LEGO Icons 10362 Französisches Café im Review

LEGO Icons 10362 Französisches Café | © Simon Brandt

Schnuckelig oder gruselig? Das am 1. März erschienene LEGO Icons 10362 Französische Café ist unter LEGO-Fans hochumstritten: Review.

Zur Vorstellung im Januar hat das LEGO-Icons-Set 10362 Französisches Café Einiges an Kritik erhalten. Das 1101-teilige Set wird für nach Teilepreis günstig wirkende 79,99 Euro UVP angeboten und ist seit dem 1. März 2025 verfügbar.

Ein Schriftzug auf dem Karton weist das Set als erstes Modell der Restaurants of the World aus, einer neuen Reihe von Architektursets. Ich bin sehr gespannt, welche Länder noch mit ihren Restaurants Pate stehen werden. Wenn man bedenkt, dass im Januar mit dem 10350 Eckhaus im Tudorstil gerade erst ein englisches Pub erschienen ist, wird wohl kaum so bald ein zweites herauskommen. In den Kommentaren schrieb eine Leserin damals, sie wünsche sich ein mexikanisches Steakhaus, was definitiv eine gute Idee ist.

Nach den Gardens of the World, die mit dem 10315 Garten der Stille und dem 10359 Springbrunnengarten 2023 und 2025 Sets erhalten haben, sind die Restaurants der Welt nun die zweite Reihe von Modellen, deren Gestaltung Platz für Minifiguren böte, ohne dass welche enthalten wären.

Wenn man nun bedenkt, dass das Französische Café das erste Modell der Reihe ist, wird sich LEGO die Verkaufszahlen sicher ganz genau anschauen, bevor es ein zweites Exemplar geben wird. Dass das Café stark negativ aufgenommen wurde, ist da eher kein gutes Zeichen für eine eventuelle Fortsetzung. Doch warum die Kritik? Das werde ich euch nun erklären. Und ihr werdet sehen, dass ihr mit eurer Meinung nicht alleine seid…

Eckdaten

Setumfang

LEGO Icons 10362 Französisches Café: Verpackung

LEGO Icons 10362 Französisches Café | © LEGO Group

Ursprünglich wollte Andres das Review schreiben und hatte daher den Karton bereits geöffnet und angefangen, das Café zu bauen. Nachdem ihm das Set aber auf Anhieb nicht gefallen hatte, und er sich auch nach Wochen nicht zum Fertigbauen motivieren konnte, hat er mir das Set und Review überantwortet. Wenn man den Karton betrachtet, könnte man also mit Fug und Recht sagen, er habe mir den Schwarzen Peter zugeschoben. Zweifellos deshalb hat er den Karton auch nicht mitversandt, sondern ein kleineres, der Modellgröße angepassteres Paket geschickt. Somit kann ich euch hier nur das offizielle Produkt-Rendering zeigen.

Im typischen schwarzen Karton geliefert, fällt auf dem Motiv kaum auf, dass das Französische Café auf einer substantiellen Basis steht, die entsprechend teileintensiv ist. Ebenfalls fällt auf, dass LEGO Bilder der Rückseite nach Kräften vermieden hat… Hm… Warum nur?

LEGO Icons 10362 Französisches Café: Anleitung

Die 208-seitige Anleitung stimmt mit einem Bild eines echten Cafés auf den Bauprozess ein. Den dazugehörigen Text könnten wir so verstehen, dass uns als nächstes ein Wiener Kaffeehaus ins Haus steht, ebenfalls keine schlechte Wahl!

Bereits beim ersten Blick hatte ich das Gefühl, dass ein asiatischer Designer für das Modell verantwortlich zeichnet, und tatsächlich weist die Anleitung den Vietnamesen Đặng Huy Huàng als Designer aus. Das erklärt für mich die immense Detailfülle der Fassade.

Aufbau

Bereits der Aufbau der Basis wartet mit einigen interessanten Bautechniken auf. So werden insgesamt 24 Bogensteine (38583/38585) ineinandergeschoben, um dem Trottoir Textur zu verleihen. Um die halbe Platte Höhe zwischen den per SNOT-Technik eingebauten Steinen und dem Boden zu überbrücken, werden Rundplatten mit offener Noppe genutzt. Die offene Noppe misst exakt eine halbe Platte, während eine geschlossene Noppe dank des hervorstehenden LEGO-Logos zu hoch wäre.

Auf dieselbe Weise beginnt der Gehweg auch am linken Ende der Basis. Weiße Palisadensteine (30136) können dank ihrer Rundung die Bögen der Bogensteine aufnehmen.

Werden nun beide Segmente vereinigt, wird die beachtliche Größe der Basis offenbar – 38 Noppen, bei 8 Noppen Tiefe. Dann werden auf völlig zufällig wirkende Weise bunte Steine, Platten und Kacheln in den Platz zwischen den Gehweg-Segmenten eingebaut. Warum man den Raum nicht komplett zugebaut hat, bleibt mir ein Rätsel.

Denn nun werden alle Noppen durch Platten verdeckt, und diese Platten abermals mit Platten überbaut. Hochstapelei, anders gesagt.

Und noch eine Schicht Platten kommt darauf, hier nun abwechselnd mit Kacheln. Links sehen wir die Rundung des Cafés, rechts die hervorragend eingebaute Schräge. Diese ist an beiden Seiten mit dem Modell verbunden. Diese Bautechnik ist besonders interessant, als da die Seiten kein pythagoreisches Tripel bilden. Stattdessen beträgt der Abstand der Scharnierplatten (2429c01, Mittelpunkt zu Mittelpunkt) knapp 8,25 Noppen (√68), was mit Steinen unmöglich nachgebildet werden kann.

In Koordinaten (von oben) betrachtet liegt der Abstand in y-Richtung bei zwei Noppen und in x-Richtung bei 8 Noppen. Genau derselbe Abstand liegt vor, wenn wir das lokale Koordinatensystem der Schräge betrachten, auch hier sind es 2 und 8 Noppen. Diese vier Seiten bilden also ein Drachenviereck mit zwei rechten Winkeln und einer langen Diagonale von √68 Noppen. So hat der Designer diese irrationale Zahl geschickt umgangen.

Weiter: Die Seitenlängen liegen bei 2 und 8 Noppen, der halbe Winkel am Scharnier rechts oben beträgt also atan(2⁄8) = 14,04°. Das müssen wir verdoppeln, um den gesamten Winkel an der Spitze zu messen, 28,07°. Der Winkel der Wedge Plate (24299) oben liegt analog bei 26,57°, passt also gut. Viel besser ist aber, dass der Winkel der Wedge Plates (41769/41770) vorn bei atan(1⁄4) = 14,04° liegt. Der Bruch ist also nur die gekürzte Version von eben und damit ist der Winkel exakt identisch zum Winkel der Scharniere. Mit anderen Worten: Die Wedge Plates grenzen über die gesamte Länge hinweg glatt aneinander. Mit nochmal anderen Worten: perfekte Geometrie!

Nach diesem kleinen Ausflug in die Mathematik geht es zurück ans Bauen: Der Innenraum wird in Schwarz und Weiß gefliest. Und wie es nun einmal so ist, lassen sich die 1 x 1-Kacheln (3070) kaum gerade ausrichten. Rechts werden einige Kacheln auf eine Weise zusammengesetzt, die deutlich dilettantischer wirkt als die Konstruktion darunter. Sie dienen aber auch nur als Auflagefläche für die Seitenwand später.

LEGO Icons 10362 Französisches Café: Einrichtung

Nun folgt die Einrichtung mit einer gewöhnungsbedürftigen Registrierkasse und einem Stuhl vor einem runden Tisch. Der Stuhl setzt auf interessante Bautechniken, ist aber extrem fragil und nur mit Mühe zu befestigen. Der Grund: Die hinteren Stuhlbeine halten nur in der halben Platte Höhe, die die Rundplatte vertikal über die Kacheln übersteht. Der eine halbe Platte hohe Hohlraum darunter bleibt leer und bewirkt, dass man den Stuhl schnell zu tief schiebt und die Steine stresst. Mal ganz abgesehen davon, dass der Stuhl dann schief steht. Dagegen gefällt mir die Lehne gut, die Ninjago-Waffenhalter (1941, neu in Light Aqua) nutzt. Doch abermals sorgt die Designentscheidung für die Rundplatte mit Stange (3661) dafür, dass die Lehne nicht perpendikulär zum Tisch ausgerichtet werden kann.

LEGO Icons 10362 Französisches Café: Eingang

In Light Nougat bauen wir den ersten Teil der Fassade, die mit dem grünen Türrahmen (42205) und neu bedruckten Türen (80683pb009) unterbrochen wird. Diese sind zwar auch bei Pick a Brick verfügbar, aber für derartige Mondpreise (3,19 Euro pro Stück), dass ich mich weiterer Erwähnungen davon enthalte.

In schönem Sandgrün folgt das nächste Segment der Fassade, weitgehend in SNOT-Bauweise errichtet. Die drei Noppen breiten Fensterrahmen (6798) sind in diesem Jahr neu erschienen und hier exklusiv in Grün enthalten. Ebenfalls neu sind natürlich die zugehörigen Scheiben (7757pb001), die analog zu ihrem zwei Noppen breiten Äquivalent (60601pb046) neu bedruckt wurden.

Der Einbau erfolgt recht wabbelig über schwarze Rundplatten (35480/77850), deren Rundungen Kollisionen mit der Schräge der Wand verhindern. Ein bedeutender Mangel am Design ist aber, dass die sandgrüne modifizierte Platte (4304) links nach hinten übersteht. Das ist zwar nur ein Millimeter, aber bei einem explizit für das Regal konzipierten Display-Modell unverzeihlich. Zudem wäre Abhilfe kein Problem gewesen, hätte man stattdessen einen modifizierten Stein (3386) genutzt. Dessen Rundung wäre auch von außen kaum wahrnehmbar und in jedem Fall baulich besser gewesen.

Wenn man die Rückwand anbaut, sieht man aber, warum die Noppe der SNOT-Platte für wichtig gehalten wurde: Sie dient der weiteren Stabilisierung der Seitenwand. Besonders hervorzuheben ist hier die Verwendung von Buchdeckeln (24093) als dünne Elemente, um den Blick durchs Fenster zur Regalwand zu verhindern. Ebenfalls hervorzuheben, aber in höchst negativer Weise, ist die Farbwahl von Rot und Olivgrün, die sich einfach nur fürchterlich beißt. Dazu kommt die offensichtlich ignorierte Tatsache, dass das Modell von hinten so unvollendet greulich aussieht.

An der linken Seite des Cafés wird über eine abenteuerliche Konstruktion aus runden Elementen versucht, die Wand ebenfalls schräg anzusetzen. Die Blume in der Vase hier ist eine gute Möglichkeit, die geringe Tiefe des Modells zu kaschieren.

Weitere runde Teile, etwa die roten Halbzylinder (68013), stabilisieren die Wand, sehen von hinten aber erst recht unschön aus.

Die Seitenwand selbst ist dann wieder ähnlich zum anderen Seitenteil konstruiert und wird von außen an die Brackets geschoben, in der frommen Hoffnung, dadurch eine feste Verbindung der Noppen zu erreichen. Die Anleitung fabuliert hier „The left side of the facade is designed as a module so you can easily slide it into place.“ Ich durfte den Teil nochmal bauen, nachdem er mir halb eingestürzt war. Aber schön, dass alles so easy ist.

Nun beginnt der Bau der Dachkonstruktion, die hier abermals durch eine Scharnierplatte eingeleitet wird. Wenn ich mich beim Studium der Anleitung nicht verguckt habe (das Modell selbst habe ich nicht hier), bilden die schräge Wand, ihre Verbindung zur Rückwand, die Rückwand selbst und die Wand rechts (von der Tür zur Rückseite) ein Drachenviereck (Merkel lässt grüßen) mit den Seitenlängen 1,5 Noppen, 1,5 Noppen, 2,5 Noppen und nochmal 2,5 Noppen. Dort, wo unterschiedlich lange Seiten aneinanderstoßen, sind die Winkel recht, die anderen beiden betragen atan(3⁄5) + 90° = 120,96° (hinten an der Rundplatte) und atan(5⁄3) = 59,04° (vorn am Scharnier).

Abermals in quietschbunten Farben wird die Ebene des Dachs begonnen, gefolgt von einem schönen Rundbogen (20309, neu in Grün) über der Tür.

Die Rückseite wird in Braun zusammengestückelt, wobei ein einziger Buchdeckel den Part rechts nur unvollständig verbirgt. Nach vorn hin wird auf interessante Weise ein Bogen in Light Nougat konstruiert, der gute Nutzung aus den im letzten Jahr neu erschienenen langen Käseecken (5404) zieht. Auch die Verkleidung mit dem Blätter- und Goldschmuck vorn gefällt mir.

Das Dach in Dark Tan ist erstaunlich klein und verdeutlicht die winzige Tiefe des Gebäudes. Zur Linken wird eine Clip-Stange-Verbindung genutzt, um die Seitenwand doch noch irgendwie stabilisiert zu bekommen. Im Ergebnis hat das Dach da ein kleines Loch, das aber kaum stört.

Architektonisch besonders interessant wird es dann mit dem oberen Abschluss der Wände, bei dem Bögen in Light Nougat über goldene Eimerhenkel (95344) gebaut wurden. Leider ist es extrem schwer, sie mittig und aufrecht weisend auszurichten. Hier sehe ich aber die Ästhetik als wichtiger an, und die ist gelungen!

Selbiges lässt sich leider nicht von dem Hauptbogen über der Tür behaupten, dessen große und unregelmäßige Spalten die gesamte Optik des Modells beeinträchtigen. Ebenso ist die Präzisionsausrichtung der Clips (98313) für den weißen Flexschlauch (2630) ausgesprochen mühselig und nur unter starkem Stress auf die stabile Schnur möglich. Immerhin ist das Schild Café Fleur (66857pb089) wirklich wunderschön bedruckt.

Zudem bedruckt sind die transparenten Buchdeckel (24093pb100), die ein schmales Glasdach bilden. Auch hier ist die Ausrichtung der Teile schwierig, ergibt aber ein wirklich schönes Gesamtbild!

Nun beginnt die Ausgestaltung des Außenbereichs. Während mir der Blumenkübel und die Topfpflanze (mit einem dunkelgrünen Bohrer, 28598) gut gefallen, sieht der Zaun hinten leider überproportional hoch aus. Ich denke, dass seine Maße sogar einigermaßen realistisch sind, der in mir verankerte Minifigurenmaßstab, der auch im Modell an vielen Stellen durchklingt, lässt sie aber unpassend erscheinen.

Auch rechts werden einige Pflanzen angebaut, zwischen denen zwei Stühle an einem Tisch stehen. Und abermals schlagen die Proportionen zurück: Die Sitzfläche der Stühle wirkt zu hoch im Vergleich zur Tischplatte. Mit einem Schild (91884) umgesetzt, gefällt mir diese an sich aber. Leider war es wieder kaum möglich, die Stühle in die Clips zu schieben, ohne dass sich die Beine lösen. Dazu kommt, dass die Clips schlicht deplatziert wirken.

Bei dem Werbeschild rechts ist das Flaggenelement (80326pb027) abermals exklusiv bedruckt. Und wieder ist es ein schwieriges Unterfangen, die über Stangen verbundenen Teile gerade auszurichten. Außerdem wird der Ständer nur am hinteren Fuß festgehalten, sodass das Schild bei leichter Berührung auseinanderklappt.

Zu guter Letzt bekommt auch die linke Seite des Cafés noch zwei Stühle, die aber schief an den Tischen stehen müssen. Auf einem gibt es ein Croissant (67338), auf dem anderen eine Tasse Kaffee (68495pb03) und eine (nicht exklusiv) bedruckte Zeitung (3068pb2122). Abermals wirken die Proportionen schlicht nicht stimmig.

Der Gipfel des Ganzen ist wortwörtlich die Laterne links, die zwar schön gebaut, aber viel zu hoch ist. So überragt sie sogar das Dach des Cafés und wirkt eher so, als wäre sie nachträglich noch angebracht worden, um die Leere links zu verbergen.

Ersatzteile

LEGO Icons 10362 Französisches Café: Ersatzteile

Unter den Ersatzteilen sind nur wenige interessante Elemente. Ein paar Pflanzenteile, goldene Elemente und die Kette reizen mich noch am ehesten.

Finales Modell

LEGO Icons 10362 Französisches Café: Finales Modell

Wie es so üblich ist, ist das Modell nach dem Ende des Aufbaus fertiggestellt und wir können es bewundern. Und auf den ersten Blick würde ich tatsächlich von einem hübschen Regalwärmer sprechen.

Von links, rechts und oben sehen die meisten Stellen stimmig aus. Bis man zur Rückseite kommt, an der nicht weniger als alles im Erdgeschoss schrecklich aussieht. Ja, das Set ist fürs Regal konzipiert worden. Aber so unverkleidet sind nicht einmal die Seitenwände von Modulhäusern, die ja auch direkt aneinandergeschoben werden.

Das Café bietet eine Fülle an Details im Außenbereich und an der Fassade. Innen ist das Modell dagegen äußerst karg eingerichtet, und einige Details entstehen nur durch fragwürdige Bautechniken.

Vielen Dank an die LEGO Group, die uns dieses Set für unser Review zur Verfügung gestellt hat. Der Artikel gibt jedoch ausschließlich meine persönliche Meinung wieder.

Fazit: 10362 Französisches Café

Selten hat mich ein Set in einen derartigen Zwiespalt versetzt wie das Französische Café. Einerseits bietet es eine aus vielen Perspektiven schön gestaltete Fassade, andererseits ist die Rückwand eine Katastrophe, die von der Qualitätssicherung nie hätte abgenickt werden dürfen. Gut, da kann man noch damit dagegenhalten, dass das Modell explizit für das Regal designt wurde, ein Argument, was man für den unrunden Bogen über dem Eingang aber definitiv nicht heranziehen kann. Und auch das hinten überstehende Element ist ein Designfehler, so gering der Abstand auch ist.

Das Set wartet mit vielen neu bedruckten und neu eingefärbten Teilen auf, was es auch als Teilespender interessant machen könnte. Vorher sollte man es aber wenigstens einmal gebaut haben, um die Bautechniken genießen zu können, vor allem die mathematisch ausgefeilte Konstruktion der Seitenwände. Leider sind die Bautechniken an anderen Stellen zum Mindesten fragwürdig.

Der in meinen Augen schönen Farbwahl mit Light Nougat und Sand Green sowie Akzenten in Medium Nougat und Grün nebst Gold stehen die Proportionen des Modells gegenüber, die vielfach falsch und inkohärent wirken. Das Modell ist nicht für Minifiguren ausgelegt, sondern leicht größer gebaut, und lässt sich aufgrund dieser Probleme auch nicht einfach umbauen.

Die Farben und schräge Front erinnern deutlich an das grandiose 10297 Boutique Hotel. Daher stellt sich die Frage, ob sich auch das Café als Basis für ein Modulhaus anbietet. In meinen Augen hat LEGO da Potential verschenkt, da selbst die Fassade ein Stück weit überarbeitet werden müsste, von der Bestuhlung und Einrichtung ganz zu schweigen. Problematischer ist allerdings die Basis. Das Trottoir ist zwar schön gebaut, verbraucht aber auch etliche Teile. Für ein Modulhaus müsste man den ganzen Kasten weglassen und stattdessen eine Grundplatte nutzen, was das Set als Teilespender dafür deutlich weniger geeignet wirken lässt.

Preislich ist das Set mit 80 Euro für 1100 Teile im Rahmen von LEGOs Vorstellungen. 7,3 Cent pro Teil scheinen in Relation zu anderen Sets sogar günstig. Nichtsdestoweniger wäre mir das Set höchstens 60 Euro wert, einfach, weil es an zu vielen Stellen Kompromisse eingeht, die mir nicht gefallen.

Kurz gesagt: Das Französische Café ist ein nettes Set, bleibt aber weit unter dem Standard von Modulhäusern zurück. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass das Café auf ein Konzeptmodell des Designers zurückgeht, der, bevor er dieses Jahr seine ersten Sets veröffentlichen konnte (also wohl 2023/2024 eingestellt wurde), das Modell als MOC konstruiert hatte. Und für ein MOC ist das Set grandios, farblich stimmig und baulich interessant. Nur bin ich von offiziellen Sets von LEGO in beiden Punkten eine höhere Qualität gewohnt. Hoffen wir also, dass das zweite Restaurant der Welt besser wird…

Bewertung

Positiv Negativ
  • Größtenteils schöne Fassade
  • Viele Details
  • Ausschließlich bedruckte Elemente
  • Viele Recolors
  • Interessante Bautechniken, gerade bei rechter Seitenwand
  • Schöne Farbwahl
  • Unverkleidete Rückwand
  • Lückenhafter Bogen über dem Eingang
  • Minimal hinten überstehendes Teil
  • Stellenweise fragwürdige Bautechniken
  • Fehlerhaft wirkende Proportionen
  • Teileintensive Basis
  • Kaum Innenraum

Benotung 🎵

Gesamtnote: 7
  • Umfang & Bauspaß: 8
  • Optik & Farben: 7
  • Minifiguren:
  • Bespielbarkeit:
  • Preis/Leistung: 6

Von 1 (mau) bis 10 (wow)

Eure Meinung!

Wie gefällt euch das Französische Café? Bleibt ihr bei der Kritik, gerade nach dem Lesen meiner eigenen? Oder könnt ihr ohne Weiteres darüber hinwegsehen, weil euch die Idee einer Architekturstudie an sich bei einem kleineren Preis als bei Modulhäusern überzeugt? Äußert eure Meinung gern in den Kommentaren!

Simon Brandt

Seit frühester Kindheit begeisterter LEGO-Fan und sammelt vor allem City und Creator.

13 Kommentare Kommentar hinzufügen

  1. Es sieht halt aus wie 30 Euro, wenn man es z.B. im LEGO-Store vor sich sieht. Man sieht auf den ersten Blick wirklich nicht, wo die Teile alle stecken sollen. Dort, wo man es sieht, sieht man vorwiegend 1 x 1 und 1 x 2 Teile und die Kombination aus beiden Faktoren lässt einen schnell in Frage stellen, für was man da eigentlich bezahlt. Selbst 60 Euro wären noch happig. Das würden dann nur die üblichen Rabatte regeln. Davon abgesehen finde ich es ja schon irgendwie knuffig, egal ob es jetzt etwas unproportional aussieht oder die Bautechniken etwas zusammengestümpert wirken. Man kann halt bei dem Preis nur nicht wirklich darüber hinwegsehen und würde erwarten, dass LEGO einem das schmackhafter macht.

  2. Im Prinzip kann ich dir voll und ganz zustimmen. Von vorne hui, von hinten pfui. Klar kann man das mit der Wand anbringen, aber so wird man letzten Endes der Möglichkeit beraubt, es auch mal leicht anders als geplant zu positionieren. Selbst ohne Umbau hätte da eine einheitliche Farbe der Rückseite schon Wunder bewirkt. Aber egal, ich bleibe bei den Modular Gebäuden und stelle auf das Regalbrett vor meine Bücher lieber was anderes 🙂

  3. Euch allen einen schönen Sonntag und dir, Simon, danke für dieses Review.
    Um die Eingangsfrage zu beantworten: für mich ist das Set einfach nur gruselig! Ich habe es mir in den letzten Wochen immer mal wieder angeschaut und ich würde es auch nicht als Teilespender kaufen, obwohl die Einzelteile ja insgesamt ca.170 Euro kosten würden bei PaB. Für mich wirkt das Set ziemlich hingeklotzt und lieblos, von der Rückseite mag ich gar nicht reden. Die Farbwahl macht es so unruhig und der obere Eingangsbereich zerstört für mich alles. Dabei finde ich die Idee für diese Reihe sehr interessant. Bin gespannt, ob als nächstes wirklich ein Wiener Caféhaus kommt und wie das dann umgesetzt wird.
    Der Springbrunnengarten aus der Reihe Gärten der Welt hat mich am Anfang auch nicht so überzeugt, aber den habe ich mir mit nur wenigen zusätzlichen Teilen „schön“ gebaut. Dieses Potential sehe ich beim Französischen Café nicht.

  4. Danke für das differezierte Reviuw! Hat viel Freude beim lesen gemacht.
    Leider wird das Set dadurch nicht besser und die Frage, ob man ausser lieblos verbauten Teilen was bekommt ist eher negativ behaftet. Wird also eher nicht auf dem Bautisch landen. 😉

  5. Danke erst mal für das – gewohnt – gute und informative Review.

    Ich bin irgendwie hin und hergerissen bei diesem Set:
    Tolle Fassade – aber zu wenig „Substanz“ – Die Rückseite stört mich sogar weniger als erwartet
    Erster Reflex – Teilespender – aber ein genauerer Blick in die Teileliste sagt mit wieder – zu wenig Substanz
    Andererseits tolle (bedruckte) Teile – aber 4! Seiten Teileliste – im Vergleich NUR 2 Seiten beim Springbrunnengarte oder Garten der Stille
    Alles in Allem denke ich, dass mit bereits großem Fundus das auch als Teilespender nicht unbedingt geeignet ist (alle drei) – alle drei sind auf meiner Liste – aber die ist lange und muss erst abgearbeitet werden.

    An allen drei stört der Sockel – ich will die sets ja für die Stadt – andererseits sind die Sockel ja diejenigen mit den interessanteren größeren Teilen

    ICh komme zu keiner endgültigen Meinung

  6. Finde es gruselig und Überteuert.
    und was Mondpreis angeht guck dir ma die Baby MF bei PaB an liegt auch bei 4€ das Stück wtf

    • Die Babys sind wenigstens niedlich… Und ich kann mich nicht ganz von der Schuld an den Preisen lossprechen, da ich auch schon welche bei PaB gekauft und LEGO damit die Validität der Preise bestätigt habe…

  7. Simon, es ist verhext! Da hatte ich das Set erfolgreich vergessen – die Steine in light nougat, die bedruckten Fensterelemente, Türen und Buchdeckel, das „Tonnengewölbe“ über der Tür sowie die Winkel hatten mein Interesse sehr nachhaltig geweckt – nun kommt Deine Rezension … Damit steht es fest, ich MUSS Deine Ausführungen zur Geometrie live im Bauprozess nachvollziehen. Ich freue mich darauf. Schon klar, dauerhaft bleiben wird es nicht, alle Regalflächen vor den Büchern sind längst besetzt, aber ich könnte mir vorstellen, irgendwann doch die Challenge anzunehmen, es in ein Modular Building umzumodden. Aktuell ist bei mir alles sehr rechtwinklig, das geht auch anders! Q.e.d. Und: Die Schubladen mit den Steinen in light nougat und sand green sind wohlgefüllt! Vorfreude! Ich beobachte dann. mal die Preise! Ganz viele Grüße!

  8. Danke für das tolle und aufschlussreiche Review.

    ABER:
    Der in letzter Zeit leider inflationär zu beobachtende Hang zu immer mehr Kleinstteilen in Sets lässt sich auch hier sehr gut sehen. Ich habe mir mal die Mühe gemacht, in der Anleitung durchzuzählen, von den 1101 Teilen, die den Teilepreis scheinbar gut aussehen lassen sind 367 Teile, die 1×1 oder kleiner sind. Das ist ziemlich genau 1/3.
    Vor diesem Hintergrund finde ich den Preis unverschämt. Und das ist auch das Gefühl, was man hat, wenn man das Set aufgebaut im Laden sieht. Es sieht einfach nicht nach 80€ aus, bzw. man fragt sich, wo die ganzen Teile stecken sollen, wie es hier schon einigen Kommentatoren ging.

    Meiner Meinung nach ist das Shrinkflation. Bei Chips sind weniger Chips bei gleichbleibender Tütengröße, bei Lego sind es eben immer kleinere 1×1 Teile bei gleichbleibender Teilezahl.

  9. Tolles Review, danke! Netter Ausflug in die Mathematik, mein damaliges erstes Abi-Fach und auch heute noch großer Bestandteil meines Jobs.

    Das Set selbst punktet bei mir nicht. Die hässliche Rückreite wäre mir noch egal, sieht eh keiner. Und die überstehende Ecke hätte ich einfach abgefeilt, da bin ich absolut schmerzbefreit. Aber ich finde das Set einfach nicht hübsch, es spricht mich nicht an. Ich habe es aufgebaut im Lego Store gesehen. 79,99 Euro stand da dran. Ich nehme an, die Vitrine war inklusive, ansonsten können die den Preis für dieses winzige Ding doch nicht ernst nehmen.

  10. Gäbe es den Goldenen Windbeutel auch für Spielwaren, so wäre dieses Set sicherlich ein Favorit für das Jahr 2025.
    Es ist im gesamten gesehen einfach eine Unverschämtheit und man kann nur hoffen dass der Markt das bestätigt.

  11. Lieben Dank für den Eifer, dieses Review zu schreiben, Simon! Du hast es ja oben bereits betont: Ich bin gescheitert. Es ist das erste Set, das ich nicht zu Ende gebaut habe. Aber das ist das Schöne an einem Hobby: Geschmäcker unterscheiden sich, auch in einem Hobby-Segment. 🙂

  12. Hallo Zusammen,
    ich habe das Set in meiner LEGO Flatrate bekommen und es zusammen mit meiner Frau gebaut.
    Ich muss sagen, das wir sehr viel Spaß hatten und uns das Ergebnis auch sehr gut gefällt. Die Rückseite stört mich dabei überhaupt nicht, Ich habe aber auch keine Probleme mit dem bunten Inneren bei Lego.
    Wir hatten sogar überlegt das Set im Angebot zu kaufen und es dann nochmal zu bauen und zu behalten.

    Allen allzeit viel Spaß beim Bauen!

    VG Micha

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