächtigen Waffe ist dabei.

Neben der Kanone gibt es etwas tiefliegende Schießscharten. Diese sind interessant gebaut. Auch spannend ist, wie natürlich das Farbschema der Festung verläuft und an einigen Stellen durch dunkelrote „freiliegende Ziegel“ unterbrochen wird. Das schafft eine tolle Optik, ohne zu sehr abzulenken. Auf der rechten Seite des Frontwalls gibt es noch eine Palme zu sehen. Ich hatte Angst, dass LEGO die alten Palmblätter nun durch die neuen „Donkey-Kong Versionen“ ablöst, doch scheinbar können diese Teile koexistieren.

Fun-Fact: Die Blätter gab es früher in zwei verschiedenen Größen. Mittlerweile existiert aber nur noch die kleine Variante, da die größere leicht abbricht.

Können wir da nicht vielleicht, keine Ahnung, ne Sperrholzplatte drüberlegen?

Hinter der Palme befinden sich der Lieferanteneingang und damit eine fatale Sicherheitslücke der Festung. Der Eingang kann nämlich nicht verschlossen werden, was auch beim Vorbild schon so gelöst wurde.

Grab a rope on deck and pull!

Nun kommen wir zum ersten Turm. Dabei handelt es sich um den Speicher der Festung, in dem die Vorräte gelagert werden. Auf dessen Dach befindet sich der große Verladekran. Dieser ist für mich eines der Highlights und ein super Upgrade der alten Konstruktion im Originalset. Zwar wirkt er etwas groß, doch ich denke er gibt einen guten Eindruck des realen Vorbildes solcher Kräne. Außerdem soll er ja Kanonen, Baumaterial und die schwer mit Gold vollgestopften Schatzkisten des Gouverneurs über die Mauer heben können. Dazu sitzt er auf einem Drehteller und kann so vom Dock über den Innenhof, sowie von heranfahrenden Schiffen, Lasten ent- und beladen. Eine Kurbel ist im Design eingebaut, um ihn voll funktionstüchtig zu machen.

We had one million bags of the best Sligo Rags, we had two million barrels of stone. 🎵

Die Außenwand ist auch toll und abwechslungsreich gestaltet. Doch interessanter ist vielleicht noch das Innenleben. Hier sehen wir, was unsere Soldaten in ihrem Speicher haben. Ein Wasserfass, einen Sack Mehl und Kanonenkugeln.

Zudem hieven sie gerade eine Kiste gefüllt mit Pistolen über die Mauer. Da haben auch das Äffchen und der Papagei ihren Spaß.

Als nächstes ist das Gefängnis an der Reihe. Dieses Gebäude sticht vor allem durch die roten Dächer hervor, welche ich sehr gelungen finde, dafür wie einfach sie konstruiert sind. Auf dem Turm darf ein Ausguck natürlich nicht fehlen. Schließlich muss hier ja aufgepasst werden, dass niemand die Gefangenen befreit. Um einen besseren Blick ins Innere der Zelle zu erhaschen, lassen sich das Dach, sowie die linke Wand herausnehmen. Im Piratenhörspiel bzw. dem alten Piratencomic, welches zeitgleich mit den originalen Piratensets zu Thema erschien, „Der Schatz der halben Münze“ sprengt Kapitän Roger Redbeard eine Wand aus dem Gefängnis um seinen Bootsmann zu befreien. Daher passt die abnehmbare Wand super in die Geschichte der LEGO Piraten.

Alle Mann, auf ihre Positionen! DIe Piraten sind ausgebrochen!

Jedoch geht das Ganze auch etwas leiser, als die Festungsmauer zu sprengen. Dazu schauen wir in die Gefängniszelle hinein. Dort haben wir etwas Stroh, auf dem sich der Gefangene zumindest einigermaßen ausruhen kann. Wichtiger ist aber der Fluchtweg, den die Piraten hier erschaffen haben. Eine kleine Klappe im Boden führt nämlich aus dem Fort heraus.

Komm schon! Aber leise.

Durch diese Klappe rutschen die Piraten durch einen kleinen Wasserfall aus einer Höhle an der Seite der Festung in die Freiheit.

Sie haben uns entdeckt! Schnell, komm an Bord!

Ein gelungenes Spielfeature, dass sich unauffällig ins Gesamtdesign des Modells einfügt. Das hier ist zwar nicht unbedingt als Spielmodell gedacht, jedoch denke ich, dass auch die jüngeren Baumeister hier unendlichen Spaß haben können. Sofern Mama oder Papa es ihnen mal vom Regal heruntergeben. 😉

Die Rückseite des Modells ist abgeschlossen und auch hier gibt es einen weiteren kleinen Sandstrand zum ausruhen, sowie zwei weitere Palmen. Sie sind genauso gebaut, wie die, die wir bereits gesehen haben. Mr. Krabs hat es sich hier auch gemütlich gemacht.

Zurück im Innenhof angekommen, finden wir auch die Küche. Wer gut Piraten jagt, der muss auch gut essen. Deshalb gibt es hier einen Ofen, auf dem ein Kessel Soljanka bereit steht.

Das Büro des Gouverneurs thront hoch über dem Tor und ist das markanteste Designelement der Festung. Den Balkon haben wir vorhin schon gesehen und über eine Tür gelangt der Gouverneur in seine Gemächer. Das Fenster ist im originalen Modell ein bedrucktes Burgmauerstück. Hier wurde sich für eine aus Steinen gebaute Variante entschieden. Das sieht ganz nett aus, kann aber meiner Ansicht nach nicht mit dem Original mithalten.

Hoch oben auf dem Turm steht eine weitere Kanone bereit, den Piraten das Fürchten zu lehren! Außerdem weht die Fahne der Krone stolz im Wind. Das bedruckte Element ist sehr ähnlich zur Flagge von früher. Das Design wurde leicht, beinahe unmerklich, angepasst und modernisiert, was die Langlebigkeit des originalen Symboles der Blauröcke zeigt. Das Flaggenelement selbst hat seit 89 aber eine Änderung erfahren und das sind dickere Clips. DIe alten Flaggen sind notorisch dafür bekannt sehr schnell abzubrechen, weshalb ich sie und auch ihre modernen Counterparts lieber „aufschiebe“, als „anzuklippen“.

Im Inneren des Büros ist leider wenig Platz, aber zumindets bekommt Broadside einen Schreibtisch, mit Kerze und Schreibfeder, sowie einer Schatzkarte.

Die letzte Seite der Festung, welche wir uns noch nicht im Detail angeschaut haben, zeigt, wie ein weiteres bedrucktes Panel aus dem Set von 89 durch eine gebaute Alternative gelöst wurde. Außerdem gibt es hier auch zwei kleine Lücke oben im Balkon, welche gleich wichtig werden.

Die Türme lassen sich nämlich als eigene Module von der Festung abnehmen und individuell kombinieren. Modularität fehlt ja laut vielen Leuten heutzutage bei modernen Sets. Dieses Modell bietet aber genau das.

Damit lässt sich die Festung anders konfigurieren. Die Lücken im Balkon fügen sich hier zu einer Brücke zum Kanonenturm zusammen.

Nun haben wir auch die Möglichkeit das Innenleben der gebauten 3D-Platte zu begutachten. Es gibt im Inneren mehrere kleine Höhlen. Unter der Rampe befindet sich ein Fass, welches randvoll mit Goldmünzen gefüllt ist.

Was haben wir den hier?

Außerdem gibt es einen kleinen Container in der Wand, in welchem ein Brief eingelagert ist. Zunächst dachte ich auch hier an ein Easter-Egg aus „Der Schatz der halben Münze„. In dieser Geschichte befindet sich eine Hälfte der Schatzkarte versteckt im Felsen unter dem Kerker des Forts. Allerdings handelt es sich bei der Karte um eine Gravur in einer geteilten Goldmünze. Ein Brief passt daher nicht ganz, obwohl die Münze natürlich im Briefumschlag sein könnte. Vielleicht hat hier aber auch nur ein Pirat versucht geheime Briefe zu verschicken.

Wenn wir uns die andere Seite ansehen, dann könnte ich da wohl richtig liegen. Ein unglücklicher Seeräuber scheint sich in den Höhlen verlaufen zu haben. Vielleicht sind es auch seine Memoiren? Wer weiß…

Spannender für die noch, sagen wir mal, etwas aktiveren Piraten wird aber wohl der Schatzkeller sein, welcher sich durch die Luke im Hof des Forts erreichen lässt. Hier lagert der Gouverneur also seinen Schatz, nachdem ihm die Plantage von Henry Boscov auf der Insel La Sabatina nicht mehr sicher genug erscheint.

Linkerhand haben wir dann noch den Weinkeller, ähm Kirschsaftkeller meine ich, wo der Gouverneur seinen edeltsten Tropfen aufbewahrt.

Das letzt Modul ist der Innenhof der Festung. Dieser kann z.B. auch sehr gut als erhöhtes Deck genutzt werden kann, da er von allen Seiten ordentlich designt ist. Hier gibt es auch eine Falltür für unerwünschte Gäste. Oder vielleicht ein geheimer Fluchttunnel? Just Imagine…

Ein kleiner Vergleich

Hier ist das Modell im Vergleich zu seiner Vorlage. Wie schon öfter erwähnt, sind die Modelle sich in vielen Hinsichten ähnlich. Und doch sind sie zwei Seiten einer Medaille. Das neuere Modell hat ganz klar aufwendigere Bautechniken, sowie rund 2000 Teile mehr, Details im Innenraum, detailliertere Figuren.

Das alte Modell aber bietet einfach fantasievollen Spaß mit einem effizienterem Bau und einer wesentlich simpleren Teilepalette. Für jeden Nachteil den das Modell hat gegenüber seines modernen Selbst, bietet es einen Vorteil in seinem speziell für Kinder. Es ist leichter, einfacher zu transportieren und leichter zu bauen bzw. zu erweitern und den generellen Look konsistent zu halten, auch für jüngere Baumeister.

Auch gibt es Designelemente, die mir an der alten Version durchaus besser gefallen, wie die bedruckten Paneele oder die Gestaltung der Mauern. Man merkt den Modellen deutlich an, wie unterschiedlich die Bauphilosophie hinter ihnen war. Während auch die moderne Version Spielspaß bieten kann, ist sie dennoch eher als Dekoobjekt gestaltet und während die alte Version sehr dekorativ ist, lässt sich mit ihr doch besser spielen. Wir haben es also mit zwei Modellen zu tun, die trotz der gleichen Optik vollkommen verschieden sind.

Ein sinnvollerer Vergleich ist meiner Meinung nach die Barracuda Bucht und leider muss ich sagen, dass dieser dem neuen Modell nicht unbedingt gut tut. Das liegt speziell an den Preisen der Sets. Die Barracuda Bucht kostete 200 Euro, die neue Eldorado-Festung 215 Euro. Wenn ich mir aber anschaue, wie die Barracuda Bucht mein Fotostudio sprengt, muss ich doch sagen, dass mir der höhere Preis des neuen Sets Rätsel aufgibt. Fairerweise muss man hier natürlich sagen, dass wir durch diverse globale Krisen überall eine Preiserhöhung erfahren haben, die Barracuda Bucht damals exzellent eingepreist war und durch die Masten ordentlich an Volumen gewinnt. Dennoch sehe ich hier einen klaren Gewinner dieses Vergleichs und der heißt Roger Redbeard.

Gute Nachbarn, Schlechte Nachbarn

Man kann die beiden Modelle übrigens aneinander andocken. Ich wundere mich zwar warum, aber es wird in der Anleitung beworben. Da ist Nachbarschaftsstreit doch vorprogrammiert. Insgesamt sollte die Festung etwas mehr bieten um mit der Barracuda Bucht mithalten zu können. Ein paar mehr Figuren (Camilla, Soldaten, Redbeard) hätten schon ein gutes Stück helfen können.

Fazit: 10320 Eldorado Fortress

Wie ihr vielleicht gemerkt habt, sehe ich das Remake von Eldorado Fortress mit zwiegespaltener Meinung. Es gibt hier definitiv viele Highlights und das Modell wird einen Ehrenplatz in meiner Sammlung erhalten. Ein zeitloses Design und viele kleine Details, sowie ein schön gestaltetes Innenleben, machen das Set zu einem großartigen Modell. Das Schiff auf der Vorlage des Handelsschiffes aus Set 6277 ist ein absolutes Highlight und war eine tolle Überraschung, als ich den Karton öffnete. Zudem versprüht das Set definitiv den Charme der alten Sets. Das bemerke ich besonders aktiv beim Fotografieren und damit quasi dem „Spielen“ mit dem Modell. Hier hätte ich noch tausend weitere Szenen knipsen können. Ich habe keinen Zweifel daran, dass das Modell auch prima von Kindern bespielt werden kann, jedoch ist es wahrscheinlich etwas schwer und unhandlich (und teuer) um wirklich als Spielset durchzugehen. Aber die erwachsenen Fans, denen dieses Modell ein Stück ihrer Kindheit zurückgibt, sind ja die eigentliche Zielgruppe hier und für diese ist das Set eine klasse Möglichkeit, sich zurück ins Jahr 1989 zu katapultieren. Eine Schatzsuche danach, was LEGO damals alles großartig gemacht hat!

Pi-pi-pi-piraten!

Das gelb-weiße Farbschema hat mich immer fasziniert und als stolzer Besitzer des Originals, freue ich mich über die Neuauflage. Da LEGO ja mittlerweile fast schon eine Icons-Subkategorie für diese Remakes und „moderne Klassiker“ betreibt, können wir in Zukunft vielleicht auf mehr davon hoffen. Ich würde mir dafür aber wünschen, dass LEGO auch vermehrt in Richtung der Barracuda Bucht und Löwenburg geht. Anstatt eines direkt Remakes ein Design, welches inspiriert durch die klassische Ästhetik ist.

Bereit machen zum Entern!

Doch es gibt auch ein paar Nachteile im Vergleich mit anderen Modellen zum Thema, welche ich bei dem doch hoch angesetzten Preis als Schwächen erachten muss. Das Set sollte etwas mehr bieten für die 214.99€ die als UVP aufgerufen werden. Auch wenn es ein sehr gutes Set ist, denke ich nicht, dass es diesem Preis gerecht wird und ich empfehle, auf einen Rabatt oder zumindest ein GWP zu warten.

Als ich das Modell gebaut habe, wusste ich noch nicht, wie teuer es sein würde und dachte, dass sich 180-200€ richtig angefühlt hätten. Mit ein paar mehr Soldaten wäre es wohl sogar recht einfach gewesen das Preisproblem zu beheben. Wieder einmal gilt hier: Ein tolles leider sehr teures Modell. Dennoch, die Remakes und Remasters klassischer Sets wie die Löwenburg, Barracuda Bucht und der Galaxy Explorer zählen zu den besten Sets der Moderne in meinen Augen und dieses Modell tut diesem Trend keinen Abbruch.

Bewertung

Easy mateys, they haven’t gotten us yet!

Positiv Negativ
  • Remake eines absoluten Klassikers
  • Schönes Displaymodell
  • Tolle Minifiguren, neue Version der Blauröcke!
  • Nahe am Original gehalten
  • Auch als Spielmodell geeignet
  • Etwas zu teuer
  • Wo ist Redbeard?
  • Rampe etwas unruhig im Design

Vielen Dank an die LEGO Group, die uns dieses Set für unser Review zur Verfügung gestellt hat. Der Artikel gibt jedoch ausschließlich meine persönliche Meinung wieder.

Eure Meinung!

Was haltet ihr von dieser Neuauflage eines Klassikers? Werdet ihr euch das Set zulegen? Habt ihr das Original als Kind euer Eigen nennen können oder ziert es vielleicht noch heute eure Wohnung? Für welche Sets würdet ihr euch als nächstes ein Remake wünschen? Sagt es mir in den Kommentaren!

Jonas Heyer

Geht mit Johnny Thunder auf die Suche nach den Schätzen der LEGO Geschichte. Von den Gewässern Redbeards geliebter Karibik, über die Helden des Westens, bis hin zu den tapferen Rittern von Richard Löwenherz!

42 Kommentare Kommentar hinzufügen

  1. Wunderschoenes Modell und tolle, detailreiche Review. Vielen Dank!

    Ich vermisse nur Redbeard.

  2. Jetzt noch ein großes Marine Schiff und die Seeschlacht kann beginnen. 😁

  3. Sehr schön und vielen Dank für das Review.
    Ich befürchte, dass dieses Set irgendwann bei mir landen wird. Möchte einfach zu vieles daran noch optimieren. Aber ich warte noch etwas… Versuche es jedenfalls 😀

  4. Für mich eines der besten Reviews hier. Sehr umfangreich und sehr differenziert in der Betrachtung. Klasse! Danke!

  5. Vielen Dank für das tolle Review! Ich habe vor kurzem erst das das 6277 mit dem Schiffchen aus meiner alten Legokiste zusammen gesucht und aufgebaut. Auf das Eldorado freue ich mich riesig 🙂 wird definitiv ein Weihnachtswunsch…

  6. Ein schönes Set.Im Juli ist Geburtstag und meine Frau fragt mich nach einem Wunsch…. Aber der Preis ist schon wieder mal heftig. Der Hinweis auf das GWP – gibt es da Gerüchte? Ich weiß noch nicht, möchte aber schon….
    Danke für das Review, wie immer toll und sehr informativ, auch der Vergleich.

    • Es gab ein Gerücht über ein Remake von Set 6048 „Majisto’s Magical Workshop“ als GWP. Das war etwa zur gleichen Zeit als die ersten Gerüchte um dieses Set sich breit machten. Allerdings hat man seitdem nichts mehr davon gehört. Daher ist es schwer einzuschätzen, ob das GWP kommt oder nicht.

  7. Vielen Dank für die schöne Rezension zu diesem mit Spannung erwarteten Set! Wie immer ein bildgewaltiger Genuss! Insbesondere der Vergleich mit den anderen Modellen ist aufschlussreich.
    Dein Fazit mit dem zwiespältigen Eindruck teile ich allerdings.
    Ich hatte mich sehr auf diese Neuauflage gefreut, da es sich beim Eldorado-Gouverneurskastell in meinen Augen um eines der legendärsten Sets der „Goldenen Ära“ von Lego handelte und ich das Original bedauerlicherweise nie besaß; aber leider kann die neue Version nicht voll überzeugen.
    Beginnen wir mit den positiven Aspekten:
    – Die „bergige Basis“ ist gut gelungen, auch die Rampe (Letztere auch besser als bei der Löwenburg). Von den 3-D-Grundplatten war ich schon als Kind nicht so begeistert, denn sie ließen sich aufgrund der spärlichen Anbaumöglichkeiten und der abschüssigen, glatten Flächen kaum für Eigenbauten nutzen und auch nicht wirklich mit Minifigs bevölkern. Insofern hat hier Lego für meinen Geschmack alles richtig gemacht.
    – Die Figuren sind schön gestaltet und eine würdige Neuinterpretation, ähnlich wie bei der Barracuda-Bucht und den Rittersets. Bleibt das von dir angesprochene Problem des nicht deckenden weißen Drucks auf blauem Grund. Ähnliches war ja auch bei den rot bedruckten Hosen der Löwenritter zu beobachten. Das muss der Marktführer eigentlich besser können. Die Zahl der Soldaten ist m.E. ok, aber Camillas Fehlen ist echt eine verpasste Chance, und auch das Handelsschiff hätte zwei zivile Figuren als Besatzung gebraucht – z.B. die grüngewandete Figur aus dem Leuchtturm-Set.
    – Damit sind wir beim Handelsschiff: sehr schön, es hier zu sehen, allerdings (s.o.) leider ohne Besatzung. Gut, dass das bedruckte Hauptsegel nun eine passende Größe hat – schlecht, dass dafür im Gegenzug das Gaffelsegel zusammengeschrumpft wurde. Wieso? – Und nebenbei bemerkt sinkt damit leider die Chance, auch das wunderbare Set 6277 (Freihafen) mal als Neuauflage zu sehen, nahezu auf Null…
    – Kommen wir zum schwächsten Bestandteil des Sets – und das ist leider das Fort selbst. Im Vergleich zu anderen Klassiker-Neuauflagen fehlt ihm der „Pfiff“, die signifikante Verbesserung. Die neue Barracuda bekam ein Gaffelsegel als Upgrade, eine realistische, super konstruierte Ankerwinde, einen ebenso pfiffig mit neuen Bautechniken kreierte „bauchigen“ Rumpf, einen schnittigen Bug mit neuer Galionsfigur u.v.m. – und sie hatte trotzdem den vollen Charme des alten Sets. Der Galaxy-Explorer glänzt mit eleganter neuer Form und als 3-in-1-Modell – und atmet andererseits auf den ersten Blick die Classic-Space-Atmosphäre. Die Löwenburg bietet tolle polygonale Formen, grandios-authentische Erker, rosenumrankte Torbögen, gleich zwei innovative Dachdeckungen u.v.m. – und verströmt zugleich das schlicht-elegante Flair der legendären alten Burgenwelt. Auch Waldversteck und Blacktron-Cruiser bieten Innovationen bei gleichzeitiger voller Authentizität.
    Und die Eldorado-Festung? Hier fehlen am Gebäude selbst solche Weiterentwicklungen und Verbesserungen praktisch ganz, abgesehen von der runden Kanonenstellung und dem schönen Kran (der allerdings auf dem mickrigen Türmchen überproportioniert wirkt). Ja, es wurden sogar stilprägende Elemente des Originals wie die eleganten, fast herzförmigen Öffnungen an der Balustrade (zugleich Kanonen-Schießscharten) und das ziegelumrahmte Rundbogenfenster am Oberturm weggelassen bzw. verschlechtert. Das Gartenzaun-Tor am Eingang ist m.M.n. unpassend, die Nachbildung der Rundpaneele am Kranturm misslungen. In Sachen Detailreichtum kann das Fort mit den o.g. Sets auch nicht mithalten. Hier ist die Gegenüberstellung mit der Bucht ernüchternd, auch was die Größe der beiden gleich teuren Sets angeht. Aber auf Rabatte kann man bei solchen Exklusivsets ja nicht hoffen…
    Fazit: Äußerlich bildet die Neuauflage das legendäre Gouverneurskastell von Gouverneur Breitseit (so hieß er im deutschen Hörspiel) einigermaßen authentisch nach, „Grundplatte“, Kran und Schiff sind prima. Die überragende Qualität der anderen Retro-Sets erreicht das Fort aufgrund des Gebäudes selbst allerdings leider nicht.

    • Vielen Dank ersteinmal für deinen wirklich umfangreichen Kommentar 🙂

      Ich denke, dass das Set sich sehr gut für Leute eignet, die das Original verpasst haben und nicht die absurden eBay- und Bricklinkpreise für das Original bezahlen wollen. Leute die das Original besitzen, werden ebenfalls ihren Spaß mit der Neuauflage haben. Ich kann da aus Erfahrung sprechen. Der Bau und die Fotosession (was ja im Prinzip mein „Spielen“ mit dem Set ist, wo ich das Kind in mir wiederentdecken kann) haben große Freude bereitet. Aber insgesamt ist es im Vergleich zu anderen Sets „dieser Art“, wie du ja schon sagst, nur ein Remake. Das ist ein wenig wie das Cover eines Songs. Es ist schwer das Original zu schlagen und in den meisten Fällen schier unmöglich. Zum Beispiel liebe ich das Cover „Fast Car“ von Luke Combs, es ist wirklich gut, aber die Originalversion von Tracy Chapman hat einen speziellen Platz für mich, der nicht zu toppen war. Währenddessen macht der Sänger viele Songs, die mir persönlich besser als „Fast Car“ gefallen (auch als das Original). Was ich damit sagen möchte: Vielleicht hätte LEGO eher die Richtung einschlagen sollen, wie mit der Löwenburg. Ein neues Modell mit der Ästhetik der alten Modelle, was Elemente verschiedener vergangener Sets mischt. 6276 und 6277 hätte man da super kombinieren können.

      Insgesamt handelt es sich trotzdem um ein tolles Modell in meinen Augen und ich bevorzuge es gegenüber vielen anderen aktuellen Modellen. Wahrscheinlich habe ich einfach noch mehr Potential gesehen. Dann wäre es aber wahrscheinlich auch wieder ein 400€ Set gewesen.

      Was den Namen des Gouverneurs angeht (und auch des Forts), so habe ich sogar die alten Hörspiele nochmal gehört vor dem Review (beim Bau). Ich habe mich am Ende für die englischen Namen entschieden, weil LEGO nie gut darin war ein konsistente Version herauszubringen. Daher einfach die Namen, die mir am besten gefallen. Im Falle des Kapitäns sogar eine Kombination, da er entweder als Kapitän Roger oder Cpt. Redbeard bekannt war. Für mich wurde daraus Kapitän Roger Redbeard. Rückblickend wünschte ich, ich hätte das im Review dazugeschrieben xD

    • So unterschiedlich ist die persönliche Wahrnehmung.
      Generell finde es immer super, wenn Lego wieder etwas aus der Legoland Zeit bringt. Wie auch immer interpretiert.

      Am Eldorado Fortress mag ich gerade den klassischen Stil, dass man sofort wiedererkennt, welches Set uns da nochmal begrüßt. Der „Pfiff“ ist dabei der modulare Aufbau, ich finde es super schade, dass Lego sich generell von Grundplatten verabschiedet, hier wurde so aber ein echter Mehrwert (damit leider auch preislich) geschaffen. Das Set ist sehr gut bespielbar auch dank des netten Schiffes, was frei von der Fraktion her ist, jenseits von Display ist das mit Kindern auch ein Faktor.

      Die hier positiv genannte Barracuda Bay hat für mich umgekehrt viel härtere Nachteile und ist für mich das schwächere Set: Die Idee der Wandlung ist super, keine Frage, aber das Schiff gefiel mir gar nicht. Zum einem die billigen, einseitig bedruckten Segel, die es als Display Modell schwer machen (das Original oder die Clipper daneben macht das Problem unübersehbar). Zudem die mangelnde Bespielbarkeit des Rumpfes, Kanonen und Co. Bei dem Thema fehlte hier auch jegliche Gegenseite, da ist beim Eldorado weit mehr möglich. Gerade in Kombination mit dem sehr netten Creator Piratenschiff, ggf. zusätzlich in den anderen beiden Baumöglichkeiten (Taverne / Schatzinsel).

  8. Nach den bisher erschienenen Klassikern bin ich schon gespannt, was als nächstes kommt. Vllt etwas von den Insulanern? Ansonsten hatten wir ja jetzt bereits (Raum-) Schiffe und Burgen.

    • Ich denke, das wird nicht kommen. Das könnte heute wegen Rassismus kritisiert werden.
      Nicht, das ich das tun würde. Aber in der heutigen Zeit kann selbst ein Set, das in keinster Weise rassistische Aussagen treffen will, von irgendwem so gelesen werden.

      • Schwer einzuschätzen, wie LEGO das sieht. Vor einiger Zeit in cmf Serie 21 gab es einen Aztheken, weshalb Urvölker nicht ganz unmöglich erscheinen. Zudem hatte Ninjago Insulaner. Zugegeben, pinke Monster-Insulaner aber Insulaner.

        Die Darstellung derlei Völker durch die Linse des Kolonialismus ist immer eine Thematik an die mit großer Vorsicht herangetreten werden muss. Daher ist das für jeden der es versucht automatisch ein Spiel mit dem Feuer.

    • Mit der derzeitigen „Politik“ von Lego werden wir Insulaner genauso wie Indianer in absehbarer Zeit wohl nie mehr sehen – sehr schade.

      Aber kommendes Jahr wird es einen neuen mittelalterlichen Marktplatz geben – das wird sicherlich genial.

    • Wenn es einen Lego-Gott gibt, dann Model Team.

      • Ich besitze zwei Model Team Sets und hoffentlich irgendwann noch mehr. 😀 Wenn die Zeit gekommen ist, werde ich die sicher mal vor die Kamera ziehen.

        Der „Geist von Model Team“ scheint aber bei Sets wie dem Ford, dem VW Bus, Camero, etc. aber durchaus noch lebendig zu sein. 🙂

  9. Eine tolle Review zu einem grandiosen Set. Dieses Set setzt tatsächlich völlig neue Maßstäbe und stellt sogar Lions Castle und die Bay in den Schatten. Rivendell kann einigermaßen mithalten. Episch!

    • Es ist schön auch eine Gegenmeinung zu haben, jemanden, der das Set besser als die „üblichen Verdächtigen für den Vergleich“ findet! Viel Spaß mit dem Modell!

  10. Danke für das tolle Review!

    Dieses Set gefällt mir ausgesprochen gut.

    Klar kann man immer etwas zum Kritisieren finden, aber bis auf die geringe Anzahl der Minifiguren ist dies bei diesem Set meiner Meinung nach nichts Erhebliches zu bemängeln: Der Charme des alten Sets wurde eingefangen und mit den heutigen Elementen und Bautechniken verbessert (Ausnahme: das hässliche Fenster und die zu plumpe Tür des Gouverneursbüros). Also sehr schön.

  11. Ich würde mich gerne für das Review bedanken, aber ich hab’s nicht gelesen. Ich möchte mir nicht das Bauvergnügen schmälern. Das heisst, das Set wird den Weg BALD zu mir finden.
    Ich hab zwar das Original – wie auch andere Piratenwellen – verpasst, was aber nicht heisst, dass mein AFOL Herz nicht dafür brennt. Freu mich aufs Bauerlebnis und dann werde ich dieses Review nachholen. (deshalb schau ich auch kein U2be Video dazu)

  12. Danke für die schöne Review (mal wieder).
    Ich bin echt zwiegespalten. einerseits ist es als Remake einer echten Ikone wirklich gelungen. Das wirkt alles so, als würde ich das Model fast genau so bauen, wenn ich ein Remake machen wollte. Andererseits wünsche ich mir bei so einem Set auch echte Überraschungen. Die Details hab ich gefühlt alle irgendwie schon gesehen. Fässer, Kisten Flaschen, Fässer, Tisch, Kiste, Schatzkarte, Falltüren, Flasche, Kelch, Musketen Säbel Fässer, Skelett darf nicht fehlen….Fässer,
    Die Bay ist da so ganz anders. viele Anleihen an Klassisches und doch ein ganz eigenes Modell mit tollen Überraschungen in allen Ecken. Ähnlich bei der Burg.
    Gibt es neue Teile? Oder welche, die kreativ genutzt werden…. Eher nicht. Das interessanteste ist, dass aus der „Not“, dass es die 3-D-Grundplatte nicht mehr gibt, eine Tugend gemacht wurde und man sie durch Module ersetzt, die mit vielen (aber leider nicht besonders kreativen) Details versehen hat. Die Module längs aneinanderzusetzen finde ich fast schöner als die Urform.
    Ich bin ein großer Piratenfan seit deren Erscheinen und eigentlich ist es ein Muss, aber irgendwie, ich weiß nicht…. 220 ist ein hoher Widerstand.

    • Neue Teile waren, soweit ich sehen konnte nicht im Set enthalten. Vielleicht welche in neuen Farben.

      Ich finde du triffst es sehr gut. Es ist ein gelungenes Remake aber vielleicht hätte ein Remaster noch mehr „Wow-Effekt“ gehabt (z.B. Löwenburg und Barracuda Bucht)

  13. Sehr gutes Review für ein sehr gutes Set. Nach den ersten Gerüchten, dass eine Neuauflage des Gouverneur castle erscheinen soll, war ich voller Vorfreude und Neugierde auf das remake. Den Preis finde ich noch in Ordnung, obwohl es wie Eingangs erwähnt im Vergleich zur barracuda bay kleiner bzw. weniger massig aussieht. Dieses mal werde ich direkt zum release zuschlagen, die barracuda bay hab ich mir damals auf den letzten Drücker gekauft, als sie bereits Eol war. Meine Tochter spielt viel und gerne mit der bay. Ich denke, das das castle ähnlich stark bespielt werden wird. Sie ist von den Bildern schon mal sehr begeistert.
    Ich hoffe doch sehr, das die torso der blauröcke sowie einige andere Teile aus dem Set bald auch im lego store zu bestellen sind. So kann man seinen Trupp an Soldaten wenigstens etwas vergrößern.

    • Vielen Dank. 🙂

      Die FIguren werden wir bestimmt bei S&T sehen, wie auch die Falkenritter und die Löwenritter zuvor. Da spricht sicher nichts dagegen.

  14. Danke für das Review!
    Ich besitze selbst 6276, 6267 und 6265 und habe die drei zu einem recht großen imperialen Hafen verbunden. Ich hoffe, dass es die Segel in ein paar Monaten über PaB geben wird, damit ich mir ein hübsches Retro-Handelsschiff basteln kann.

    • Vielen Dank!

      Ich denke, dass du da Glück haben könntest. Die Stoffteile der Löwenburg gibt es ja auch einzeln im S&T Shop zu kaufen. Sie sind zwar recht teuer, aber immerhin 😀

  15. Aufgrund der vielen schön inszenierten Bilder kommt man ja kaum zum Lesen des Reviews selber 🙂 Mega

  16. MeinNameIstSchallUndRauch

    22. Juni 2023 um 10:08

    Deine Baumstammscheibeninseln sind grossartig!

  17. Mir ist noch etwas fehlendes aufgefallen. Die britischen Grenardiere hatten z.B. 2009 & 2015 schon bedruckte Helme mit dem typischen roten Schmuck und dem metallenen Abzeichen. Das fehlt mir hier ein wenig. Falls Lego eine Piratenserie zurückbringt, der Ministandard ist noch immer 2009 und 2015, was das angeht.

    • Ich denke der Grund dafür war, dass die originalen Minifiguren auch keinen Druck auf den Hüten hatten. Ich bevorzuge es sogar ohne Druck, aber ich verstehe, dass Leute sich einen Druck gewünscht hätten.

  18. Das Set ist nun auch bei mir eingetroffen. Etwas enttäuscht bin ich von der Qualität der schwarzen Steine:
    Die Scharniere am Boot haben bei mir einen glänzenden und einen matten Part. Das sieht etwas merkwürdig und „billig“ aus. Auch glänzt die Halterung für das Ruder am Heck deutlich mehr, als die anderen verbauten schwarzen Steine in dem Bereich (das fällt allerdings nicht so auf). Ist das bei euch auch so?

    • Dies ist mir negativ bei den azurblauen Platten aufgefallen. Die größeren Platten im Set glänzen leider enorm. Um es anschaulich zu beschreiben: Diese sind optisch wie mit Öl eingeschmiert. Nur die kleineren Platten sind wie von Lego gewohnt. Da ich viele 16×16 Platten aus 2020 u 2021 für meine Barracuda Bucht in Azurblau habe, um etwas ‚mehr Meer‘ zu haben, habe ich bedenken, ob diese bei einer Nachbestellung nun auch alle, oder zum Teil glänzen und somit untereinander evtl. zumindest von der Optik nicht mehr kompatibel sind.

  19. Die Frage ist, ob und wann das Set im freien Handel mit Rabatten erhältlich sein wird? Ansonsten tolles, ausführliches Review und auf Weihnachten ein must-have Kauf zum vorhandenen alten Eldorado… 🙂

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